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© dpa

Arbeitsplätze: Siemens baut um - von oben nach unten

Der Konzernchef von Siemens, Peter Löscher, schließt einen Stellenabbau nicht aus. Vorerst hat er den Segen der IG Metall.

München - Die größten Manager haben bei Siemens künftig auch die größte Verantwortung – das ist buchstäblich so, jedenfalls ganz an der Spitze: Wie die Orgelpfeifen reihten sich die Mitglieder des neu formierten Vorstands am Donnerstag in München zum Gruppenbild auf. Neben dem 1,95-Meter-Mann Peter Löscher, der als Vorsitzender für den gesamten Technologiekonzern zuständig ist, stand Heinrich Hiesinger: Der neue Vorstand für den Sektor Industrie verantwortet ein Geschäft im Volumen von 40 Milliarden Euro. Es folgten Wolfgang Dehen für den Sektor Energie mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Euro und Erich Reinhardt für den Sektor Gesundheit (elf Milliarden Euro).

Die neue Führungsstruktur gilt ab Neujahr und ist erst der Anfang, wie Löscher deutlich machte. Nicht nur die Struktur solle anders werden, sondern die ganze Führungskultur. „Diese Kulturveränderung ist ein mehrjähriger Prozess“, kündigte Löscher an. „Unser Vorteil ist, dass das Geschäft brummt.“ Künftig träfen nicht mehr Gremien, sondern Einzelpersonen Entscheidungen. Trotzdem soll nicht alles anders werden: „Siemens war, ist und bleibt ein integrierter Technologiekonzern“, sagte Löscher.

Die drei Sektoren werden in 15 Divisionen unterteilt. Deren neue weltweiten Leiter sollen Anfang Dezember benannt werden. Dafür gebe es einen klaren Auswahlprozess, sagte Löscher. „Wir werden weniger Führungskräfte haben, aber es werden die besten sein.“ Nachdem die Spitzen der Divisionen feststehen, wird auch die Struktur der darunter liegenden Geschäftseinheiten neu bestimmt. Heute zählt Siemens 60 Geschäftsgebiete. Löscher macht klar, dass die neue Struktur für die weltweit mehr als 470 000 Mitarbeiter des Konzerns große Veränderungen bringen wird. „Wird das geräuschlos abgehen? Nein, es wird Geräusche geben, selbstverständlich.“ Siemens werde bei dem größten Umbau seit knapp 20 Jahren schlanker und schlagkräftiger. Die straffere Struktur – zwei Führungsebenen fallen weg, und der Vorstand schrumpft von elf auf acht Mitglieder – werde sich bis nach unten hin fortsetzen. Einen Stellenabbau schloss Löscher nicht aus, nannte aber keine Zahlen.

Den grundsätzlichen Segen von IG-Metall-Chef Berthold Huber hat Löscher. Das Konzept wende sich ausdrücklich gegen eine Zerlegung des Konzerns in seine Einzelteile, sagte Huber. „Hier hat Herr Löscher Wort gehalten.“ Die Gewerkschaft und der Gesamtbetriebsrat mahnten aber, dass die Umstrukturierung sozialverträglich gestaltet werden müsse.

Die neue Struktur soll Siemens nicht nur schneller und wettbewerbsfähiger machen, sondern vor allem profitabler. „Wir wollen Weltspitze sein in allen unseren Arbeitsgebieten, auch bei der Ertragskraft“, sagte Löscher. Noch liegt Siemens in vielen Fällen weit hinter den jeweiligen Wettbewerbern zurück – vor allem auch gegenüber dem wichtigsten Konkurrenten General Electric. Daher will Löscher die Renditevorgaben anheben. „Spitzenleistungen mit höchsten ethischen Anspruch“ verlangt er von seinen Managern. Die neuen Ziele für die Sektoren Industrie und Energie will er im Januar verkünden, die Vorgabe für den Sektor Gesundheit wurde bereits Anfang November auf eine Ergebnismarge von 14 bis 17 Prozent angehoben. „Wir werden die Zielmargen deutlicher an den Wettbewerbern ausrichten“, sagte Löscher. „Und wir werden ambitioniert sein.“

Nichts Neues zu verkünden gebe es dagegen in Sachen Korruptionsaffäre. Nur so viel sagte der Vorstandschef: dass er „in den kommenden Wochen“ gemeinsam mit Hiesinger zu einem Gespräch mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC in die USA reisen werde.

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