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Wirtschaft: Arbeitsplatz in der Nähe einer Steckdose

Für IBM-Chef Lamberti hat die Zukunft längst begonnen / Auf der Funkausstellung nicht vertretenVON PETER BOLM BERLIN.Punktuell seien die Deutschen im weltweit organisierten Wettlauf um die besten Lösungen der kommenden Informationsgesellschaften im Rückstand, sagt Hermann-Josef Lamberti mit freundlicher Zurückhaltung.

Für IBM-Chef Lamberti hat die Zukunft längst begonnen / Auf der Funkausstellung nicht vertretenVON PETER BOLM

BERLIN.Punktuell seien die Deutschen im weltweit organisierten Wettlauf um die besten Lösungen der kommenden Informationsgesellschaften im Rückstand, sagt Hermann-Josef Lamberti mit freundlicher Zurückhaltung.Lamberti ist einer von über 230 Generalmanagern in einem international operierenden Konzern, für den nationale Horizonte ohne Bedeutung sind.Da ist es dann auch keineswegs verwunderlich, wenn der Geschäftsführer der IBM Deutschland GmbH erklärt, auf der Berliner Funkausstellung nicht präsent zu sein.Das sich auf der IFA rund um Soft- und Hardware alles tummelt, was Rang und Namen hat, und auch IBM mit seinen Produkten immer an Schnittstellen der Consumer Electronic zu finden ist, taugt nicht als Argument.Hier zählen nur die Kosten.Allein für die CeBIT in Hannover zahlt IBM für Standmiete, Ausstattung und 1500 Mitarbeiter vor Ort rund 20 Mill.Dollar. Die IFA-Abstinenz verrät Stärke.In einem Gespräch mit Berliner Wirtschaftsjournalisten sagte Lamberti am Dienstag abend, daß die Standfestigkeit seines Konzerns einer hausgemachten Strategie zu verdanken ist, die sich gegen den geballten Sachverstand "aller McKinseys dieser Welt" durchgesetzt habe.Nur die Großen kämen ganz vorne mit und bestimmten Tempo und Schrittfolge.Dennoch ist Lamberti der Meinung, daß selbst Microsoft allein nicht in der Lage ist, die innovativen Zukunftsmärkte zu beherrschen.Nur die Richtung der dynamischen Prozesse ist erkennbar.Der einzelne Player liefert seine Teilbeträge und findet sich auf dem Weg in die sich veränderte Gesellschaft in immer neuen Verbünden, Allianzen und Kooperationen wieder. Wer den technologischen Anschluß nicht verschlafen will, tut gut daran, sich ständig der Elemente bewußt zu sein, die das Ausmaß der Veränderung deutlich werden lassen.Die wichtigste Erfahrung innerhalb der in Bewegung geratenen Prozesse ist für den IBM-Chef das Ende von Ort und Zeit.Regionale Befindlichkeiten spielen keine Rolle mehr, alles ist mit allem vernetzt, die Welt ist über 24 Stunden an sieben Tagen geöffnet.Nicht ohne Hinweis auf die eigene Produktpalette verweist Lamberti auf die bestimmende Kraft der Datenhighways, die mit zunehmender Intensität Distanzen verkürzen und ungeahnte Informationsströme freisetzen.Das Internet wird zum Pulsschlag der Entwicklung.Da hat Lamberti keinen Zweifel: Geschäftswelt, der Arbeitsalltag und das private Umfeld werden sich grundlegend verändern.Alter, Bildung oder sozialer Status passen sich den Gegebenheiten an und schaffen sich neue Gesetzmäßigkeiten.Geprägt durch die rationale Sprache einer jedermann zugänglichen und jedem Zweck dienlichen Anwender-Software wird sich die Gesellschaft der Massen in eine Gesellschaft der Individuen verwandeln.Stempeluhr und Werkstordenken werden dabei genauso der Vergangenheit angehören wie die großen Verwaltungsgebäude der Konzerne.Wichtig wird der Arbeitsplatz in der Nähe einer Steckdose, die das intelligente Innenleben und ihre mit Hilfe einer Smartcard geöffnete Funktion als Nabelschnur zu den neuen Informationswelten nur noch ahnen läßt.Will Deutschland zu denen gehören, die mit als erste ins Ziel kommen, muß es, so Lamberti, seine Strukturen den neuen Herausforderungen anpassen.

PETER BOLM

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