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Wirtschaft: Arbeitszeit bis zu 50 Stunden die Woche?

Gewerkschaften und SPD erteilen der Forderung von Wissenschaftlern eine deutliche Absage

Berlin In der Debatte um Arbeitszeitverlängerungen haben SPD, Regierung und Gewerkschaften am Dienstag Forderungen nach einer vorübergehenden Einführung der 50-Stunden-Woche abgelehnt. SPD-Generalsekretär Uwe Benneter nannte die Diskussion „Unsinn“. Arbeitszeiten müssten individuell an die betrieblichen Notwendigkeiten angepasst werden, sagte er. Der DGB sprach von einer „arbeitnehmerfeindlichen Kampagne“.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, sowie CommerzbankChefvolkswirt Ulrich Ramm hatten Arbeitszeiten von bis zu 50 Wochenstunden als Mittel gegen die Verlagerung von Jobs ins Ausland vorgeschlagen. „Scharfmacher in Politik und Wirtschaft“ würden die Arbeitszeitverlängerung in zwei Siemens-Betrieben dazu nutzten, für „generelle Arbeitszeitverlängerungen und Lohnkürzungen Front zu machen“, hieß es in einer Erklärung des DGB-Vorstands zu der Debatte. Wer eine unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit fordere, „ignoriert in zynischer Weise die vorhandene millionenfache Arbeitslosigkeit“. Auch Siemens-Chef Heinrich von Pierer äußerte sich ablehnend. „Dass wir über die 50-Stunden-Woche reden und die Leute verunsichern, wird uns nicht viel weiterführen“, sagte von Pierer in München. Siemens hatte sich kürzlich mit der IG Metall auf eine Verlängerung der Arbeitszeit auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich an zwei Standorten in Nordrhein-Westfalen geeinigt.

Zimmermann bekräftigte unterdessen seine Forderung: „Um Jobs zu sichern, müssen auch mal 50 Stunden pro Woche gearbeitet werden“, sagte er in Berlin. Es gehe darum, „einen breiteren Korridor zu ermöglichen, in dessen Mitte vielleicht die 40-Stunden-Woche steht, aber in dem auch 30 Stunden und 50 Stunden möglich sind.“ Kritik an Zimmermann äußerte Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates. Kostenlose Mehrarbeit sei zwar für das einzelne Unternehmen eine gute Sache, für die Volkswirtschaft insgesamt bestehe aber die Gefahr, dass die Kaufkraft zurückgehe. In Japan hätten Lohnsenkungen zu einer Deflation geführt, aus der das Land bis heute nicht wieder herausgekommen sei.

Der mächtige Metall-Tarifbezirk Baden-Württemberg erteilte einer Arbeitszeitverlängerung eine deutliche Absage. „Wir müssen den Bezugspunkt 35 Stunden, unseren erkämpften tariflichen Standard, in den Betrieben verteidigen“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann in Karlsruhe. Tsp/dpa

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