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Arm & Reich: Top-Verdiener zahlen weniger Steuern

Top-Verdiener müssen weltweit immer weniger Steuern zahlen. In den vergangenen sechs Jahren sank der Spitzensteuersatz weltweit im Schnitt von 31,2 Prozent auf 28,9 Prozent. Doch mit den sinkenden Spitzensteuersätzen könnte allerdings bald Schluss sein.

Berlin - Top-Verdiener müssen weltweit immer weniger Steuern zahlen. In den vergangenen sechs Jahren sank der Spitzensteuersatz weltweit im Schnitt von 31,2 Prozent auf 28,9 Prozent. Dies geht aus einer am Montag vorgelegten Studie der Beratungsgesellschaft KPMG zu den Steuersätzen in 86 Ländern hervor. Demnach haben 37 dieser Länder ihren Steuerhöchstsatz gesenkt.

Deutschland liegt mit einem Spitzensteuersatz von 45 Prozent im oberen Bereich. Den höchsten Steuersatz für Top-Verdiener haben Dänemark mit 62,3 Prozent, Schweden mit 56,7 Prozent und die Niederlande mit 52 Prozent.

Die Höhe des Spitzensteuersatzes sagt allerdings noch nichts darüber aus, ab welchem Einkommen dieser fällig ist. Daher verglichen die KPMG-Wirtschaftsprüfer auch die Steuerbelastung bei einem bestimmten Einkommen. So muss ein Bundesbürger mit einem Einkommen von 100 000 Dollar (rund 70 000 Euro) 20,1 Prozent Steuern zahlen. Damit liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. Auch bei einem Einkommen von 300 000 Dollar (rund 210 000 Euro) liegt die Steuerlast mit 35,6 Prozent im Durchschnitt.

Aber auch dieser Vergleich zeigt noch nicht die ganze Wahrheit. Denn hierzulande müssen Gutverdiener durch die Beitragsbemessungsgrenzen nur für einen geringen Teil ihres hohen Einkommens auch Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Wer in Deutschland umgerechnet 300 000 Dollar pro Jahr verdient, zahlt nur für 5,3 Prozent davon Sozialabgaben. Das ist deutlich weniger als in vielen anderen europäischen Staaten. Insgesamt liegt Deutschland damit auf Platz 20 aller untersuchten Staaten. Dies bedeutet, dass die Top-Verdiener hierzulande weniger Steuern und Abgaben zahlen als etwa in den skandinavischen Ländern, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Mit den sinkenden Spitzensteuersätzen könnte allerdings bald Schluss sein. „Angesichts der zahlreichen staatlichen Rettungspakete und der steigenden öffentlichen Verschuldung erwarten wir steigenden Druck auf die Steuersätze“, erklärte KPMG-Experte Rosheen Garnon. Erste Anzeichen für dieseTrendwende gebe es bereits. Nachdem Irland den Spitzensteuersatz schon in diesem Jahr um fünf Prozent erhöht habe, plane Großbritannien eine Erhöhung ab 2010 um zehn Prozentpunkte. Auch in den USA erwarten viele eine Erhöhung der vergleichsweise niedrigen Spitzensätze.

Alles in allem zahlen die Bürger der Europäischen Union die höchsten Steuersätze, gefolgt vom asiatisch-pazifischen Raum. In Deutschland liegt der Spitzensteuersatz seit dem 1. Januar 2007 bei 45 Prozent. Er greift in diesem Jahr bei einem Einkommen ab 250 401 Euro für einen Ledigen beziehungsweise 500 802 Euro für Verheiratete. Ab dem kommenden Jahr wird die Grenze auf 250 731 Euro erhöht. Daniel Gratzla

Daniel Gratzla

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