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Wirtschaft: Armani per Mausklick

Der Verkauf von Designermode im Internet boomt

Düsseldorf - Klick, klick, klick. Der Designerladen Yoox.com ist ein virtueller Kramladen. Schaufensterpuppen mit Armani oder Jil Sander am virtuellen Leib lassen sich um die eigene Achse drehen, eine „Schatztruhe“ mit den Wunschklamotten füllen – und unter „Vintage“ Designklassiker des vergangenen Jahrhunderts entdecken. Das Konzept des in Europa, Amerika und Japan präsenten Onlineshops Yoox ist Erlebnis-Shopping.

„Yooxing“ nennen Fans das virtuelle Stöbern. 2,5 Millionen Besucher klicken eigenen Angaben zufolge Monat für Monat bei Yoox vorbei – Tendenz steigend. Seit der Gründung vor sechs Jahren in Bologna hat sich das Start-up rasant entwickelt. 2005 stieg der Umsatz um 47 Prozent auf 53 Millionen Euro, und seit 2002 schreibt die von Finanzinvestoren geführte Firma schwarze Zahlen.

Und nicht nur Yoox verkauft Mode erfolgreich online. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kauften die Deutschen 2005 für 808 Millionen Euro Bekleidung im Netz, knapp neun Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. An der realen Ladentheke hingegen stagniert der Umsatz. Die Marktführer im Netz sind nach wie vor traditionelle Versandhändler wie Otto und Neckermann, die nicht mehr nur auf ihre Kataloge setzen, sondern auch ihre Websites weiterentwickeln. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Bekleidung, Textilien und Schuhen, dem nach Angaben des Einzelhandelsverbands mit 40 Prozent Anteil und einem Jahresumsatz von 12,2 Milliarden Euro traditionell stärksten Segment.

In den Anfängen steckt das Onlineangebot noch bei den Modekonzernen. Bei Gerry Weber und Escada bewegen sich die Umsätze auf niedrigem Niveau, und Hugo Boss verzichtet ganz auf einen Auftritt im Netz. „Es gibt auch noch keinen konkreten Plan für einen E-Shop“, sagt ein Sprecher. Dabei attestieren Branchenbeobachter Markenherstellern gute Chancen im Internet – gerade weil das „look and feel“ fehlt. „Die Markenorientierung ist im Netz extrem hoch, da Erfahrungswerte bei Qualität und Passform das Anprobieren ersetzen“, sagt Hansjürgen Heinick von der Unternehmensberatung BBE.

Offensiver treten Modekonzerne auf, die die Wertschöpfungskette vom Entwurf bis zur Ladentheke beherrschen. Esprit nutzt den eigenen Onlineshop, um neue Kollektionen vorzustellen und das Lager zu räumen. Auf dem Vormarsch ist auch H&M. Die Schweden wollen nach Tests in den Niederlanden in Deutschland online durchstarten. In Deutschland gelten inzwischen mindestens zwei weitere Adressen als etabliert: Herrenausstatter.de und Dress-for-less.de. Zeit, den Kaufrausch im Netz zu bereuen, lässt Dress-for-less nicht. Die bestellten Kleider werden binnen 24 Stunden verschickt – für maximal 3,90 Euro Porto. Die Rücksendung ist gratis.

Tanja Kewes (HB)

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