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Wirtschaft: Arzneimittel unter Verdacht: Weiterer Schock für die Bayer-Aktionäre

Der Bayer-Konzern hat die Märkte mit einem starken Gewinneinbruch im zweiten Quartal erneut schockiert. Nachdem die Aktie des Chemie- und Pharmakonzerns nach dem Rückruf eines seiner umsatzstärksten Medikamente schon am Mittwoch um mehr als 17 Prozent eingebrochen war, fiel der Kurs am Donnerstag um gut drei Prozent auf 36,10 Euro.

Der Bayer-Konzern hat die Märkte mit einem starken Gewinneinbruch im zweiten Quartal erneut schockiert. Nachdem die Aktie des Chemie- und Pharmakonzerns nach dem Rückruf eines seiner umsatzstärksten Medikamente schon am Mittwoch um mehr als 17 Prozent eingebrochen war, fiel der Kurs am Donnerstag um gut drei Prozent auf 36,10 Euro. Für das Gesamtjahr hat der Konzern die Gewinnprognose erneut nach unten korrigiert und die Streichung von 1800 Stellen angekündigt.

Die Halbjahreszahlen des Bayer-Konzerns waren noch schlechter, als von vielen Analysten erwartet. Im ersten Halbjahr sank der Konzerngewinn um drei Prozent auf zehn Milliarden Euro, das operative Ergebnis um 23 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. "Diese Entwicklung des Ergebnisses ist sehr enttäuschend", sagte Bayer-Vorstandschef Manfred Schneider. Der Konzern-Umsatz kletterte dagegen im ersten Halbjahr um acht Prozent auf 15,6 Milliarden Euro.

Aufgrund des Vermarktungsstopps für das cholesterinsenkende Mittel Lipobay/Baycol, der am Mittoch per Ad-hoc-Mitteilung bekanntgegeben worden war (siehe Lexikon) und der allgemeinen Konjunkturschwäche müsse der Konzern für das Gesamtjahr "von einem erheblich unter unseren bisherigen Erwartungen liegenden Ergebnis ausgehen", sagte Schneider. Allein für das Gebiet Gesundheit rechne Bayer mit einem "um 40 bis 50 Prozent unter unseren bisherigen Erwartungen liegenden Ergebnis". Pharma-Analystin Petra Meyer von Sal. Oppenheim wertete das Halbjahresergebnis insgesamt als "Katastrophe". Bayer müsse sich insbesondere im Pharmabereich neue Lösungen einfallen lassen.

Der unter Druck geratene Leverkusener Konzern kündigte am Donnerstag zunächst an, weltweit 1800 Stellen zu streichen, einen Teil davon nach Auskunft eines Sprechers auch in Deutschland. Außerdem sollen 15 Produktionsstätten geschlossen werden. Wie viele Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sind, wollte der Bayer-Sprecher am Donnerstag nicht sagen. Bei dem weltweiten Stellenabbau solle es hier zu Lande bis 2004 keine betriebsbedingten Kündigungen geben, hieß es in der Mitteilung. Insgesamt beschäftigt der Konzern 117 300 Mitarbeiter. Bereits im letzten halben Jahr waren 700 Arbeitsplätze abgebaut worden.

Die neuen Stellenstreichungen und weitere Kostensenkungen sollen bis 2005 Einsparungen von bis zu 1,5 Milliarden Euro (rund 2,9 Milliarden Mark) jährlich bringen. Der größte Betrag solle mit über 700 Millionen Euro bei den Polymeren (Kunststoffen) eingespart werden, sagte Finanzvorstand Werner Wenning am Donnerstag auf einer Analystenkonferenz. In der Sparte Gesundheit sollen 600 Millionen Euro eingespart werden. Durch neue Betriebsstrukturen, verbesserte Vertriebswege und ein strafferes Sortiment kommen 200 Millionen Euro aus der Chemie hinzu. Ausgenommen von dem Sparprogramm ist nur der Geschäftsbereich Landwirtschaft, der sich weiterhin positiv entwickelt. Die geplante Übernahme der Aventis-Pflanzenschutzsparte Crop Science werde wie geplant weiter verfolgt, hieß es.

Bereits vor dem Vermarktungsstopp des Mittels Lipobay/Baycol war der Gewinn im Bayer-Konzern eingebrochen. Wegen der schlechten Chemiekonjunktur und eines Ergebniseinbruchs bei dem gentechnisch hergestellten Medikament Kogenate Ende Juni - Bayer musste die Produktion nach Einwänden der US-Zulassungsbehörde FDA aussetzen - wurden die Ertragsziele in 2001 bereits zwei Mal nach unten korrigiert. Bayer war am Donnerstag mit einem Minus von bis zu sechs Prozent erneut Tagesverlierer im Dax und hat seit Mittwoch mehr als sieben Milliarden Euro an Börsenwert verloren.

pet

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