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Wirtschaft: Asiatische Grippe breitet sich in den USA aus

WASHINGTON. .

WASHINGTON. .Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, daß die US-amerikanische Wirtschaft doch von der asiatischen Grippe infiziert wird.Die Symptome treten noch nicht ganz klar zutage, sie lassen sich aber mit leidlicher Sicherheit diagnostizieren.Ganz deutlich wird dies beim Außenhandel, dessen monatliche Defizitvolumina seit dem vergangenen März um die Marke von 20 Mrd.Dollar changieren.

Im zurückliegenden Juni ist das Außenhandelsdefizit im reinen Warenverkehr zwar gegenüber dem Monatsrekord im Mai von 21,5 auf 19,7 Mrd.Dollar zurückgegangen.In der ersten Hälfte dieses Jahres summieren sich die Importüberschüsse aber auf 115 Mrd.Dollar.Es gehört also nicht viel seherische Weisheit dazu, für das ganze Jahr 1998 im Außenhandel einen Fehlbetrag von wenigstens 230 Mrd.Dollar zu prognostizieren.

Aber auch Vorhersagen, die diese Marke überschreiten, sind keineswegs überzogen: Wer weiß, was den Vereinigten Staaten im zweiten Halbjahr von den wildgewordenen asiatischen Exporteuren, die von den Abwertungen ihrer Währungen profitieren, noch blüht.

Seit dem Spitzenstand im Mai ist auch die Industrieproduktion in den Staaten rückläufig: Allein für den Monat Juli berechnete die US-Notenbank einen Rückgang von 0,6 Prozent.Auch wenn man die nicht selten kurzfristig angelegte Denkweise der US-amerikanischen Ökonomen berücksichtigt, so ist eine Reduzierung der nationalen Industrieproduktion um insgesamt 1,2 Prozent während zweier Monate mitten im Sommer doch unerfreulich.

Am US-amerikanischen Arbeitsmarkt schlagen sich die ungünstigeren Vorzeichen noch nicht so deutlich nieder.Selbst wenn gegenüber dem Tiefstand der Arbeitslosigkeit von 4,3 Prozent in den Monaten April und Mai leichte Anspannungen erkennbar sind, so muß man doch deutlich sagen: Mit einer Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent stehen die Vereinigten Staaten im internationalen Vergleich prächtig da.

Immer noch sind große Zugeständnisse der Arbeitgeber bei den Löhnen zu beobachten, da der amerikanische Arbeitsmarkt - speziell bei den qualifizierteren Arbeistkräften - gänzlich leergefegt ist.Nicht ohne Grund sollen die erforderlichen speziellen Einreisevisa für hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland, die für das laufende Jahr bereits im Mai ausgeschöpft waren, in den nächsten drei Jahren nahezu verdoppelt werden.

Die Inflationsrate gibt auf der Verbraucherseite noch keinen Anlaß zur Sorge - was das lange Stillhalten der Notenbank, die seit März vergangenen Jahres nicht mehr an der Zinsschraube gedreht hat, begreiflich macht.Doch auf der Erzeugerseite ist eine - noch nicht alarmierende - besondere Entwicklung zu beobachten.Noch im ersten Quartal dieses Jahres lagen die Herstellerpreise um 1,5 bis 1,8 Prozent unter dem Stand zur gleichen Vorjahreszeit.Dieser Abstand ist im Juli auf 0,3 Prozent abgebaut worden.Vielleicht achtet die amerikanische Notenbank mehr auf diese Pipeline der Inflation: Die Erzeugerpreise sind die Vorstufe der Verbraucherkosten.

Im Juli aber gab es trotz allem einen Fanfarenstoß in der Wirtschaft des Landes.Die Zahl der neu begonnenen Hausbauten ist nahezu auf den - auf das gesamte Jahr hochgerechneten - Rekordstand von 1,72 Mill.Einheiten gestiegen.Erste Schlußfolgerung hieraus lautet: Die amerikanische Bauwirtschaft boomt.

Doch die zweite Erkenntnis macht eher etwas beklommen: Da die Bevölkerung des Landes nicht mit Riesenschritten wächst, die Einkommen auch nicht überdurchschnittlich steigen, ist es wohl die Zinssituation, die die Amerikaner zum Bauen neuer Eigenheime verleitet.

Tatsächlich liegen die Hypothekenzinsen am amerikanischen Markt - ähnlich wie auch in Deutschland - auf einem langjährigen Tiefstand.Aber sie fallen nicht mehr weiter, vor allem ist der früher zu beobachtende Gleichschritt zwischen Hypothekenzinsen und den Renditen staatlicher Wertpapiere verlorengegangen.

Daraus kann man wiederum zwei Dinge schließen: Entweder sind die Zinsen in den Vereinigten Staaten wirklich in der Nähe ihres Tiefpunktes - oder die Hypothekeninstitute sehen es angesichts der immensen Nachfrage nach Baudarlehen nicht mehr für erforderlich an, mit den Zinsen noch weiter zurückzugehen.

DIETRICH ZWÄTZ (HB)

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