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Wirtschaft: "Asien und der Westen": Das ewige Rennen zwischen Europa und Asien

Wenn sich Kulturgeschichte und Ökonomie vermischen, verspricht dies zwar Kurzweil, doch bleibt meist der Erkenntnisgehalt der Ökonomie auf der Strecke. Historische Zufälle verschwimmen mit ökonomischen Gesetzen.

Wenn sich Kulturgeschichte und Ökonomie vermischen, verspricht dies zwar Kurzweil, doch bleibt meist der Erkenntnisgehalt der Ökonomie auf der Strecke. Historische Zufälle verschwimmen mit ökonomischen Gesetzen. Viele kluge Geister sind bei dem Unterfangen des wirtschaftshistorischen Kulturvergleichs zwischen Asien und Europa gescheitert. Um so mehr beeindruckt bei Erich Weedes Buch "Asien und der Westen", dass der Autor das Terrain konsequent und kompetent beackert. Statt diffus von "asiatischen Werten" zu reden, untersucht Weede das Wechselspiel von Institutionen und wirtschaftlichem Erfolg. Er steht damit in der Schule der "new economic history". Dabei geht es um die mikroökonomische Analyse politischer Prozesse und Institutionen in historischer Perspektive. Weede widmet sich etwa der Frage, warum die industrielle Revolution in Europa stattfand - und nicht im höher entwickelten Ostasien. Die politische Fragmentierung Europas sorgte dafür, dass Macht durch Standortwetbewerb beschränkt wurde. Die Grundlagen wirtschaftlichen Erfolges werden so erkennbar: Eigentumsrechte und Wettbewerb. Auch der Aufstieg Asiens lässt sich so erklären. Mit historischer Detailkenntnis dekliniert Weede die Beispiele durch: Japans Aufstieg, die fast gegensätzlichen Entwicklungen in Taiwan und China, die Chancen Russlands. Weede zeigt Möglichkeiten für Entwicklungen auf, von denen die eines Aufschwungs in Asien die wahrscheinlichste ist. Die gleiche Zurückhaltung lässt ihn auch Samuel Huntingtons Vision vom "Kampf der Kulturen" relativieren. Eine Wirtschaftsordnung mit (ökonomischer) Freiheit und Freihandel sei ein Garant für Frieden.

Detmar Doering

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