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Wirtschaft: Asienkrise drückt deutsches Wachstum

Rexrodt rechnet mit Einbußen von bis zu 0,3 Prozent / Regierung engagiert sich weiter in der Region BONN (wei).Die Asienkrise wird das Wachstum in Deutschland stärker belasten als zunächst angenommen.

Rexrodt rechnet mit Einbußen von bis zu 0,3 Prozent / Regierung engagiert sich weiter in der Region BONN (wei).Die Asienkrise wird das Wachstum in Deutschland stärker belasten als zunächst angenommen.Das geht aus einem Bericht von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt vor dem Wirtschaftsausschuß des Bundestages hervor.Danach haben die deutschen Banken in den acht wichtigsten Krisenländern Außenstände von mehr als 105 Mrd.Dollar und sind nach Japan am stärksten engagiert.Rexrodt forderte die deutschen Unternehmen auf, sich auch zukünftig nicht von der Region abzuwenden. Ein "Engagement mit Augenmaß" werde sich auch künftig lohnen.Die Regierung selbst geht mit gutem Beispiel voran.Sie hält an ihrem langfristigen Konzept zum Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Asien fest.Die Industrieausstellung "Techonogerma" werde wie geplant ab März 1999 in Jakarta stattfinden.Die Gründung neuer Industrie- und Handelszentren in der Region werde fortgesetzt.Auch die Wirtschaft wolle präsent bleiben.Die chemische Industrie plane sogar mehr Investitionen. Im gleichen Sinne äußerte sich Bundesfinanzminister Theo Waigel.Die Krise in Asien sei beherrschbar, wenn die privaten Unternehmen, Regierungen und internationale Institutionen wie der IWF zusammenarbeiten.Der Wirtschaftsausschuß warnte nach der Aussprache mit Rexrodt davor, die Auswirkungen der Krise auf Wachstum und Beschäftigung geringzuschätzen.Besorgt sind die Abgeordneten über eine mögliche Abwertung der chinesischen Währung.Auch Japan müsse alles unternehmen, um sein Finanzsystem neu zu ordnen.Von der Weltbank und dem IWF erwarten sie eine Verbesserung des Frühwarn- und Überwachungssystems. Rexrodt hatte zuvor ein wenig optimistisches Bild von der wirtschaftlichen Lage der Krisenländer gezeichnet.Er räumte ein, daß Warnzeichen, die es bereits 1996 und im ersten Halbjahr 97 gegeben habe, in der allgemeinen Euphorie übersehen wurden.Die rasche Ausbreitung der Krise sei Ausdruck der starken wirtschaftlichen Verflechtung, die innerhalb der ASEAN eingetreten sei.Sie zeige aber auch, daß die Probleme in allen betroffenen Ländern auf ähnliche Ursachen zurückgehen. "Wenngleich die Krise unter internationaler Kontrolle erscheint, müssen viele Länder mit Wachstumseinbußen rechnen," sagte der Wirtschaftsminister.Auch die USA seien spürbar betroffen, jedenfalls mehr als Europa.Für Deutschland seien die direkten geringer als die indirekten Auswirkungen.Konsequenzen für den Absatz deutscher Produkte auf diesen Märkten seien nicht auszuschließen.Allerdings nehmen die ostasiatischen Schwellenländer nur sechs Prozent der deutschen Exporte auf, 70 Prozent davon sind Investitionsgüter.Die Verkaufsperspektiven dafür sind nach Ansicht des Wirtschaftsministers auf jeden Fall günstiger als bei Konsumgütern, die vom Verfall der nationalen Währungen stärker betroffen sind.Die indirekten Folgen erreichen die deutsche Wirtschaft auf dem Umweg über andere Länder, vorzugsweise die USA. Amerika ist trotz eines vergleichsweise geringen Exportanteils von 13 Prozent dreifach in Mitleidenschaft gezogen.Viele Unternehmen sind auf den Absatz in Asien angewiesen.Wenn ihre Gewinne sinken, gehen auch die Börsenkurse in die Knie und daran hängt, wegen des breit gestreuten Aktienkapitals, auch der private Verbrauch."Alles in allem dürfte der Anstieg des Sozialproduktes in den USA spürbar gedämpft werden." Dorthin gehen 8,5 Prozent der deutschen Exporte.Im letzten Jahr betrug der Anstieg 27,5 Prozent.Sollte sich dieser Anstieg halbieren, sagte Rexrodt, werde Deutschland das 0,3 Prozent Wachstum kosten. Erste Auswirkungen verspürt die Automobilindustrie.Ihre Exporte nach Asien sind im vierten Quartal 97 um 20 Prozent gesunken.Mit weniger Aufträgen rechnen die Anlagen- und Flugzeugbauer, die Werften und die Konsumgüterhersteller.Als "sehr positiv" bezeichnete Rexrodt den bisherigen Beitrag der Kreditwirtschaft zur Bewältigung der Krise.Trotz des hohen Engagements bestehe für "die Stabilität des Bankensystems insgesamt keine Gefahr, dies schließe jedoch nicht unbedingt sämtliche im einzelnen betroffenen Institute ein".Die nach wie vor gute Ertragslage der Banken lasse eine "adäquate Risikovorsorge" zu."Dem Vernehmen nach" seien die allermeisten Schuldner der deutschen Banken äußerst bemüht, ihren Verbindlichkeiten nachzukomen.Zusammen mit den weiterhin günstigen Fundamentaldaten bestehe demnach die Aussicht, daß nicht alle ausstehenden Beträge in voller Höhe abgeschrieben werden müßten.Derzeit verhandelten die Banken mit Korea über eine längerfristige Lösung.

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