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Wirtschaft: Asienkrise läßt China nicht ungeschont

PEKING .China ist nicht immun gegen die Asienkrise.

PEKING .China ist nicht immun gegen die Asienkrise.So hat die plötzliche Schließung einer der größten Investmentgesellschaften Chinas das Finanzsystem des Landes erschüttert.Rund zwei Mrd.Dollar Schulden (3,2 Mrd.DM) soll die Guangdong International Trust and Investment Corporation, kurz Gitic genannt, haben.Sie war der Investmentarm der Regierung von Guangdong, der reichsten chinesischen Provinz.

Nun ist das Flaggschiff der marktwirtschaftlichen Reformen zahlungsunfähig.Die Zentralbank hat das Ruder übernommen.Wieviel die Gläubiger zurückbekommen, ist unklar.Die Erfahrung lehrt, daß zumindest Auslandsschulden getilgt werden."Es ist schockierend, was da passiert ist", hieß es in europäischen Bankkreisen am Freitag.Vor wenigen Wochen hätte man der renommierten Finanzgesellschaft noch gute Noten ausgestellt.In den 80er und zu Beginn der 90er Jahre stand Gitic an der Spitze der Reform und Öffnung, gehörte als Pionier zu den "zehn offenen Fenstern" Chinas, die Kapital im Ausland auftreiben durften.

Zwar sind die Auswirkungen der Asienkrise abgefedert worden, weil die Planung der Pekinger Markt-Kommunisten noch funktioniert und die chinesische Währung nur im Warenverkehr konvertibel ist.Doch die Probleme seien gleich, warnen Banker.Und die Südprovinz Guangdong an der Grenze zu Hongkong ist in ihrer Wirtschaftsstruktur mit den nun schwer angeschlagenen Ländern in Südostasien stark vergleichbar.Rund 240 solcher Investmentgesellschaften - sogenannter Itics - gibt es in China.Sie gelten schon länger als das "schwächste Glied" in Chinas undurchsichtigem, jungen Finanzsystem.Die Politik kungelt kräftig mit, da die Gesellschaften von finanzschwachen Provinzen und Städten gegründet wurden, um Kapital aufzutreiben.Sie halten gerade mal drei bis fünf Prozent des Vermögens aller Finanzinstitute.Mit hohen Renditen locken sie Anleger, spekulieren in Immobilien, Wertpapier- und Devisengeschäften, um ihre großen Versprechen auch zu halten.Investiert wird in Straßen, Hotels und Energieprojekte - vor allem aber in Immobilien, von denen immer mehr gebaut, aber immer weniger vermietet werden.Die Asienkrise läßt nun den Export und die Auslandsinvestitionen leiden.Die Geschäfte gehen plötzlich schlechter.Die Seifenblase platzt.

"Über alle Zweifel erhaben" ist noch die größte Investmentgesellschaft, die China International Trust and Investment Corporation (Citic), die der Zentralregierung untersteht.Aber was heute noch eine "gute Itic" war, kann morgen "eine schlechte" sein.Die Zentralbank gebe selber zu, daß die Aufsicht nicht so wirkungsvoll sei, heißt es.Der lange Investmentarm war bereits das vierte Finanzinstitut in diesem Jahr, das dicht machen mußte.

Zwar zeigt man sich immer wieder entschlossen, das Finanzsystem aufzuräumen.Doch im Fall der Gitic blieb offensichtlich kein eleganter Weg mehr, sie zu retten und ihren guten Ruf zu schützen.Was genau passiert ist, bleibt unklar.Auch wie hoch die Verbindlichkeiten der Itics insgesamt sind, weiß keiner genau.Das zeige, in welchem Gestrüpp man sich im Grunde genommen bewege, heißt es in Finanzkreisen.

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