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Am Rand.

© REUTERS

Wirtschaft: Athen im Abseits

Weniger Handel und schlechte Noten von Fitch.

Wiesbaden - Die Griechen kaufen immer weniger Waren aus Deutschland. Im Jahr 2011 sanken die deutschen Ausfuhren in das Mittelmeerland im dritten Jahr in Folge (minus 13 Prozent). Sie erreichten nur noch einen Wert von etwas mehr als fünf Milliarden Euro, wie aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Ein Jahr zuvor hatten die Griechen noch Waren „Made in Germany“ im Wert von 5,8 Milliarden Euro eingeführt. Insbesondere auf deutsche Autos verzichteten die Hellenen zuletzt.

Derweil wird die Lage für Athen immer bedrohlicher. Erstmals bestätigte ein Mitglied der EU-Kommission, dass es Notfallszenarien für den Fall eines Euro-Austritts des hoch verschuldeten Landes gibt. Ein Sprecher der EU-Kommission verneinte anschließend prompt, dass an derartigen Ausstiegsszenarien gearbeitet werde. EU-Handelskommissar Karel De Gucht warnte indes in einem Interview der belgischen Zeitung „De Standaard“ am Freitag: „Das Endspiel hat begonnen und ich weiß nicht, wie es ausgehen wird.“

Zuvor hatte die Ratingagentur Fitch auf die finanziellen und politischen Probleme Griechenlands mit einer weiteren Herabstufung reagiert. Nach den gescheiterten Bemühungen um eine Regierungsbildung in Athen wurde die Kreditwürdigkeit des Landes am Donnerstagabend von B- auf CCC gesenkt. In dieser Kategorie bestehen beträchtliche Risiken, und nur bei günstiger Entwicklung sind keine Ausfälle zu erwarten. Fitch begründete den Schritt mit der Gefahr, dass die Griechen aus der Euro-Zone ausscheiden könnten. Auch die Ratings der National Bank of Greece, der Efg Eurobank Ergasias, der Alpha Bank, der Piraeus Bank und der griechischen Landwirtschaftsbank wurden von B- auf CCC gesenkt.

Wie sehr die tiefen Einschnitte in Griechenland die Nachfrage nach Neuwagen, Maschinen oder Bekleidung aus Deutschland belasten, zeigt der Rückblick auf die Zeit vor der Krise: 2008 gaben die Griechen für deutsche Produkte noch rund acht Milliarden Euro aus – seither brachen die Exporte dreimal in Folge zweistellig ein. Besonders deutlich schrumpfte die Nachfrage nach Autos und Autoteilen. 2008 gaben die Hellenen dafür noch gut 1,4 Milliarden Euro aus, 2011 waren es nur noch rund 368 Millionen Euro. Nicht ganz so extrem – aber immer noch heftig – ist der deutsche Maschinenbau betroffen: Die Exporte der Schlüsselindustrie nach Griechenland sanken im selben Zeitraum von 854 Millionen Euro auf 363 Millionen Euro. Insgesamt spielt Griechenland mit einem Anteil von 0,2 Prozent an den deutschen Maschinenexporten aber keine große Rolle. Allerdings: 2008 gingen noch 0,5 Prozent der Maschinenbauexporte in die Ägäis.

Hingegen kauften die Menschen hierzulande zuletzt wieder mehr Produkte aus dem Land, das für Feta und Oliven bekannt ist. Die Einfuhr legte nach vorläufigen Zahlen der Statistiker im Jahresvergleich um 2,6 Prozent zu auf 1,96 Milliarden Euro. Besonders gefragt: Nahrungs- und Futtermittel (351 Millionen Euro). Wichtige Standbeine der griechischen Exportwirtschaft im Handel mit Deutschland bildeten zudem pharmazeutische Erzeugnisse (284 Millionen Euro) und Metalle (238 Millionen Euro).

Die deutsche Exportindustrie, deren Ausfuhren im März einen Rekordwert erreichten, kann die Flaute in Griechenland verkraften. Allein Frankreich gab 2011 gut 190 Mal so viel für deutsche Waren aus. Im Ranking der Empfängerländer deutscher Exporte lag Griechenland 2011 auf Platz 38. dpa/dapd

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