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Wirtschaft: Attacke auf die Lufthansa

Der Branchenzweite stärkt sich mit der Übernahme. Die Aktie gewinnt zeitweise mehr als elf Prozent

Berlin - Durch die Übernahme des Konkurrenten dba will der Billigflieger Air Berlin die Lufthansa auf ihrem Kernmarkt angreifen. „Wir zielen ganz klar auf Geschäftsreisende“, sagte Vorstandschef Joachim Hunold am Donnerstag in Frankfurt am Main. Damit verdient der Branchenprimus Lufthansa das meiste Geld. Die Börse, an der Air Berlin seit Mai notiert ist, feierte den Kauf: Die Aktie gewann elf Prozent auf 10,99 Euro.

Air Berlin wolle mit dem Kauf sein Wachstum sichern, sagte Hunold. Zudem könne man durch Synergien in den kommenden zwei Jahren 71 Millionen Euro einsparen. Die Streckennetze beider Gesellschaften ergänzten sich „hervorragend“, Überschneidungen gebe es kaum. „Nicht hoch genug bewerten“ könne man die Start- und Landerechte der dba auf den Flughäfen München und Düsseldorf. Während Air Berlin vorwiegend Touristen zu Zielen in ganz Europa befördert, reisen mit der dba zu 70 Prozent Geschäftsleute innerhalb des Landes. Mehr Kunden erhofft sich Hunold auch, weil dba-Strecken künftig in 13 000 zusätzlichen Reisebüros angeboten werden.

Zum Kaufpreis sagte Hunold nur, dieser liege im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Eine Kapitalerhöhung sei nicht nötig, versicherte der Manager, alles lasse sich aus Barmitteln finanzieren.

Das Bundeskartellamt muss die Übernahme noch genehmigen. Eine Sprecherin der Behörde sagte, ein Antrag liege noch nicht vor. Air Berlin betreibt 58 Flugzeuge, die dba 29. Zusammen kommen beide Firmen auf etwa 20 Millionen Fluggäste pro Jahr. Der Marktführer Lufthansa liegt mit 51 Millionen Passagieren aber noch deutlich in Front.

Die dba erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 30 Millionen Euro. Air-Berlin-Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer erklärte dies mit dem Ausbau der Flotte. Seit April fliege die dba wieder mit Gewinn. „Wir kaufen hier keinen Sanierungsfall, die dba ist picobello saniert“, sagte er. Die dba soll zwar als Gesellschaft weitergeführt werden, als Marke aber weitgehend verschwinden. Ab April 2007 soll es einen gemeinsamen Sommerflugplan geben.

Der dba-Vorbesitzer, der Nürnberger Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl, hatte die dba 2003 zum symbolischen Preis von einem Euro von British Airways gekauft. Im Frühjahr übernahm Wöhrl zudem die Mehrheit am defizitären Ferienflieger LTU und wollte beide Airlines enger verzahnen. Der Plan ist gescheitert. „Ein Kauf von LTU steht nicht an“, hieß es bei Air Berlin. Man werde weiter die Zubringerflüge für die LTU-Fernverbindungen erledigen. Gleichwohl schloss Hunold weitere Übernahmen nicht aus. „Wir können unsere Ziele entweder erreichen, indem wir organisch wachsen – oder, indem wir eine gute Chance für einen Kauf nutzen.“

Analysten werten den Kauf als Kampfansage an die Lufthansa. Die reagierte gelassen: „Wir hatten bisher schon einen harten Wettbewerb“, sagte ein Sprecher. „Die Übernahme bringt keine neuen Kapazitäten.“ Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre sagte, ein langsameres Expansionstempo sei für Air Berlin ratsam, weil so das Risiken sinke.

Air Berlin legte zugleich Zahlen für das zweite Quartal vor. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 30,1 Millionen Euro, nachdem es ein Jahr zuvor 4,2 Millionen Euro Verlust gegeben hatte. Insgesamt soll es 2006 einen „deutlichen Gewinn“ geben, der durch den dba-Kauf nicht belastet werde. In den letzten beiden Jahren hatte Air Berlin Geld verloren.

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