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Wirtschaft: Auch die Australier mögen inzwischen Pralinen aus Halle

Die ostdeutschen Lebensmittelproduzenten sind fit für den Export / Ausland zeigt auf der Anuga großes InteresseVON ANTJE KULLRICH KÖLN.In den westdeutschen Supermarktregalen sind sie ein vertrauter Anblick: Spreewälder Gurken, Wernesgrüner Pils oder Rotkäppchen-Sekt.

Die ostdeutschen Lebensmittelproduzenten sind fit für den Export / Ausland zeigt auf der Anuga großes InteresseVON ANTJE KULLRICH

KÖLN.In den westdeutschen Supermarktregalen sind sie ein vertrauter Anblick: Spreewälder Gurken, Wernesgrüner Pils oder Rotkäppchen-Sekt.Mittlerweile sind ostdeutsche Produkte auch exportfähig.Auf der Internationalen Nahrungs- und Genußmittelmesse Anuga in Köln war das Interesse ausländischer Kunden groß.Sogar Australier, Amerikaner und Chinesen beginnen Lebensmittel "Made in Eastern Germany" zu schätzen.226 Aussteller aus den neuen Bundesländern präsentierten ihre Erzeugnisse. "In Qualität und Ausstattung gibt es längst keinen Unterschied mehr zu westdeutschen Produkten oder europäischen Standards", sagt Klaus Warzecha, Geschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittel-Einzelhandels aus Bonn.Manch kleinerer Hersteller sei allerdings eher auf regionale Belieferung ausgerichtet und habe Schwierigkeiten mit einem bundesweiten oder gar internationalen Vertrieb. Davon kann beim Süßwarenfabrikanten Halloren aus Halle keine Rede sein.Griechen, Italiener, Türken, viele Osteuropäer und auch Australier hätten Interesse an den feinen Pralinenkugeln aus - nach eigenen Angaben - Deutschlands ältester Schokoladenfabrik gezeigt, erzählt Geschäftsführer Klaus Lellé.Für das Unternehmen ist die Anuga eine reine Exportmesse, Kontakte zu den großen deutschen Handelsketten bestehen schon lange.Zur Zeit liegt der Exportanteil des Schokoproduzenten bei 1,5 Prozent.In den nächsten zwei Jahren sollen es 10 Prozent werden."Wenn wir weiter so wachsen, müßte das drin sein", sagt Lellé.1997 werde man sich im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent steigern.Halloren rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 26 Mill.DM.Der Renner sind die "Halloren Kugeln", mit denen das Unternehmen 55 Prozent des Umsatzes macht.Mit den Pralinen, die im Osten einen Bekanntheitsgrad von rund 95 Prozent haben, will der Betrieb aus Halle auch international erfolgreich sein.Auf der nächsten Anuga jedoch will Lellé nicht mehr am Gemeinschaftsstand von Sachsen-Anhalt ausstellen, sondern sich unter die anderen Süßwarenhersteller mischen."Dort wird der Andrang noch größer sein", prophezeit Lellé. Die Brauerei Wernesgrüner schaut ebenfalls über die deutschen Grenzen hinaus.Seit einem Jahr exportiert das Unternehmen sein Traditionsbier, das seit 1436 gebraut wird.Neben vielen Kontakten zu deutschen Gastwirten sei man auf der Messe intensiv mit möglichen internationalen Kunden ins Gespräch gekommen, berichtet Dietmar Leischker, der Leiter des technischen Kundendienstes.Die Hauptinteressenten für das Pils kommen aus Westeuropa.Bisher sei Italien der Schwerpunkt gewesen.Der Exportanteil am Umsatz von zuletzt 123 Mill.DM Umsatz beträgt zur Zeit knapp 2 Prozent, bis zum Jahr 2000 will die Brauerei fünf Prozent erreichen. So große Hoffnungen wie seine Kollegen setzt Karlheinz Krone, Geschäftsführer der Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik GmbH, nicht in den Export: "Da wird zunächst nur viel geredet." Das Interesse aus China, Osteuropa und sogar den Philippinen sei schon da, aber aus Kontakten müßten schließlich noch Verträge werden.Der Export steckt noch in den Kinderschuhen, sein Anteil am Umsatz sei laut Krone kaum meßbar.Gerade baue ein Mitarbeiter das Spaniengeschäft auf.Der Wursthersteller aus Sachsen-Anhalt sieht aber auch innerdeutsche Wachstumsmöglichkeiten.In Ostdeutschland Marktführer, bundesweit schon Nummer zwei bei Würstchen im Naturdarm, kennen zwar 96 von 100 Menschen aus den neuen Bundesländern die Marke.Im Westen jedoch sind die Halberstädter Knacker noch selten in den Supermärkten zu finden.Vor vier Wochen nun hat das Unternehmen eine Belieferung mit dem größten deutschen Lebensmittelhändler, der Metro, vereinbart.Ab Anfang Januar 1998 stehen die Wurstdosen in deren Regalen.Mit einer Erweiterung ihrer Produktpalette, die demnächst auch Geflügel und eine Reihe von Hausschlachter-Spezialitäten enthält, erhoffen sich die Halberstädter Chancen im harten Wettbewerb.Zur Zeit sieht es ganz gut aus: Nach knapp 50 Mill.DM Umsatz im letzten Jahr, rechnet das Unternehmen für 1997 mit einer zweistelligen Zuwachsrate und will 55 Mill.DM umsetzen.

ANTJE KULLRICH

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