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Auch die Lufthansa kassiert jetzt: 60 Euro für den Notausgang

Kunden von Billigfliegern kennen das: Alles kostet extra. Nun fängt auch die Lufthansa damit an.

Jetzt auch noch die Lufthansa. Als eine der letzten Fluglinien nimmt nun auch die deutsche Qualitätsairline Geld für Zusatzleistungen: Seit diesem Monat können Fluggäste gegen Aufpreis die Plätze an den Notausgängen reservieren – und sich so deutlich mehr Beinfreiheit verschaffen. Doch das ist nicht alles. Immer mehr Flugverbindungen überträgt die Kranichlinie auf ihre Billigtochter Germanwings, und die lässt sich Extras gern extra bezahlen. Ob Sitzplatzreservierung, Gepäck oder Essen – all das können die Kunden, die bei Germanwings einen Billigtarif buchen, zum eigentlichen Flug hinzukaufen. Die Zeiten, in denen man als Fluggast mit einem Ticket den gesamten Service inklusive hatte, sind auch bei der Lufthansa langsam aber sicher vorbei.

Begonnen hatten die Billigairlines wie Ryanair und Easyjet, jetzt ziehen die anderen nach. „Auch Qualitätsairlines splitten ihre Zusatzleistungen immer stärker auf“, sagt Björn Maul, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Durch die Konkurrenz aus Asien und dem Mittleren Osten stehen die europäischen Traditionsunternehmen unter Druck. Mit dem Aufsplitten der Serviceleistungen und deren Verkauf versuchen die Unternehmen, ihren Umsatz zu steigern. Seit fünf bis sechs Jahren nehmen die Erlöse durch solche Zusatzleistungen zu, „in manchen Unternehmen aus dem Billigsegment liegen sie sogar bei 20 bis 30 Prozent der Einnahmen“, sagt Maul. Allein im vergangenen Jahr kassierten die Fluglinien mit diesen Zusatzeinnahmen einer aktuellen Studie zufolge weltweit rund 20 Milliarden Euro. Maul sieht darin eine gute Entwicklung: „Der Verbraucher hat eine bessere Auswahl zwischen mehreren Services.“ Eva Klaar sieht das anders. Die Rechtsberaterin bei der Verbraucherzentrale Berlin glaubt nicht, dass Verbraucher von dieser Entwicklung profitieren: „Reisende müssen immer mehr aufpassen“, warnt die Juristin. Die Buchung von Flügen werde immer aufwendiger. „Vor allem für ältere Menschen ist das ein Problem, wenn sie plötzlich darauf achten müssen, was sie an Serviceleistungen buchen.“

Was aber kosten die Zusatzleistungen? Und welche werden angeboten? Hier einige Beispiele:

PLATZRESERVIERUNG

Die Lufthansa verlangt für das Reservieren der Plätze an den Notausgängen auf Europaflügen 20 und auf Interkontinentalflügen 60 Euro. Sonst gibt es keine Gebühr für Sitzplatzreservierungen. Anders ist das bei der Tochter Germanwings. Im günstigsten ihrer drei angebotenen Tarife, dem Basic-Tarif, kostet der Wunschsitzplatz ab Reihe elf zehn Euro. Ein Sitz mit größerer Beinfreiheit in den Reihen vier bis zehn kostet 18 Euro, inklusive Snack und Getränk. Im nächstteureren Smart-Tarif ist der Wunschplatz mit mehr Beinfreiheit in den Reihen vier bis zehn dagegen inklusive. Im Best-Tarif haben die Kunden ohne Aufpreis die Wahl in den Reihen eins bis drei. Air Berlin verlangt für normale Sitzplatzreservierungen auf der Kurz- und Mittelstrecke 11,99 Euro pro Teilstrecke; auf Langstrecken sind es 16,99 Euro. Die sogenannten XL-Seats mit mehr Beinfreiheit kosten wie bei der Lufthansa 20 Euro für Kurz- und 60 Euro für Langstrecken. Bei Easyjet gibt es drei verschiedene Preiskategorien: Der Kunde zahlt hier für Sitze mit mehr Beinfreiheit, zum Beispiel an den Notausgängen, je nach Strecke zwischen zehn und 12 Euro. Für Sitzplätze in der ersten Reihe zahlen die Fluggäste zwischen 14,50 Euro und 17,99 Euro. Reservierungen für alle anderen Plätze kosten zwischen vier und fünf Euro. Die Discount-Airline Ryanair verlangt bei ihren Flügen pauschal zehn Euro für eine vorherige Reservierung.

Für alle Airlines gilt aber: Kurz vor Abflug können sich Kunden auch per Online-Check-In einen Platz aussuchen. Diese Auswahl kostet dann nichts mehr.

GEPÄCK

Unterschiede gibt es auch beim Gepäck. In Lufthansa-Tickets sind nach wie vor ein Handgepäckstück sowie ein weiteres Gepäckstück bis 23 kg enthalten. Das Handgepäck darf dabei nicht größer als 55 x 40 x 23 cm und nicht schwerer als acht kg sein. Germanwings erlaubt in allen Tarifen die kostenfreie Mitnahme eines Handgepäckstücks bis zu acht kg mit den Maßen 55 x 40 x 20 cm. Ein aufgegebenes Gepäckstück bis 23 kg kostet im Basic-Tarif zwölf Euro. In allen weiteren Tarifen ist es inklusive. Auch bei Air Berlin ist ein Handgepäckstück bis zu einem Gewicht von acht kg und den Abmessungen 55 x 40 x 20 cm inklusive. Gepäckstücke bis 23 kg kosten im günstigsten Tarif auf kurzen Strecken 15 Euro pro Strecke, wenn man das Gepäckstück online bucht, 70 Euro, wenn der Koffer erst am Flughafen aufgegeben wird. Im günstigsten Langstreckentarif ist das erste Gepäckstück mit enthalten. Easyjet erlaubt für sein Handgepäck eine Größe von 56 x 45 x 25 cm, also mehr als die anderen Linien, es gibt zudem keine Gewichtsbegrenzung. Ein Gepäckstück bis zu 20 kg aufzugeben, kostet bei einer Online-Buchung je nach Strecke und Saison zwölf bis 24 Euro pro Gepäckstück. Das Gepäckstück erst am Schalter zu buchen, kostet 30 Euro. Ryanair erlaubt Handgepäck mit einem Höchstgewicht von zehn kg (55 x 40 x 20 cm). Ein aufgegebenes Gepäckstück kostet bis zu einem Gewicht von 15 kg in der Nebensaison 15 Euro, in der Hochsaison 25 Euro. Ein Gepäckstück bis 20 kg kostet in der Nebensaison 25 Euro, in der Hochsaison 35 Euro. Bisher kostete es 60 Euro, sein Gepäckstück erst am Flughafen aufzugeben. Ab Januar wird diese Gebühr auf 30 Euro gesenkt.

ESSEN

Bei Lufthansa ist die Verpflegung an Bord noch im Ticketpreis enthalten. Bei Germanwings muss man sich diese im Basic-Tarif dazubuchen: Snack und Getränk kosten hier sechs Euro. Bucht man einen Sitzplatz mit mehr Beinfreiheit für 18 Euro, sind Snack und Getränk dagegen inklusive. In den weiteren Tarifen ist die Verpflegung im Preis enthalten. Air Berlin serviert seinen Fluggästen in allen Tarifen Verpflegung. Bei Easyjet und Ryanair werden auf dem Flug einzelne Snacks und Getränke zum Verkauf angeboten.

Schon jetzt muss man also bei der Buchung aufpassen. „Der Entwicklung und der Aufsplittung von neuen Services sind kaum Grenzen gesetzt. Ich denke, dieser Trend wird sich weiter fortsetzen“, sagt Luftfahrtexperte Maul. Merke: Buchen wird nicht leichter.

Fritz Zimmermann

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