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Wirtschaft: Auch sichere Anlagen bringen Rendite

Höhere Zinsen versprechen ausländische Institute, Risikobereitschaft und lange Laufzeiten

Berlin (moc). Der Deutschen liebstes Haustier ist wieder das Sparschwein. Nach zweieinhalb Jahren Börsenbaisse, angesichts von ArbeitsmarktNöten und Konjunkturkrisen hat das gute, alte Sparen wieder Hochkonjunktur. Banken und Sparkassen haben den Trend entdeckt und werben mit immer komplizierteren Spar-Konstrukten um das hart Ersparte der Kunden. Allen gemein ist eigentlich nur eines: Wer Sicherheit mag und Risiko scheut, muss genügsam sein. Denn kaum eine Sparanlage erwirtschaftet mehr als vier Prozent im Jahr.

Selbst lange Laufzeiten rentieren derzeit nicht besser als extrem kurzfristige, täglich verfügbare Gelder. 3,5 Prozent ist derzeit die Schallmauer für Festgelder, also Erspartes, das bis zu zwölf Monate zu festen Sätzen angelegt wird und für diese Zeit auch nicht verfügbar ist. Zinsen in dieser Höhe erhält der Anleger derzeit auch nur bei wenigen Kleinbanken  wie dem Online-Institut netbank, der DiBa oder der AKB-Bank, die mit solchen Lockangeboten Kunden werben wollen.

Wer mehr für sein Geld will, hat drei Möglichkeiten: Das Geld auf ein ausländisches Institut transferieren, das Risiko erhöhen oder die Laufzeit stark verlängern. Ausländische Institute zahlen für mittlere Laufzeiten bis zu 3,9 Prozent, für längere deutlich mehr. Möglich ist dies, weil die Banken nicht dem deutschen Einlagensicherungssystem angehören und die Gelder der Kunden damit meist nur bis 20000 Euro pro Person gegen Pleiten abgesichert sind. Weil sie sich damit Absicherungskosten sparen, können beispielsweise die holländische Finansbank oder die GarantiBank knapp vier Prozent für Festgelder hinblättern.

Das Risiko erhöhen lässt sich durch zahlreiche Kombinations-Produkte, die den Finanztüftlern in den letzten Monaten eingefallen sind.  So wirbt beispielsweise das kleine Wertpapierhandelshaus Driver&Bengsch mit einem Zins-Kombi-Konto, das  8,5 Prozent im Jahr abwerfen soll. Der Trick: Das Geld – mindestens 10000 Euro – arbeitet zur Hälfte auf einem Tagesgeld-Konto, zur anderen Hälfte in Genussscheinen und ist auch nur 14-tägig verfügbar. Und als kleines Schlupfloch behält sich Driver&Bengsch auch vor, die Zinsen, die für ein Jahr gelten, eventuellen Veränderungen am Markt anzupassen. Allerdings liegt das Haus auch bei den sehr sicheren, normalen Tagesgeld-Anlagen mit einem Zinssatz von 4,5 Prozent einsam an der Spitze.

Höhere Zinsen bieten indes auch viele größere Institute für kombinierte Renten-, Aktien- und Zinsprodukte mit höherem Risiko an. Flexspar, ein gemeinsames Produkt des Versicherers Ergo und der Fondsgesellschaft DWS wirbt mit Renditen von 13,7 Prozent für ein Kombiprodukt aus einem Fonds und einer Rentenversicherung.  Die Postbank hat mit ihrem Dax-Sparbuch den Kunden bisher allerdings eher weniger Rendite gebracht als erwünscht. Das Sparbuch wirft bei Guthaben unter 5000 Euro aktuell gerade mal ein kärgliches Prozent ab. Das heißt: Abzüglich der Inflation von gegenwärtig rund einem Prozent verringert sich die Einlagesumme wenigstens nicht. Der Grund: Das Sparbuch verspricht zusätzlich zu dem sehr niedrigen Basiszinssatz eine Rendite, die der Hälfte der Dax-Steigerung des zurückliegenden Monats entspricht. Pech, wenn der Dax just am Monatsende schnell noch ein paar Prozent fällt. So gab es den Dax-Bonus in diesem Jahr nur ein Mal, nämlich im März.

Höhere Zinsen lassen sich indes in längeren Zeiträumen erwirtschaften. Sparbriefe zwischen zwei und sechs Jahren rentieren bis zu fünf Prozent, allerdings abhängig von der Anlagesumme. Je länger und je mehr Geld, desto höher sind in der Regel die Zinsen. Ganz vorne spielt derzeit die Daimler- Chrysler-Bank mit, die für ihre Sparpläne und monatlichen Einlagesummen ab 50 Euro bis zu fünf Prozent bietet. Angesichts des gegenwärtigen Zinstiefs raten Experten allerdings zurzeit von sehr langen Laufzeiten ab. Der Grund: Steigen die Zinsen wieder, ziehen auch die Guthaben-Sätze an. Vom schnöden Sparbuch allerdings raten selbst die Sparkassen ab – es sei denn für den persönlichen Notgroschen. Denn das Sparbuch ist extrem unflexibel, zudem liegen die Zinsen selten über einem Prozent.

Polen, Isländer, Südafrikaner oder auch Ungarn können über solche Sätze nur lachen. Denn in diesen Ländern sind Sätze von zehn Prozent und mehr keine Seltenheit. Auch deutsche Anleger können davon profitieren, müssen aber ein Währungsrisiko in Kauf nehmen, wenn der Euro in Zloty oder Forint getauscht und angelegt wird. Umgekehrt sind aber auch Währungsgewinne möglich.

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