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Wirtschaft: Auch Unctad warnt vor Weltwirtschaftskrise

GENF .Die Krise in Asien kann sich zu einem weltweiten Flächenbrand ausweiten.

GENF .Die Krise in Asien kann sich zu einem weltweiten Flächenbrand ausweiten.Vor dieser Gefahr warnen die Ökonomen der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) in ihrem Jahresbericht.Rubens Ricupero, Generalsekretär der Unctad, forderte bei der Vorstellung des Reports in Genf ein neues Krisenmanagement sowie verstärkte Abwehrmaßnahmen, um Währungen vor den Attacken internationaler Spekulanten zu schützen.

Die bisherigen Maßnahmen internationaler Institutionen zur Eindämmung der Krise hätten sich als unwirksam entpuppt: "Weitere Fehler werden die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen", sagte Ricupero.Als Vorbote einer möglichen globalen Depression wertet die Unctad das verlangsamte Wachstum der Weltwirtschaft.In diesem Jahr werde es nur 2 Prozent betragen, während 1997 ein Wert von 3,2 Prozent erzielt worden sei.Allerdings scheinen sich die Experten über die nächsten Opfer der ökonomischen Erschütterungen uneins zu sein.Nach Ansicht des Unctad-Wissenschaftlers Detlef Kotte, der den Bericht in Bonn vorstellte, seien die USA in Folge der Entwicklung in Südamerika der nächste Kandidat für einen Wachstumsrückgang, danach werde es Europa treffen.Ricupero betonte, er sehe "keine Zeichen für eine ernsthafte Schwäche in den amerikanischen und europäischen Volkswirtschaften".

Allein die Krise in Fernost verursachte laut Unctad Kosten in Höhe von 26O Mrd.Dollar (442 Mrd.DM), das entspreche rund einem Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes.Für einige asiatische Staaten sagt die Unctad empfindliche Wachstumseinbußen voraus: Indonesien müsse mit einer Einbuße von 12 Prozent rechnen.Die Regierung in Jakarta werde mit dem größten Anschwellen der Arbeitslosigkeit und der Armut rechnen müssen.Nach Angaben des Ernährungsministeriums in Jakarta sind 70 Millionen der rund 200 Millionen Einwohner des Inselreiches vom Hunger bedroht.Das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt werde um 6 Prozent schrumpfen, während in Thailand die Wirtschaft 1998 um 8 Prozent zurückgeht.

Angesichts der wachsenden Verelendung in der Region warnt die Unctad vor schweren sozialen Unruhen und der Abstempelung ethnischer Minoritäten zu Sündenböcken.Auch drohten politische Instabilitäten, die die ökonomische Krise weiter eskalieren lassen würden.Die Unctad kritisiert, daß zuviel Vertrauen in die Märkte und ihre Fähigkeiten gesetzt wurden, die Wirtschaftspolitik zu disziplinieren.Entschieden wenden sich die Autoren des Berichtes gegen die Auffassung, unzureichende Informationen seien für den Ausbruch der Krise in Fernost allein ausschlaggebend gewesen.Viele Aktivitäten auf den Finanzmärkten hätten keinen Bezug mehr zur Schaffung von Wohlstand und Arbeitsplätzen.Wenn ein massiver Abzug von Kapital und harte Attacken gegen Währungen aufträten, könnte eine straffere Geldpolitik die Fluchtbewegungen noch verschärfen und damit die Kreditwürdigkeit eines Landes weiter schwächen.Auch sei die Krise der denkbar schlechteste Zeitpunkt, sich an eine Reform des Finanzsystems zu begeben.Eine Erhöhung der Zinssätze und eine vollständige Freigabe der Wechselkurse würde die Krise verschlimmern.Da die bisherigen Mittel wenig genutzt hätten, fordert die Unctad von den drei größten Wirtschaftsblöcken, den USA, der EU und Japan, ihre Binnennachfrage anzukurbeln.

DIRK HERBERMANN (JAN)

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