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Wirtschaft: Auch Zypern muss unter den Rettungsschirm

Spanien beantragt Hilfe für seine Banken.

Madrid/athen – Ein weiteres Euro-Land flieht unter den Rettungsschirm: Die Republik Zypern kündigte am Montagabend an, dass sie Finanzhilfen der EU beantragen wird. Als Grund nannte die Regierung die Auswirkungen der Griechenlandkrise. Die Volkswirtschaften der beiden Nachbarländer sind eng verflochten. Vor allem zyprische Banken sind stark auf dem griechischen Markt engagiert und müssen wegen der Verluste beim griechischen Schuldenschnitt mit Milliardenbeträgen rekapitalisiert werden.

Die Regierung von Staatspräsident Dimitris Christofias hatte die Flucht unter den Euro-Rettungsschirm bis zuletzt zu vermeiden versucht, nachdem am Montagmorgen die Ratingagentur Fitch jedoch Zyperns Bonitätsnote von „BBB-„ auf „BB+“ herabgesetzt und das Land damit auf Ramschniveau heruntergestuft hatte, blieb der Regierung offenbar keine andere Wahl. Für den heutigen Dienstag wurde ein Krisentreffen einberufen.

Kurz zuvor hatte Spanien nach wochenlangem Zögern dem Druck der EuroGruppe nachgegeben und den Rettungsantrag für seine marode Bankenbranche auf den Weg gebracht. Die Finanzminister der Euro-Zone hatten bereits am 9. Juni einen Notkredit von maximal 100 Milliarden Euro zugesagt, um mehrere Banken vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Doch Spanien kämpft hinter den Kulissen mit harten Bandagen um möglichst günstige Kreditbedingungen und um eine „weiche Rettung“ mit geringen Auflagen. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman warf Spaniens konservativem Regierungschef Mariano Rajoy vor, „keinen Plan“ zu haben und mit dieser Konzeptlosigkeit das Misstrauen der Anleger zu schüren.

Spaniens Zaudern gilt als ein Grund dafür, dass die Zinsen, welche das Krisenland am Geldmarkt zahlen muss, auch nach der Hilfszusage sehr hoch blieben. Unabhängige Analysten schließen nicht aus, dass die Bankenrettung nur ein erster Schritt ist und bald ganz Spanien, das in einer tiefen Schulden- und Wirtschaftskrise steckt, unter den Euro-Rettungsschirm flüchten muss. Spaniens Regierung hatte durchblicken lassen, dass der Staat das horrende Zinsniveau von derzeit etwa 6,5 Prozent für langfristige Anleihen nicht sehr lange durchhalten kann.

Die EU drückt derweil aus der Sorge, dass das Vertrauen der Investoren weiter sinken könnte, bei den Verhandlungen mit Spanien aufs Tempo. EU-Währungskommissar Olli Rehn „begrüßte“ zwar Spaniens Schritt. Kündigte aber an, dass die „Troika“ aus Europäischer Zentralbank, Europäischer Bankenaufsicht und Internationalem Währungsfonds nun zügig mit Madrid die Einzelheiten des Notkredits aushandeln wolle. Er sei zuversichtlich, „dass wir ein Memorandum in ein paar Wochen unterschreiben können“. Hinter vorgehaltener Hand ist man in Brüssel über die spanische „Verschleppungstaktik“ verärgert. Jene Banken, welche mit europäischen Milliarden gestützt werden, müssen nach Angaben von Rehn auf jeden Fall mit Sanierungsauflagen rechnen.

„Die Regierung von Spanien bittet formell um finanzielle Hilfe für die Rekapitalisierung von spanischen Finanzinstituten“, heißt es in dem Brief, den Spaniens Finanzminister Luis de Guindos am Montagmorgen an den Chef der Euro-Gruppe Jean-Claude Juncker schickte. In dem Schreiben wird nicht erwähnt, wie viel Geld notwendig ist, um einen drohenden Bankencrash abzuwenden. Gerd Höhler/Ralph Schulze

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