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Wirtschaft: Auf Augenhöhe

Die Rolle der Entwicklungsländer im Welthandel

Von Michael Schmidt

Etwas ist diesmal anders. Die Doharunde ist zwar die neunte Welthandelsrunde, aber die erste „Entwicklungsrunde“. Denn diesmal geht es nicht um Zollsenkungen ganz allgemein, sondern Ziel der Verhandlungsrunde ist eine bessere Eingliederung der Entwicklungsländer in den Welthandel. Dafür sollen die Industrieländer ihre Märkte öffnen und handelsverzerrende Unterstützungen kappen.

Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht der Agrarsektor. Denn hier sind die Entwicklungsländer konkurrenzfähig – oder könnten es sein, bei gleichem Recht für alle. Aber hier ist auch die Unterstützung der heimischen Wirtschaft in den Industrieländern besonders hoch. Erst dadurch können sie sich Märkte erschließen, die sonst den Entwicklungsländern zufielen. Dass die es nach Jahren und Jahrzehnten, in denen sie und ihre Belange weitgehend ignoriert wurden, überhaupt zu ernst zu nehmenden Verhandlungspartnern der Industrieländer geschafft haben, ist eine Entwicklung der jüngeren Zeit. Als beim WTO-Gipfel im mexikanischen Cancún 2003 der Status quo des Welthandels festgeschrieben werden sollte, standen die Vertreter der Entwicklungsländer auf und sagten „Stopp“ – und ließen den Gipfel platzen.

Seither treten die Entwicklungsländer selbstbewusster auf. Sie bilden Koalitionen. Und einige – Brasilien, China, Indien – haben sich von Entwicklungs- zu Schwellenländern entwickelt, die sich schon qua ihrer zunehmenden Wirtschaftskraft des Respekts der Großen sicher sein können. Allerdings gibt es deshalb jetzt auch unter den Entwicklungsländern unterschiedliche Interessen – die Schwellenländer wollen nicht immer das Gleiche wie die ganz armen Länder in Afrika – es gibt eine neue Spaltung.

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