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Wirtschaft: Auf dem Weg zur Drehscheibe

Berlin könnte künftig auch Luftverkehr bündeln

Berlin - Berlin ist einer Studie zufolge auf gutem Weg, sich zum dritten Flughafen-Drehkreuz in Deutschland zu entwickeln. Mit dem Ausbau von Schönefeld zum Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) bestünden gute Chancen, sich hinter Frankfurt am Main und München als ein solcher Hub zu etablieren, heißt es in der Studie der Deutsche Bank Research, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Allerdings könnte diese Entwicklung von einem strengen Nachtflugverbot, wie es derzeit diskutiert wird, gefährdet werden, sagte der Autor der Studie, Eric Heymann. „Es wäre absurd, wenn man einen der modernsten Flughäfen von vorneherein bei seinem Wachstum einschränken würde.“ Nach derzeitiger Planung soll der BBI Ende 2011 in Betrieb gehen.

Durch eine Bündelung der Verkehrsströme, wie es Frankfurt und München bereits erfolgreich vormachten, stiegen die Umsteigemöglichkeiten und der Langstreckenverkehr werde an Bedeutung gewinnen, sagte Heymann weiter. Dabei läge der Schwerpunkt auf Osteuropa und Asien. Während allerdings die Zahl der Interkontinentalverbindungen ab dem BBI künftig deutlich steigen werde, blieben die Perspektiven für die Luftfracht begrenzt. „Die Voraussetzungen für den Personenverkehr sind besser als die für den Güterverkehr“, sagte Heymann. Berlin rangiere bei der Luftfracht nur unter „ferner liefen“. Das liege zum einen an dem geringen Industrialisierungsgrad der Region, zum anderen an dem Vorsprung, den andere Flughäfen sich bereits erarbeitet hätten. Das Gleiche gilt für den Güterverkehr auf der Schiene: Gemessen am gesamten Güterverkehrsaufkommen der Eisenbahnen im vergangenen Jahr entfielen auf Berlin der Studie zufolge weniger als ein Prozent. Doch gebe es hier Potenzial – etwa durch einen Ausbau der Güterverkehrszentren sowie einer Ausrichtung auf Osteuropa.

Dagegen zählt der Hauptbahnhof mit rund 300 000 Reisenden und Besuchern pro Tag nach Hamburg, Frankfurt und München zwei Jahre nach seiner Eröffnung bereits zu den größten deutschen Bahnhöfen. Und: Berlin bleibt der Studie zufolge das wichtigste Ziel für innerdeutsche Flüge. Mit dem BBI könne sich die jährliche Zahl der Passagiere auf 40 Millionen verdoppeln. „Dafür ist eine schnelle Anbindung an die Innenstadt von besonders großer Bedeutung“, sagte Verkehrsexperte Heymann. Verzögerungen beim Bau des „Airport-Shuttles“ könne sich Berlin nicht leisten, da sonst auf vielen innerdeutschen Strecken der Zug die Alternative wäre. Der Chef der Berliner Flughäfen, Rainer Schwarz, sagte, eine Fahrzeit von maximal 30 Minuten sei hier unbedingt erforderlich. Auch solle der Shuttle vier Mal pro Stunde verkehren, nicht mit dem Pendlerverkehr vermischt werden und eine „berechenbare Route“ fahren.

Der Flughafenchef forderte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn in diesem Zusammenhang auf, seine Hausaufgaben zu machen: „Es gibt die Chance, dass Mehdorn nach Abschluss der Frage Tempelhof mehr Zeit hat, sich um sein Kerngeschäft zu kümmern.“ Am Sonntag sollen die Berliner über einen Weiterbetrieb des Flughafens Tempelhof abstimmen, für den sich auch der Bahn-Chef einsetzt. Schwarz nannte eine Offenhaltung des traditionsreichen Flughafens „rechtlich gefährlich“. Das Bundesverwaltungsgericht habe den BBI-Ausbau nur genehmigt, wenn im Gegenzug Tegel und Tempelhof geschlossen werden. Juliane Schäuble

Juliane Schäuble

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