zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Auf der Lauer

Die kleinen Parasiten haben jetzt Hochsaison. Mit welchen Sprays und Lotionen sie sich vom Leib halten lassen, zeigt ein Test

Klein und hässlich sind sie, aber zugleich so effizient und gefürchtet, dass sie selbst einen Schriftsteller wie Patrick Süskind inspiriert haben. In seinem Erfolgsroman „Das Parfüm“ vergleicht Süskind den Serienmöder Grenouille mit einem „Zeck“. Denn auch Grenouille ist ein unansehnliches Geschöpf, aber ein faszinierendes Werk der Natur: Stumm und einsam – aber in der Lage, die feinsten Geruchsspuren aufzunehmen und ein Opfer zu orten.

Die Jagdsaison der Zecken ist jetzt im Mai und Juni. Die Taktik der bei uns verbreiteten Waldzecke: Sie lässt sich einfach von Wanderern oder Tieren von Blättern im Gebüsch abstreifen – und landet so direkt bei ihrem Opfer. Dort angelangt saugt die Zecke zwar nur wenige Tropfen Blut. Gefährlich sind die kleinen Spinnentiere aber trotzdem, weil sie Krankheiten übertragen können, die möglicherweise zu Fieber und Hirnhautentzündungen führen: Die Borreliose etwa, bei der nur der Einsatz von Antibiotika hilft. Gegen die von Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, gibt es hingegen kein Gegenmittel, aber immerhin einen Impfschutz.

Schutz vor Zecken sollen auch Mittel zum Einreiben oder zum Aufsprühen bieten. Ob man sich auf sie verlassen kann, hat die Stiftung Warentest anhand von 20 Sprays und Lotionen untersucht. Ihre Wirksamkeit wurde vor allem daran gemessen, wie lange die Mittel es schafften, die Zecken abzuschrecken. Die Hersteller werben zwar mit einer Wirkdauer von bis zu vier, bis zu sechs oder sogar bis zu acht Stunden. Doch die vollmundigen Versprechen werden laut Testergebnis nicht eingehalten. So wurden ganze zwölf der 20 Anti-Zeckenmittel mit einem „mangelhaft“ bewertet. Im schlechtesten Fall wirkten die Mittel nur wenige Minuten, im besten Fall etwa drei Stunden.

Die beste Note im Gesamturteil war ein „befriedigend“. Diese Note wurde immerhin sechs Mal vergeben. An der Spitze platzierte sich Anti Brumm Naturel, das im Schnitt 6,99 Euro kostet und in Apotheken erhältlich ist. Knapp dahinter, dafür deutlich günstiger und mit mehr Inhalt, lag das Quartet Anti Zecke Hautspray für 2,99 Euro.

Die Hersteller von Anti-Zecken-Mitteln kommen heute stärker dem Kundenwunsch nach natürlichen Wirkstoffen nach. So finden sich heute in vielen Produkten ätherische Öle, die die Zecken abschrecken sollen. Allerdings sind auch sie nach Expertenansicht nicht ganz risikolos. Denn bestimmte ätherische Öle können die Haut zum Beispiel lichtempfindlich machen, die Schleimhäute reizen oder Allergien auslösen. Fünf Produkte mit natürlichen Wirkstoffen dürften laut Stiftung Warentest sogar überhaupt nicht verkauft werden: Braeco Zecken-Abwehr, Care-Plus Natural Tick Deo, Pharma Brutscher Zeckenspray, Anti-Mosquitan Antizecken, Zanzarin Zeckenschutz Bio-Lotion. Denn sie haben keine gültige Registrierung als Schutzmittel (Biozid).

Noch ist unklar, ob in den milden Wintermonaten mehr Zecken als sonst üblich überleben konnten und deshalb womöglich ein schlimmer Zeckensommer erwartet werden muss. In jedem Fall aber sollte man Vorsorge treffen (siehe Kasten). Bewohnern von Risikogebieten empfiehlt sich ohnehin eine FSME-Impfung, auch wenn nur ein Bruchteil der Zecken Träger von FSME-Viren ist. Yasmin El-Sharif

Weitere Informationen zu FSME und den Risikogebieten gibt es im Internet unter: www.rki.de oder www.dgk.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false