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Wirtschaft: Auf neuem Posten

Der massive Stellenabbau der deutschen Kreditinstitute geht weiter. Doch am Know-how der Banker sind viele interessiert – und auch die Selbstständigkeit ist eine Option.

Der Stellenabbau der Banken geht weiter. Jüngst haben die neuen Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, angekündigt, sich von rund 1000 Investmentbankern zu trennen. Und die gerade erfolgte Aufspaltung der WestLB, die teilweise abgewickelt wird, wird ebenfalls Hunderte der gut 4300 Mitarbeiter ihren Job kosten. Damit kommt die nächste Welle von Bankangestellten seit Beginn der Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt. Von 2007 bis Ende 2011 hat das deutsche Kreditgewerbe, von der Sparkasse bis zur Bundesbank, schon rund 27 000 Mitarbeiter entlassen. Und ein Ende ist noch immer nicht in Sicht.

Experten rechnen damit, dass noch weiteres Personal abgebaut wird, weil die Geldhäuser – nicht nur diejenigen unter staatlicher Ägide wie die Commerzbank – zum Sparen gezwungen sind und die Branche insgesamt ihr Automatisierungspotenzial noch nicht ausgeschöpft hat.

Damit der Stellenabbau möglichst lautlos verläuft, engagieren die Geldhäuser sogenannte Outplacement-Berater wie Herbert Mühlenhoff. Der Düsseldorfer ist spezialisiert auf die professionelle Trennung von Arbeitgebern und Mitarbeitern und hilft bei der beruflichen Neuorientierung. Um abfindungswillige Kandidaten eines Unternehmens zu identifizieren, berät Mühlenhoff Banker bei der Entscheidung zu gehen oder zu bleiben. Und obwohl die Alternative zum Abschied vom Arbeitgeber oftmals heißt, runtergestuft zu werden oder einen Standortwechsel mitzumachen und etwa von München nach Frankfurt umzuziehen, beobachtet Mühlenhoff „einen verbreiteten Unwillen, sich auf Neues einzulassen.“

Kein Wunder, „ab einer bestimmten Hierarchiestufe wird es zeitaufwendiger, eine adäquate Stelle zu finden“, sagt Bernd Schuster, selbst Ex-Vorstand der NordLB, der sich vor vier Jahren als Coach und Bewerbungstrainer für Manager der ersten und zweiten Führungsebene selbstständig gemacht hat.

Seine Klienten sind üblicherweise älter als 45 Jahre und wollen oder müssen weiter arbeiten, denn trotz üppiger Abfindungen haben sie keineswegs ausgesorgt. „Man macht in der Bank entweder Karriere als Experte oder als General Manager. Doch genau diese Positionen werden wegen der Fusionen und der Rationalisierung in der Finanzbranche immer weniger“, beobachtet Schuster. Es heißt also, neue Jobchancen aufzuspüren.

Die Industrie nimmt nur wenige Ex-Führungskräfte aus der Bankenszene auf. „Die Denkweise ist zu unterschiedlich", sagt Schuster. Während Industriemanager jedes neue Geschäft als Chance auf Gewinn betrachten, werten es Banker als zusätzliches Risiko. Ihr Know-how gilt außerdem als zu spezialisiert auf Finanzströme und ihre Branche ist vergleichsweise hoch reguliert, so dass Bankmanager im Vergleich unroutiniert wirken, was das herkömmliche Wirtschaftsleben angeht.

Also versuchen die meisten Bewerber, erneut in der Finanzbranche Fuß zu fassen. Was offenbar auch vielen gelingt. Schuster zufolge ist der Wechsel zu einer anderen Bank verbreitet, wobei inzwischen auch Sparkassen zum Beispiel Spezialisten aus den mittleren Hierarchieebenen der Großbanken rekrutieren, oder Landesbanken gezielt Expertise in Sachen Kapitalmarktgeschäfte einkaufen.

Auch der Wechsel von einer Großbank zu einer renommierten Versicherung ist machbar. Schuster: „Sehr gefragt sind Manager fürs Risikomanagement und -controlling.“ Auch Bausparkassen, Fondsgesellschaften, Vermögensverwaltungen, Immobilienbeteiligungsgesellschaften oder Unternehmensberatungen zeigen sich an Ex-Bankern interessiert. „Mitunter wird da aber weniger die Expertise eingekauft als die guten Kontakte des Bewerbers“, sagt Schuster.

Schwer mit dem beruflichen Wechsel tun sich dagegen ehemalige Investmentbanker. Sie haben den Ruf, nur am schnellen Profit interessiert zu sein. Dabei könnten ihre besonderen Eigenschaften wie schnelle Auffassungsgabe und Reaktion sowie Entscheidungsfreude durchaus auch in anderen Branchen mit volatilen Märkten vorteilhaft sein. Etwa im Groß-, Außen- und Onlinehandel oder auch als Broker in den Tradingabteilungen der Stromerzeuger. Allerdings sollte dafür ihre vorherige Spezialisierung nicht zu groß sein und die jeweilige Branchenexpertise muss erworben werden.

Im gehobenen Mittelstand, durchaus an solide ausgebildetem Bankpersonal für seine vielen Vakanzen im Finanzwesen interessiert, kommen die Ex-Investmentbanker dagegen nicht unter. „Hier sind Fach- und Führungskräfte gefragt, denen der Wert einer nachhaltigen Geschäftspolitik bewusst ist, die unternehmerisch denken und risikominimierend handeln. Sie sind Teamplayer statt Einzelkämpfer und können mit Sachverstand im Controlling wie im Finanz- und Rechnungswesen überzeugen“, sagt Doris Mailänder. Sie ist Geschäftsführerin der Personalberatung Treuenfels. „Derzeit scheinen die Unterschiede beim Fachwissen und bei der Mentalität jedoch zu groß.“

Zwar spielt der Aspekt der Vergütung eine zentrale Rolle bei der Jobsuche, doch mitunter erweist sich „die Statusfrage als größerer Stolperstein“, weiß Bernd Schuster. „Wer einmal erlangte Macht, Ansehen und Einfluss abgeben soll, empfindet das häufig als Makel und Abstieg.“

Und Outplacement-Berater Herbert Mühlenhoff, selbst gelernter Bankkaufmann, weist auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin, nämlich die Sinnfrage: „Wer sich beruflich neu orientiert, muss klären, ob überhaupt noch eine Identifikation mit dem Geschäftsmodell der Branche besteht oder ob eine grundsätzliche Veränderung ansteht, etwa sich selbstständig zu machen.“

Ein Markt, der dazu noch Chancen bietet, ist die bankunabhängige Vermögensverwaltung. Im Gegensatz zu Ländern wie der Schweiz, Großbritannien oder den USA, die bereits über eine Marktabdeckung von bis zu 30 Prozent verfügen, ist Deutschland davon mit derzeit rund 450 selbstständigen Vermögensverwaltern noch weit entfernt.

Besonders die Kosten- und Qualitätsvorteile sprechen für diese Zunft, die schätzungsweise derzeit ein Vermögen von insgesamt rund 100 Milliarden Euro verwaltet, das sich je zur Hälfte aus liquiden Anlagen und Immobilien zusammensetzt. Denn anders als die festangestellten Bankberater unterliegen die neutralen Verwalter keinem Vertriebsdruck, müssen im Gegenteil strenge Regeln der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erfüllen.

Diese Chance, sein eigener Herr zu werden, lockte auch Herbert Keilhammer. Nach über 20 Jahren bei der Dresdner Bank, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung des Wealth Managements, beschloss der Münchener vor zwei Jahren mit Anfang 40, diesen Schritt zu machen. Während die Firmengründung in nur drei Wochen erfolgte, erwies sich der Antrag zur BaFin-Zulassung als „irrsinnig aufwendig“. Jede Menge juristische und organisatorische Details waren zu klären. Dabei stieß Keilhammer im Web auf die Gründeragentur für unabhängige Vermögensverwalter der DAB Bank, die den Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt (siehe Kasten).

Dieser kostenlose Online- und Offline-Beratungsservice ist nicht uneigennützig. Schließlich wickeln die neutralen Vermögensverwalter später im Auftrag ihrer Kundschaft über die DAB gern ihre Transaktionen ab, wofür die Bank Gebühren kassiert. Dennoch: „Für mich war es sehr vorteilhaft, einen versierten Ansprechpartner zu haben, um alle Anforderungen rund um die BaFin-Zulassung zu erfüllen“, sagt Herbert Keilhammer. Der Start seiner Vermögenskultur AG ist so geglückt: Innerhalb eines Jahres ist Keilhammer unter die größten 100 deutschen Vermögensverwalter aufgestiegen.

Er und seine inzwischen fünf Mitarbeiter betreuen 70 Kunden mit einem Vermögen von 200 Millionen Euro und konnten außerdem drei bedeutende Family-Office-Mandate gewinnen. Darunter das von Susanne Porsche – Filmproduzentin und Ex-Ehefrau von Wolfgang Porsche, dem Chefaufseher des gleichnamigen Sportwagenherstellers.

Und auch wenn die Hürden hoch sind, „Kollegen aus Groß- oder Privatbanken, die über große Expertise und Erfahrung verfügen, stark in Sachen Kundenbindung sind und Wert auf unabhängige und ganzheitliche Beratung legen, bietet die Selbstständigkeit als Vermögensverwalter eine erfolgversprechende Perspektive“, ist Keilhammer überzeugt. HB

Der kostenlose Online-Ratgeber

der DAB Bank zu Fragen zur

Selbstständigkeit ist zu finden unter

http://b2b-start.dab-bank.de/dabportal

Claudia Obmann

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