zum Hauptinhalt
Mehrwert. Viele Firmen locken mit Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu gehören Managementprogramme und Weiterbildung. Foto: dpa

© picture-alliance

Wirtschaft: Auf Nummer sicher

Nur die wenigsten Firmen können derzeit Traumgehälter zahlen. Dafür haben sie anderes zu bieten – zum Beispiel langfristige Perspektiven

Es ist Krise und das macht sich auch für die sonst so umworbenen Fach- und Führungskräfte bemerkbar. In Zeiten wie diesen scheinen sie auf ihren Positionen festzustecken. Weil die Firmen sehr zurückhaltend einstellen – und weil sie selber oft auf Nummer sicher gehen und sich nicht so leicht auf einen Wechsel einlassen.

Doch selbst wenn es auf dem Arbeitsmarkt relativ verhalten zugeht, gute Manager und Experten sind auch derzeit gesucht. Wer die richtige Qualifikation und Karriere-Vita mitbringt, ist auch heute gefragt – und kann mit attraktiven Angeboten der Arbeitgeber rechnen. Das gilt nicht nur für Jobwechsler, sondern auch für Topleute, die bereits bei einem Unternehmen beschäftigt sind. Nur mit einem Traumgehalt wird es derzeit kaum etwas werden.

Damit sie das Schiff besteigen oder eben nicht verlassen, eröffnen viele Firmen ihnen wenigstens klare Perspektiven. In Einzelgesprächen wird den besten Köpfen vermittelt, dass ihre Arbeit geschätzt wird, ihre Position sicher ist und es in der Zeit nach der Krise wieder Entwicklungsmöglichkeiten gibt. „Alle warten momentan auf bessere Zeiten“, sagt Jürgen Below, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Kienbaum in Berlin. „Unternehmen aber, die langfristig denken und gut dastehen, nutzen die Krise, um interessante Leute zu gewinnen.“

Auch derzeit seien etwa Top-Nachwuchskräfte gesucht. Sie müssen nur das richtige Fach studiert haben: Um die besten Absolventen aus den Bereichen BWL, IT und Informatik, um Ingenieure und Naturwissenschaftler bemühten sich derzeit alle Firmen. Oft werden sie direkt von den Hochschulen abgeworben. Professoren werden gefragt, welche ihrer Studenten durch konstruktive Mitarbeit auffallen. Wer mit Top-Examina, Studienarbeiten, Praktika, Auslandserfahrungen oder guten Beurteilungen auf sich aufmerksam macht, hat trotz Wirtschaftskrise gute Aussichten auf ein Einstiegsgehalt zwischen 40 000 und 50 000 Euro im Jahr.

„Die Zeiten der Traumgehälter, die etwa zu New-Economy-Zeiten gezahlt wurden, sind zwar vorbei“, sagt Below. Aber gerade für Einsteiger sollten Entwicklungsmöglichkeiten und der Ruf eines Unternehmens ohnehin wichtiger sein als das Anfangsgehalt.

Auch erfahrene Manager sind trotz Krise gefragt. „Gute Führungskräfte aus dem technischen und kaufmännischen Bereich suchen wir eigentlich immer“, sagt etwa die Sprecherin von Vattenfall, Sandra Kühberger. Gerade Ingenieure mit Führungserfahrung seien schwer zu finden. Der Energieversorger setzt deshalb bei der Personalrekrutierung auf externe Agenturen ebenso wie auf den internen Führungsnachwuchs.

Um dem Erfolg bei der Suche nach neuen Kräften auf die Sprünge zu helfen, ist man zum Beispiel bei der Haus- oder Wohnungssuche behilflich, insbesondere bei neuen Mitarbeitern aus dem Ausland. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird großgeschrieben, und außerdem die persönliche Weiterbildung. Auch dass sich die Energiebranche derzeit in einem großen Umbruch befinde, habe durchaus seinen Reiz, sagt Sandra Kühberger. „Das bietet Führungskräften die Möglichkeit, den Wandel aktiv mitzugestalten.“ Entwicklungs- und Austauschchancen gerade nach Nordeuropa, wo die Muttergesellschaft ihren Sitz hat, ist ein Pfund, mit dem der Konzern bei der Personalakquise wuchern kann.

Bei der Fluggesellschaft Lufthansa werden Managementpositionen grundsätzlich über das Development-Track-Programm der Fluggesellschaft gewonnen. Vorgesetzte nominieren dafür Kandidaten, denen eine Führungsrolle zugetraut wird. In dem zweijährigen Programm werden sie dann gezielt auf ihre Aufgaben vorbereitet.

Um seine Mitarbeiter auf allen Hierarchie-Ebenen zu halten, setzt der Konzern auf ein umfangreiches Personalentwicklungsprogramm. Weiterbildung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Im Trainings- und Conference-Center in Seeheim befindet sich die zentrale Aus- und Weiterbildungsplattform. Hierher kommen die Mitarbeiter aus aller Welt, um sich fachlich oder in Bereichen wie interkultureller Kompetenz fit zu machen. Überdies gibt es die School of Business, die auch spezielle Managementprogramme anbietet.

Jenseits von Vergütung und regelmäßig stattfindenden Mitarbeitergesprächen gibt es auch andere Benefits. Mitarbeiter können zum Beispiel stark vergünstigt fliegen. Außerdem verbessern spezielle Programme die Vereinbarkeit von Familie und Karriere, sagt der Leiter Führungskräfteentwicklung und Laufbahnberatung, Andreas Gärtner.

„Wir haben traditionell eine sehr starke Bindung unserer Mitarbeiter an das Unternehmen“, erklärt Gärtner. Drei Viertel aller Führungspositionen können mit eigenen Leuten besetzt werden. Externe Headhunter kommen in der Regel nur dann zum Zug, wenn spezielle Positionen besetzt werden müssen.

Anders als bei der Fluggesellschaft ist die Dienstleistung von Headhuntern in vielen anderen Firmen öfter gefragt. Die Personalprofis suchen für hochdotierte Stellen eine Handvoll Bewerber aus und schlagen sie Unternehmen vor. Ein Kandidat, der auf diese Weise ausgesucht wird, darf sich durchaus geschmeichelt fühlen. In der Regel hat er sich mit seiner Leistung einen Namen gemacht, auch außerhalb der eigenen Firma.

Karriereberater Thomas Rübel sieht in solchen Anrufen verschiedene Chancen. Zum einen sei es eine Bestätigung der eigenen Arbeit. Headhunter hätten schließlich verschiedene Quellen, die zu einem führen, meist über Empfehlungen oder den eigenen guten Ruf. So ein Kontakt könne auch dazu dienen, zu überlegen, wo man eigentlich gerade steht. „Und man erhält eine Einschätzung über den eigenen Marktwert“, sagt Rübel vom Büro für Berufsstrategie.

Doch er warnt, ein Angebot als Druckmittel beim eigenen Arbeitgeber zu benutzen: „Das ist ein Vertrauensbruch, der meist nach hinten losgeht“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false