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Kleine Vermögen. Sparbücher werfen seit jeher wenig Zinsen ab. Trotzdem schätzen die Deutschen die Sparform wegen ihrer Sicherheit. Foto: p-a/gms

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Wirtschaft: Auf Nummer sicher

Die Deutschen legen mehr Geld zurück als in den vergangenen Jahren. Minimales Risiko ist ihnen dabei besonders wichtig

Berlin - Die Euro-Schuldenkrise verunsichert Politiker und Investoren, der deutsche Bürger blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Mehr als die Hälfte der Verbraucher rechnet nicht damit, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert, wie aus dem Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) hervorgeht, das am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach geht sogar jeder vierte Anleger davon aus, dass es in den kommenden zwei Jahren mit den persönlichen Finanzen aufwärts gehen wird.

Dieses Gefühl steht auf einem soliden Fundament, denn die Deutschen sparen mehr: Im vergangenen Jahr lag die Sparquote bei 11,4 Prozent, ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2009 (11,1 Prozent). Insgesamt haben die Deutschen 2010 insgesamt mehr als 186 Milliarden Euro an Ersparnissen gebildet. Berlin liegt dabei unter dem Bundesdurchschnitt: Das Einkommen liegt hier durchschnittlich bei rund 16 000 Euro, davon werden im Schnitt knapp 1500 Euro gespart. Das sind 9,8 Prozent. In Baden- Württemberg, Bayern und Hessen wird dagegen am meisten gespart. In diesen Bundesländern liegt die Sparquote bei rund zwölf Prozent. Schlusslicht ist Bremen, dort sind es 8,5 Prozent.

Anders als die OECD, die davon ausgeht, dass die Sparquote 2011 sowie 2012 geringer ausfallen wird, sprach DSGV-Präsident Heinrich Haasis am Dienstag von einer „stabilen und hohen Sparquote“ auch in den kommenden Jahren. Die Deutschen hätten eine „gesunde Balance“ zwischen finanziellen Rücklagen und Konsum gefunden.

Bei den finanziellen Rücklagen steht Sicherheit an erster Stelle. 97 Prozent der Verbraucher wollen, dass ihr Geld sicher angelegt ist. So ist es wenig überraschend, dass vor allem Sparprodukte gefragt sind (62 Prozent). Haasis sprach von einer „Renaissance des Sparbuchs“. Jeder vierte Anleger sieht das Sparbuch als gute Wahl beim Vermögensaufbau – trotz historisch niedriger Zinsen. Paradox: Eine ordentliche Rendite gewinnt bei 77 Prozent der Befragten als Anlagekriterium erstmals seit der Finanzkrise wieder an Bedeutung. Auch Edelmetalle wie Gold und Silber würden mehr gekauft, sagte Haasis. Die selbst genutzte Immobilie ist insbesondere bei der Altersvorsorge die beliebteste Vermögensform. „In ihr sehen die Verbraucher einen gewissen Schutz gegen die Inflation“, sagte der DSGV-Präsident. Wichtig bei allen Anlageformen ist die sogenannte Nachhaltigkeit. Jeder dritte Bundesbürger möchte inzwischen genau wissen, was mit seinem Geld geschieht. Aktien, Anleihen und Fonds sind dagegen weniger gefragt.

Sparen können die Deutschen, Geld ausgeben auch. Trotz Finanz- und Schuldenkrise haben die meisten Verbraucher ihr Konsumverhalten beibehalten, neun Prozent haben sogar mehr konsumiert als noch vor einem Jahr.

„Die Bürger wirtschaften besser als der Staat, in dem sie leben“, sagte Haasis. 2011 wird die deutsche Staatsverschuldung voraussichtlich bei rund 83 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) liegen. Die Euro-Länder haben eine durchschnittliche Staatsverschuldung von rund 88 Prozent, Länder wie Griechenland liegen deutlich darüber. Die Zahlen scheinen düster, das gute Gefühl der Deutschen können sie jedoch nicht beeinträchtigen: Hierzulande ist jeder Zweite mit seinem Lebensstandard zufrieden.

Deutliche Unterschiede gibt es dabei allerdings zwischen Ost und West. Während in den alten Bundesländern mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) von einer „(sehr) guten“ Situation sprechen, sind es in den neuen Ländern nur 41 Prozent.

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