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Wirtschaft: Aufschwung erreicht jetzt auch Berlin

Mehr Aufträge, neue Jobs – der Bau erholt sich

Berlin - Joachim Hartwich hat ein Problem, das er lange nicht kannte. Der Berliner Ingenieur sucht für sein Büro Bauzeichner und Bauingenieure – und was passiert? Fast nichts. „Vor einigen Jahren musste ich nur klein inserieren und wurde mit Bewerbungen überschüttet, jetzt erhalte ich nur ein paar“, sagt Hartwich. „Es gibt wohl wieder genügend Jobangebote.“

Die deutsche Baubranche glänzt seit einigen Monaten mit so guten Zahlen wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, Umsätze und Stellen nehmen wieder zu. Nur in Berlin und Brandenburg war davon bisher nicht viel zu spüren. Doch die Trendwende scheint jetzt auch hier erreicht. „Die konjunkturelle Welle ist auch im Osten angekommen“, sagt Heiko Stiepelmann, Vize-Hauptgeschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). „Die Auftragseingänge in Berlin und Brandenburg sind inzwischen erstaunlich.“ Im Februar habe es in Berlin ein Plus von rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gegeben. In Brandenburg sähen die Zahlen mindestens genauso gut aus. Nur beim Umsatz liegen die Berliner Betriebe laut Stiepelmann noch deutlich hinter den Landesnachbarn zurück. Während in Brandenburg im vergangenen Februar ein Plus von knapp 55 Prozent gegenüber dem Februar 2006 zu verzeichnen war, sank der Umsatz in Berlin um fast 30 Prozent. Doch die Unternehmer rechnen mit einer Wende: Die jüngste Mitgliederbefragung der Berliner Industrie- und Handelskammer ergab, dass ein Viertel der Bauunternehmen für 2007 steigende Umsätze erwartet.

Auch Wolf Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer bei der Fachgemeinschaft Bau, geht davon aus, dass es in den nächsten Monaten weiter aufwärtsgehen wird. „Ich rechne damit, dass wir in diesem Jahr in der Region einen Beschäftigungsaufbau von ein bis zwei Prozent haben werden“, sagt Wenkel.

Nach Angaben des Statistischen Landesamts Berlin konnte die Zahl der Beschäftigten schon in den vergangenen zwölf Monaten bei etwa 17 000 bis 18 000 konstant gehalten werden. Nachdem jahrelang Tausende Jobs abgebaut worden seien, sei dies schon beachtlich, meint Wenkel. „Aber wir haben noch immer 30 000 arbeitslose Bauarbeiter in der Region“, fügt er hinzu. HDB-Vize Stiepelmann rechnet jedoch damit, dass sehr bald auf einen Großteil der Arbeitslosen zurückgegriffen werde. Das größere Problem sei jedoch, dass zu lange zu wenig für den Nachwuchs getan worden sei. „Uns werden bald Fachkräfte fehlen“, sagt er. Schon jetzt könne der Bedarf, etwa an Bauingenieuren, nicht mehr überall gedeckt werden. Ingenieur Hartwich weiß, was das bedeutet: „Es wird darauf hinauslaufen, dass wir nicht mehr jeden Auftrag annehmen können. Und wir werden auch nicht mehr zu jedem Preis arbeiten.“

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