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Wirtschaft: Aufschwung in Sicht

Die deutsche Wirtschaft darf nach einer ZEW-Umfrage wieder hoffen – doch der Stellenabbau geht zunächst weiter

Berlin / München (brö/nad). Finanzmarktexperten erwarten nach einer Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) einen baldigen Aufschwung in Deutschland. Der Index der Konjunkturerwartungen stieg im Januar um 13,4 Punkte auf 14,0 Punkte, teilte das Institut am Dienstag mit. „Es zeigt sich ein erster Silberstreif am Horizont“, sagte Wolfgang Franz, der Präsident des ZEW. Auf eine Besserung der Wirtschaftslage deutet auch die Geschäftsentwicklung beim Maschinenbau und Nutzfahrzeugkonzern MAN hin. Trotz geringer Nachfrage blieb das Unternehmen bei Umsatz und Aufträgen nahezu stabil und erwartet für 2003 einen steigenden Gewinn. MAN war im Deutschen Aktienindex Dax mit einem Kursplus von 5,16 Prozent auf 15,28 Euro Tagessieger. Trotzdem will die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2003 auf etwa ein Prozent nach unten korrigieren.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen verbesserten sich zum ersten Mal seit sieben Monaten. Die 323 befragten Fachleute rechnen insbesondere mit einem mittelfristig niedrigeren Ölpreis. „Das hat sich positiv auf den Indikator ausgewirkt“, kommentierte ZEW-Chef Franz. Zudem hätten sich die Aktienmärkte erholt. Es gebe aber eine Reihe von „erheblichen Risiken über die Irak-Krise und den wirtschaftspolitischen Kurs in Deutschland“.

Experten werteten den Anstieg des Indikators als Zeichen der Hoffnung. „Wir durchschreiten gerade die Talsohle“, sagte Lothar Heßler von HSBC Trinkaus & Burkhardt in Düsseldorf dem Tagesspiegel. Zuvor hätten bereits die Zahlen über die Ifo-Geschäftserwartungen, die Auftragseingänge und die Industrieproduktion auf eine bessere Entwicklung hingedeutet. Auch Ulrich Kater von der der Deka Bank in Frankfurt (Main) nannte die ZEW-Daten „einen Lichtblick, der auf einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte hindeutet“. Für überschäumenden Optimismus bestehe aber kein Anlass. Liege der Ölpreis dauerhaft über 32 US-Dollar, sei „eine weitere Erholung unwahrscheinlich“.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) schätzt das deutsche Wachstum auf nur „rund ein Prozent“. Damit signalisierte er am Dienstag in Brüssel, dass die Regierung ihre bisherige Erwartung von 1,5 Prozent Plus zurücknehmen will. Die exakte Vorhersage wird die Koalition am 29. Januar im Jahreswirtschaftsbericht mitteilen.

MAN bekräftigt Prognose

Auch der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzern MAN blickt optimistisch in die Zukunft. Trotz der Konjunkturflaute hat das Münchener Unternehmen am Dienstag solide Auftrags- und Umsatzzahlen vorgelegt und den oberen Rand der zu Beginn des Geschäftsjahres angepeilten Ziele erreicht. Nach den vorläufigen Zahlen habe der Auftragseingang 2002 mit 15,7 Milliarden Euro knapp über dem des Vorjahres gelegen, teilte MAN mit. Der Umsatz ging zwar leicht von 16,3 auf 16 Milliarden Euro zurück; übertraf aber die Erwartungen der Analysten.

Nach Konzernangaben ist der Umsatz vor allem im Ausland gestiegen. Er betrug 11,8 Milliarden Euro – 74 Prozent des Konzernumsatzes. Im Inland sanken die Einnahmen um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. An seiner im November gesenkten Gewinnprognose für 2002 hält MAN fest. „Das Ergebnis vor Steuern soll mit 213 Millionen Euro die Größenordnung des Vorjahres erreichen“, sagte ein Sprecher. Im laufenden Jahr erhofft sich MAN höhere Gewinne durch Sparprogramme. Analysten reagierten positiv. „In Summe ist das eine Nachricht, die den Kurs stützt“, sagte Ralf Dörper von der WestLB Panmure. Susanne Schwartze von M.M. Warburg beurteilte die stabile Auftragslage als „ausgesprochen positiv“.

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