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Wirtschaft: Aufsichtsräte sollen Eignung nachweisen

Cromme-Kommission will kleinere Kontrollgremien und mehr Professionalität durchsetzen

Berlin (fo). Deutsche Aufsichtsräte sollen verkleinert und professioneller werden. Das ist das Ziel der Corporate Governance Kommission unter der Leitung des ThyssenKrupp Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme. Die Kommission, die Grundsätze für verantwortungsvolle Unternehmensführung erstellt, will entsprechende Vorschläge erarbeiten, kündigte Cromme auf einer Tagung in Berlin an. Die Kommission werde die Mitbestimmung allerdings „nicht zu ihrem Thema machen“ stellte er klar.

Zuvor sprach Cromme davon, dass die gesetzlich vorgeschriebene Mitbestimmung „an den Grenzen Deutschlands endet“, während die Unternehmen inzwischen weltweit tätig seien. „Hier besteht dringender Anpassungsbedarf.“ Der Aufsichtsrat müsse künftig in der Zusammensetzung und Arbeitsweise der Internationalität eines Unternehmens gerecht werden. Zustimmung erhielt der Kommissions-Chef von DGB-Vorstand Heinz Putzhammer, der „bestimmte Regelungen“ als „nicht mehr zeitgemäß“ bezeichnete. Deshalb müsse aber „die Mitbestimmung nicht gleich abgeschafft werden“.

Die Cromme-Kommission ist eine Initiative der Wirtschaft. Sie machte sich zuletzt einen Namen durch die Empfehlung an Vorstände, ihre Bezüge individuell offen zu legen. Vorausgegangen war eine teilweise heftige öffentliche Debatte um dieses Thema und der Druck der Bundesregierung, im Zweifelsfall gesetzliche Regelungen zu treffen. Die mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft besetzte Kommission entschied sich nach sehr kontroversen internen Diskussionen letztlich für mehr Transparenz in der Gehaltsfrage. Der Corporate-Governance-Kodex, enthält jetzt eine entsprechende Empfehlung. Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) sieht deshalb keinen Grund mehr, einzugreifen. Allerdings sagte die Ministerin auf der Tagung auch, dass sie steigende Managergehälter bei zugleich einbrechenden Aktienkursen kritisch sieht.

Cromme nannte noch keine Details weiterer Reformvorschläge, deutete aber die Richtung an. Nach seiner Auffassung dürften Aufsichtsräte maximal 14 statt heute bis zu 30 Mitglieder haben, am besten noch weniger. Nur dann sei eine effektive Arbeit gewährleistet, meint Cromme. Zudem sollten sich Aufsichtsräte einer „Eignungsprüfung“ unterziehen, um die gewachsenen „Anforderungen an Verantwortung und Fachwissen“ zu erfüllen. In der Niederlanden werden Aufsichtsräte vor ihrer Ernennung von einer unabhängigen Kommission geprüft.

Um die Unabhängigkeit der Aufsichtsräte zu wahren, sollten die Mitglieder frei von Interessenkonflikten sein. Das gelte auch für die Arbeitnehmerseite. Zuletzt war Verdi-Chef Frank Bsirske in die Kritik geraten, weil er als Lufthansa-Kontrolleur zugleich den Streik gegen die Lufthansa mitorganisiert hatte. Darauf wollte Cromme aber nicht eingehen. Der Kommissionschef lehnt es allerdings ab, den üblichen Wechsel des Ex-Vorstandschefs an die Spitze der Aufsichtsräte prinzipiell abzulehnen. Das müsse im Einzelfall geregelt werden.

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