zum Hauptinhalt
VW-Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch und seine Kollegen verdienen deutlich weniger _ wegen der Aussetzung der Dividenden.

© Julian Stratenschulte/dpa

Aufsichtsratsvergütungen: Gehaltsknick bei VW-Kontrolleuren

94 Prozent erhalten die Volkswagen-Aufsichtsräte weniger als im Vorjahr. Allgemein steigen die Vergütungen um sechs Prozent. Am meisten verdient Deutsch-Bank-Chefkontrolleur Paul Achleitner

Die Aufsichtsräte von VW hatten 2015 so viel zu tun wie nie zuvor, bekamen aber trotzdem deutlich weniger Geld. Statt 12,2 Millionen wie 2014 waren es nur noch 700 000 Euro – ein Minus von 94 Prozent. Grund: Ihre Vergütung ist zum großen Teil an die Dividende gekoppelt. Und die ist wegen des Abgasskandals und des Milliardenverlustes bei VW komplett ausgefallen. Dies ist eine zentrale Erkenntnis der am Freitag in Frankfurt vorgestellten Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) über die Aufsichtsräte der größten deutschen Konzerne.

Der Einbruch der Aufsichtsratsvergütungen bei VW zeigt nach Ansicht von DSW-Expertin Christiane Hölz, dass eine zu starke Ausrichtung der Bezahlung der Kontrolleure vor allem am kurzfristigen Erfolg eines Unternehmens höchst problematisch ist. Die Aufseher seien gerade – wie bei VW, wo die sich die Zahl der Sitzungen 2015 auf 35 nahezu verdoppelt hat – in Krisenfällen gefordert.

„Ihr Arbeitsaufwand steigt in dieser Zeit enorm an. Ein signifikanter variabler Anteil an der Vergütung führt aber zwangsläufig dazu, dass die Vergütung falsche Anreize setzt und die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats gefährdet wird.“ Die DSW plädiert deshalb für eine feste Vergütung der Aufsichtsräte, wie es bereits bei 22 der 30 Dax-Konzerne der Fall ist. Sie sei, so Hölz, krisenfest und entspreche den Grundsätzen guter Unternehmensführung.

Die 23 VW-Kontrolleure hatten 2015 lediglich ein Grundgehalt von 6000 Euro erhalten. Dazu kamen im Schnitt Ausschussvergütungen und Sitzungsgeld von rund 26 000 Euro. 2014 hatten sie noch einen Bonus von durchschnittlich jeweils mehr als 390 000 Euro erhalten.

Die mächtigsten Kontrolleure

Ex-Henkel-Chef Ulrich Lehner, der ehemalige SAP-Finanzvorstand Werner Brandt und Karl-Ludwig Kley, der frühere erste Mann des Chemie- und Pharma-Konzerns Merck, sind der Studie zufolge hierzulande die einflussreichsten Aufsichtsräte. Sie leiten zumindest ein Kontrollgremium eines der 30 Dax-Konzerne und sitzen in weiteren Aufsichtsräten: Lehner leitet das Kontrollgremium der Telekom und von ThyssenKrupp und ist Mitglied bei Eon, wo er wichtige Ausschüsse führt. Brandt steht an der Spitze der Aufsichtsräte von RWE und ProSiebenSat1 und gehört dem Kontrollgremium der Lufthansa an. Kley hat den ersten Posten bei der Aufsicht von Eon und gehört zu den wichtigsten Kontrolleuren von Lufthansa und BMW.

Wie in den Vorständen spielen auch in den Kontrollgremien Frauen eine untergeordnete Rolle, auch wenn bei 20 der 30 Dax-Konzerne mittlerweile der weibliche Anteil wie gewünscht bei einem Drittel liegt: Unter den 50 einflussreichsten Aufseher finden sich weiter gerade mal fünf Frauen.

Im Schnitt ist die Vergütung der Aufsichtsräte – VW ausgeklammert – im vergangenen Jahr weiter gestiegen, im Schnitt um sechs Prozent auf rund 111 000 Euro pro Kopf. Das dickste Plus gab es Hölz zufolge bei Heidelberg Cement mit fast 60 Prozent. Bei ProSiebenSat1 und Vonovia ging es um mehr als 40 Prozent nach oben.

Konzern mit der höchsten Vergütung ist Siemens

Aufsichtsratsvorsitzende kassierten im Schnitt 355 000 Euro. Obwohl die Deutsche Bank alles andere als gut dasteht, kassierte deren Aufsichtsratschef Paul Achleitner mit gut 808 000 Euro die höchste Summe. Zudem mischt er an führender Stelle auch noch bei Bayer und Daimler mit. Gerd Cromme wurde als Chef des Siemens-Aufsichtsrates mit 608 000 Euro entlohnt, Wolfgang Reitzle bei Continental mit 494 000 Euro.

Insgesamt erhielten die Aufsichtsräte von Siemens wie im Vorjahr gut 5,1 Millionen Euro. Es war die höchste Vergütung. Bei BMW gab es ein Plus von sechs Prozent auf gut fünf Millionen, bei der Deutschen Bank ebenfalls von knapp sechs Prozent auf 4,85 Millionen Euro. Am bescheidensten waren – abgesehen von VW – die Kontrolleure bei Merck: Sie erhielten nur 881 000 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false