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Aufwärtstrend: Ölpreis klettert auf Jahreshoch

Der Aufwärtstrend zeichnet sich seit etwa zwei Monaten ab: Am Dienstag sind die Preise für Öl an den Rohstoffbörsen in New York und London auf ihre höchsten Stände seit November 2008 geklettert.

Wenn man den längerfristigen Kursverlauf des Öls betrachtet, drängt sich der Eindruck auf, dass die Talsohle buchstäblich durchschritten ist. Doch Experten warnen: Der Anstieg bedeutet nicht, dass sich jetzt auch die Weltwirtschaft insgesamt schnell erholt. Schlimmer aber, sagen viele, wird es wohl nicht mehr kommen.

Die Rohölpreise gelten als Indikator für die Konjunktur, da die Industrie bei geringer Tätigkeit auch weniger Öl braucht. Mit der sinkenden Nachfrage fallen auch die Preise. Das konnte man auch in dieser Krise wieder gut nachvollziehen: Vor der Pleite der Lehman Bank im September hatte der Preis im Juli 2008 noch sein historisches Rekordhoch von 147 Dollar je Barrel (159 Liter) erreicht, stürzte dann aber bis zum Jahreswechsel auf rund 40 Dollar ab. Bis Dienstag kletterte der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im Juni wieder auf knapp 60 Dollar. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete, wie üblich, etwas weniger: gut 58 Dollar.

Schon am heutigen Mittwoch aber könnten die Preise wieder deutlich fallen, weil das US-Energieministerium seinen bei Händlern viel beachteten Monatsbericht veröffentlicht. Darin erteilt die Behörde Auskunft über die Lagerbestände in den USA. Vor einem Monat hieß es, die Ölvorräte seien so groß wie seit 1990 nicht mehr. „Es gibt immer noch zu viel Öl auf dem Markt, das niemand braucht“, sagt Otto Wiesmann, Rohstoffhändler bei dem Unternehmen Index-Handel in Neu-Isenburg dem Tagesspiegel. Es gäbe derzeit wenig echte Neuigkeiten vom Rohstoffmarkt. Dass wegen der Krise kaum Öl gebraucht wird, sei ja bekannt. Und politische Nachrichten aus den größten Ölförderländern seien nicht bedeutend genug. Auch nicht die, dass Venezuelas Präsident Hugo Chávez die Enteignung von 60 Öl-Unternehmen veranlasst hat, was für eine Senkung der Fördermenge spreche.

Ölhändler orientierten sich derzeit stärker an Aktienindizes und – wie andere Börsenhändler auch – an allgemeinen Konjunkturdaten. So hatte der Ölpreis am vergangenen Freitag einen Satz nach oben gemacht, als bekannt wurde, dass die Zahl der Neuanträge auf Arbeitslosengeld in den USA doch nicht so stark gestiegen ist wie befürchtet.

Unabhängig von den US-Lagerbeständen, die heute veröffentlicht werden sollen, rechnet Experte Wiesmann damit, dass der Ölpreis in diesem Jahr noch einmal auf etwa 45 Dollar abstürzt. Am Jahresende werde Öl dann etwa so teuer sein wie am gestrigen Dienstag: rund 60 Dollar je Barrel. 

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