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Wirtschaft: Aura im Schrank

In seinem ersten Buch geht es um eine Frau im Koma, deren Aura sich im Schrank eines Mannes manifestiert, der sich in sie verliebt, der Mann, nicht der Schrank. In seinem zweiten Buch geht es um eine Frau, die nach Lateinamerika geht, um Opfern von Wirbelstürmen zu helfen und selbst Opfer eines Wirbelsturms der großen Gefühle wird.

In seinem ersten Buch geht es um eine Frau im Koma, deren Aura sich im Schrank eines Mannes manifestiert, der sich in sie verliebt, der Mann, nicht der Schrank. In seinem zweiten Buch geht es um eine Frau, die nach Lateinamerika geht, um Opfern von Wirbelstürmen zu helfen und selbst Opfer eines Wirbelsturms der großen Gefühle wird. Denn zuhause in New York sitzt ein Mann, nicht im Schrank, sondern im Büro, aber dafür nicht weniger liebenswert, und verzehrt sich. Letztlich ist die Hauptfigur in Marc Levys zweitem Roman „Wo bist Du?“ also nicht weniger abwesend als die Komapatientin im ersten. Leider aber nimmt man auch alle anderen Figuren Marc Levys wie aus weiter Ferne wahr: nur grobe Umrisse, keine Feinabstufungen. Kitschliteratur eben, könnte man meinen. Ja, aber ohne Literatur. Levy hat kein kitschiges Buch geschrieben, sondern allenfalls ein kitschiges Drehbuch, das mit der Besetzung stehen oder fallen wird. Regisseur Steven Spielberg sicherte sich die Rechte an seinem ersten Buch. Vielleicht hat das den 37-jährigen Franzosen übermotiviert. „Ich schreibe, wie ich sehe“, sagt Levy. Das ist das Problem.

Marc Levy: Wo bist Du? Roman. Aus dem Franz. von Bettina Runge und Eliane Hagedorn. Droemer, München. 265 S., 19,90 €.

Christine Meffert

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