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© dpa

Aus der Krise: Umgeschuldet

Schaeffler und Conti haben das Krisenjahr 2009 gut überstanden und wollen vermutlich 2011 fusionieren

Herzogenaurach - In Herzogenaurach ist es ruhig in diesen Tagen. Noch vor Jahresfrist galt die dort ansässige Schaeffler-Gruppe als Pleitekandidat. Lange nicht für möglich gehaltene Umschuldungen des Familienunternehmens und seiner Tochter Continental aber haben nun in Rekordzeit eine Wende bewirkt. „Der Druck ist raus, die Panik hat sich gelegt“, lautet die Zwischenbilanz eines Bankers. Zwar steht das Firmenduo immer noch bei Banken mit rund 20 Milliarden Euro in der Kreide. Aber größere Brocken davon werden erst im August 2012 fällig. „Auf Zeit gespielt und vorerst gewonnen“, atmet man bei Schaeffler auf.

2009 war Maria-Elisabeth Schaeffler abwechselnd noch im edlen Pelz, mit rotem Schal bei der IG Metall oder mit Tränen in den Augen unter dem für sie demonstrierenden Personal unterwegs, um zu retten, was nicht mehr zu retten schien. Von der Finanz- und Autokrise kalt erwischt, gingen Schaeffler und Conti mit ihren 200 000 Beschäftigten in die Knie. Der kleinere Familienkonzern hatte sich den großen Fisch aus Hannover geangelt und sich dabei übernommen.

Für die Rettung gibt es nun mehrere Gründe. „Klaus Rosenfeld“, benennt ein Banker spontan einen. Im März 2009 kam der Ex-Vorstand der früheren Dresdner Bank als Finanzchef nach Herzogenaurach. Perfekt habe er die Schaeffler-Umschuldung organisiert und als Duzfreund von Commerzbank-Chef Martin Blessing beste Kontakte, heißt es unter Finanzexperten. Die Commerzbank ist Hauptgläubiger der Franken.

Umgeschuldet inklusive einer Kapitalerhöhung über 1,1 Milliarden Euro hat sich soeben auch Conti. „Ohne unseren Großaktionär hätten wir das nicht hinbekommen“, räumt man in Hannover ein. Das klang einmal ganz anders. Heute ist in Niedersachsen und Franken von Missverständnissen die Rede, wenn das Gespräch auf die Zeit der Schlammschlacht kommt. Linde-Chef Wolfgang Reitzle sorgt als neuer Conti-Oberaufseher für Ruhe, wo sein Vorgänger den Spaltpilz gab. Mit Elmar Degenhart steht nun ein Mann an der Conti-Spitze, der aus dem Hause Schaeffler kommt. Zur Entspannung zwischen Hannover und Herzogenaurach wäre es dennoch nicht gekommen, wenn die Börse nicht mitgespielt hätte. Nur deren Erholung hat die Kapitalerhöhung bei Conti zu Konditionen erlaubt, die den Schaefflers einen Anteil von 75 Prozent belassen.

Weil die Franken vermutlich 2011 mit Conti fusionieren wollen, müssen sie sich selbst kapitalmarktfähig machen. Im ersten Schritt stellen sie dazu große Teile ihrer deutschen Aktivitäten ab Februar unter das Dach der Schaeffler Technologies GmbH & Co KG. 20 000 der 26 500 heimischen Konzernmitarbeiter umfasst diese neue Firma. Anfang Februar tagt dort erstmals ein gemeinsamer Ausschuss als Vorstufe zu einem Aufsichtsrat. „Eine Revolution“, murmelt ein langjähriger Betriebsrat, der die Firma als extrem verschwiegen erlebt hat.

Noch 2010 dürften Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn die persönliche Haftung kappen, die sie auch mit der neuen GmbH & Co KG noch verbindet. Das könnte per Umwandlung in eine Aktiengesellschaft geschehen. Dann müsste im dritten Schritt, gekoppelt an die Fusion mit Conti, ein starker Investor ins Boot, oder die Banken wandeln bis dahin nicht getilgte Kredite in Anteile am neuen Konzern um. Dem Schuldenabbau räumt Rosenfeld auch deshalb höchste Priorität ein. Dazu muss die Konjunktur mitspielen. 2009 sanken die Schaeffler-Umsätze um 16 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, die operative Gewinnmarge von gut zwölf auf fünf Prozent. Insgesamt dürften wegen immenser Kreditzinsen Verluste zu Buche stehen. Auf rund eine Milliarde Euro schätzt ein Insider die Zinslast. „Wir können gerade noch die Zinsen bedienen, Schuldentilgung wird schwierig“, fürchtet er. Es sei denn, Umsatz und Gewinn steigen wieder.

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