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Wirtschaft: Aus für zwei Traditions-Brauereien

Radeberger-Gruppe schließt Standorte von Kindl in Berlin und Brinkhoffs in Dortmund

Berlin - Deutschlands größte Brauerei-Gruppe Radeberger hat am Dienstag die Schließung zweier Traditionsbrauereien und den Abbau von 450 Arbeitsplätzen bis 2006 angekündigt. Betroffen sind die zu Brau und Brunnen (BuB) gehörende Kindl-Brauerei im Berliner Bezirk Neukölln sowie Brinkhoffs in Dortmund. Während Brinkhoffs-Bier künftig in der Dortmunder Actien-Brauerei (DAB) gebraut werden soll, verlagert das Unternehmen die Kindl-Produktion zu Schultheiss nach Berlin-Hohenschönhausen.

BuB war im vergangenen Jahr vom Lebensmittelkonzern Oetker übernommen worden und ist mit der Radeberger- Gruppe zur RB-Brauholding zusammengefasst. Deren Geschäftsführer Ulrich Kallmeyer begründete die Schließungen mit sinkendem Absatz und anhaltenden Verlusten von BuB. Für das Geschäftsjahr 2004 zeichne sich ein operativer Verlust von 30 Millionen Euro ab. Beim Bier sei aus dem geplanten Absatzplus von drei Prozent ein Minus von sieben Prozent geworden, das Mineralwassergeschäft sei um 15 Prozent eingebrochen.

In die Konzentration auf die beiden verbleibenden Braustandorte will die RB- Holding rund 50 Millionen Euro investieren, 20 Millionen davon in Berlin. Für Schultheiss in Hohenschönhausen spreche das deutlich größere Gelände, das – anders als bei Kindl in Neukölln – nicht in einem Wohngebiet liege und sich deshalb leichter erweitern lasse. Auch könne das zum Konzern gehörende Spreequell-Areal nebenan mit genutzt werden. In Bierherstellung würden in Berlin 160 und in Dortmund 115 Stellen gestrichen, weitere Jobs sollen in Vertrieb und Verwaltung wegfallen. Wegen des hohen Dosenanteils sei der Absatz von Kindl und Schultheiss im vorigen Jahr besonders stark zurückgegangen. Über den Anteil betriebsbedingter Kündigungen wollte BuB-Sprecher Udo Dewies nicht spekulieren. Zugleich schloss er ähnliche Einschnitte bei anderen Marken des Konzerns aus. Der BuB-Betriebsrat wollte sich zunächst nicht äußern.

Der Deutsche Brauer-Bund hält den aktuellen Fall nicht für symptomatisch: Durch die Übernahme von BuB gebe es Dopplungen im Portfolio des Konzerns, die verständlicherweise beseitigt würden. Allerdings geht auch der Bierabsatz in Deutschland seit Jahren zurück, laut Brauer-Bund von 104817 Hektoliter im Jahr 1999 auf 97107 Hektoliter 2003. Außerdem würden etablierte Biermarken von Billiganbietern bedrängt. RB-Geschäftsführer Kallmeyer schloss ein Umschwenken auf deren Strategie ebenso aus wie einen Verkauf der stillgelegten Standorte. Stattdessen habe die RB-Holding ein Sanierungskonzept für BuB beschlossen, zu dem eine 20-prozentige Kostensenkung, eine Bilanzsanierung und komplette Entschuldung sowie eine über 100 Millionen Euro teure Marketingoffensive des Gesamtkonzerns gehören sollen.

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