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Ausbildung: Berlin sucht 1400 Lehrlinge

Die Schülerzahlen sinken, viele Schulabgänger sind nicht qualifiziert genug für eine Ausbildung. Die IHK beklagt Fachkräftemangel.

Berlin - Bis vor ein paar Jahren fingen die Sommerferien regelmäßig damit an, dass die Politik die Wirtschaft ermahnte, genügend Ausbildungsplätze für die Schulabgänger anzubieten. Heute haben die Berliner Unternehmer dagegen Probleme, genügend junge Leute zu finden, die sie ausbilden können.

Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahrs sind nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Berlin noch 1100 Lehrstellen in fast 100 Berufen frei. Vor allem Gastronomiebetriebe und Einzelhandelsgeschäfte meldeten der IHK, dass sie ihre Ausbildungsplätze „trotz intensivster Anstrengungen“ nicht besetzen können, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. Auch im Berliner Handwerk seien aktuell noch 320 offene Stellen gemeldet, sagte die Sprecherin der Handwerkskammer dem Tagesspiegel. Zum einen gebe es immer weniger Schüler. „Aber auch die mangelnde Qualifizierung macht unseren Betrieben Sorgen.“

IHK-Geschäftsführer Eder sagte, Berlin sei schneller vom demografischen Faktor eingeholt worden, als man vermutet habe. Vor allem Berufe, die mit anstrengenden Tätigkeiten oder frühem Aufstehen verbunden seien, wie Bäcker oder Fleischer, würden von den Jugendlichen kaum noch nachgefragt. Die Zahl der bis Ende Juni abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist nach Angaben der IHK gegenüber dem Vorjahresmonat zwar um gut vier Prozent auf 4262 gewachsen. Vor allem der Industrie aber drohe künftig ein Nachwuchsmangel.

Eine von Berlin und Brandenburg in Auftrag gegebene Studie prognostiziert der Region bis zum Jahr 2030 einen Fachkräftemangel von bis zu 460 000 Stellen. Jan Eder sagte, die Zahl der nicht ausbildungsfähigen Schulabgänger müsse „drastisch reduziert werden“. Auch um die Kinder aus zugewanderten Familien müsse man sich verstärkt kümmern. IHK-Präsident Eric Schweitzer lobte in diesem Zusammenhang das Konzept der Ganztagsschule.

Die Arbeitsplätze der Zukunft sieht Schweitzer im Bereich der sogenannten Green Economy. Der Bereich, zu dem zum Beispiel die energetische Gebäudesanierung, die Herstellung von Elektroantrieben oder die Erzeugung von regenerativen Energien gehören, „wird in zehn Jahren größer sein als die Autoindustrie“. Allein in Berlin könnten in diesem Zeitraum 40 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Schweitzer forderte den Senat auf, die Green Economy als ein Cluster der Berliner Wirtschaft verstärkt zu fördern. Man brauche eine Klima- und Standortpolitik „aus einem Guss“, eine starke Vermarktung und mehr öffentliche Fördermittel für kleine Unternehmen. mirs

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