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Oliver Greulich hat gerade seine Ausbildung im Bundespresseamt beendet. Jetzt ist er dort angestellt.

© Mike Wolff

Ausbildung im öffentlichen Dienst: In aller Öffentlichkeit

Behörden und Ministerien bilden in spannenden Berufen aus. Gerade in Berlin haben Jugendliche gute Chancen - und werden gerne übernommen.

Wenn Azubi Oliver Greulich an einem Eintrag für die Webseite gearbeitet hat, war das Publikum nicht gerade klein. Schließlich heißt die Internetadresse www.bundesregierung.de. Der 24-Jährige aus Reinickendorf hat diese Woche seine Ausbildung zum Fachangestellten für Bürokommunikation im Bundespresseamt beendet. Den Arbeitsvertrag hat er gleich im Anschluss unterschrieben.

Auch die 22-jährige Buket Yaman, ebenfalls aus Reinickendorf, hat eine Ausbildung im öffentlichen Dienst hinter sich. Schon seit Januar arbeitet sie als angestellte Kauffrau für Bürokommunikation in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Sie schätzt die Arbeit im Dienst der Öffentlichkeit: „Ich möchte meinen Mitbürgern helfen und diese Stadt vorantreiben.“

Die Berliner Behörden brauchen Nachwuchs

Im September beginnt eine neue Ausbildungsphase. Schließt der Nachwuchs im öffentlichen Dienst die Ausbildung erfolgreich ab, wird er in der Regel sofort übernommen. Und: Der Arbeitsplatz ist relativ sicher. Zwar fallen durch den Spardruck besonders in der Kommunal- und Landesverwaltung immer mehr Stellen weg, doch gleichzeitig müssen die vielen altersbedingt ausscheidenden Beschäftigten ersetzt werden. Wer sich für den öffentlichen Dienst entscheide, müsse abwägen, sagt Ilona Mirtschin, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. „Ist mir Sicherheit wichtiger als Geld?“ In der freien Wirtschaft lässt sich nach wie vor meist mehr verdienen.

Längst überholt sei jedoch der angestaubte Ruf des öffentlichen Dienstes, sagt Mirtschin. „Diese Vorstellung rührt sicher aus der Zeit, als der Großteil der Beschäftigten verbeamtet war. Und Beamte haben ja diesen gewissen Ruf, der ihnen immer noch anlastet.“ Tatsächlich habe sich viel geändert, vor allem durch die Nutzung neuer Technik.

Auch Buket Yaman findet ihren Beruf alles andere als langweilig. Besonders gerne erinnert sie sich an die Ausbildungsphase, die sie für vier Monate ins Berliner Abgeordnetenhaus führte. Dort war sie auch, als Anfang 2012 Thomas Heilmann zum Nachfolger des zurückgetretenen Justizsenators ernannt wurde. „Ich konnte das live mitverfolgen. Als ich abends nach Hause gekommen bin, habe ich den Fernseher eingeschaltet und mir die Berichterstattung angeschaut.“ Sie hält sich bewusst auf dem Laufenden über das politische Geschehen, weil das ihre Arbeit spannender mache. „Nicht jeder kann den Berlinteil der Zeitung aufschlagen und jeden Tag etwas über den eigenen Arbeitgeber lesen“, sagt sie.

Büroexperte, Gärtner oder Altenpfleger werden

Für die junge Berlinerin war die gute Perspektive auf Übernahme ein Grund, die Ausbildung zu machen. Andrea Orhan, Fachbereichsleiterin in der Einstellungs- und Ausbildungsbehörde des Landes Berlin, nennt als weiteren Vorteil das große Fortbildungsangebot im öffentlichen Dienst. „Hier wird viel Wert auf lebenslanges Lernen gelegt“, sagt sie. Hinzu kämen die familienfreundlichen Bedingungen.

Die Senatsverwaltungen mit allen nachgeordneten Behörden bieten dieses Jahr insgesamt 65 Plätze für angehende Verwaltungsfachangestellte und Kaufleute für Bürokommunikation. In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt gibt es auch weniger schreibtischorientierte Ausbildungen wie Gärtner der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau. Ansonsten sind solche eher in den Bezirken zu finden. Hier gibt es etwa Tiermedizinische Fachangestellte, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Bibliothek oder Altenpfleger.

Oliver Greulich hat seine Ausbildung als sehr abwechslungsreich empfunden. Mal arbeitete er an Einträgen auf der Webseite, mal half er bei der Organisation des Tags der offenen Tür, mal betreute er Besuchergruppen von Bundestagsabgeordneten. In den Bundesministerien ist der Mittlere Schulabschluss Mindestvoraussetzung. Generell werden gute Leistungen in Deutsch und Mathematik gefordert, oft auch in Fächern wie Englisch, Geschichte und Politik. „Ein Beschäftigter in einer Behörde hat ja auch eine Außenwirkung“, sagt Andrea Orhan. Ein gewisses Interesse für Politik ist besonders für die Bundesministerien wichtig. „Wir erwarten von einer 16-Jährigen, die gerade ihren Mittleren Schulabschluss gemacht hat, nicht, dass sie umfassende Kenntnisse vom politischen System hat“, sagt Thomas Miersch, Personalsachbearbeiter im Bundesministerium für Inneres. Doch die Themen, für die das jeweilige Ministerium zuständig ist, müsse ein Bewerber schon kennen.

Für Oliver Greulich geht es am Montag direkt weiter – jetzt als Angestellter in der Pressestelle für Kultur und Medien des Bundespresseamts. Dann kann er wie Buket Yaman die Früchte seiner Arbeit in der Zeitung verfolgen.

Ab Oktober wird auf www.berlin.de ein Karriereportal eingerichtet. Eine Übersicht über die Ausbildungsplätze bei den Berliner Landesbehörden gibt es bei der Haupt- Jugend- und Auszubildendenvertretung des Landes Berlin: www.berlin.de/hjav. Hier stehen auch Details zur Ausbildungsbörse „Gib Berlin dein Gesicht“ am 16. Oktober im Alten Stadthaus in Mitte. Informationen über Ausbildungsplätze in Bundesbehörden gibt das Bundesverwaltungsamt: www.bundesverwaltungsamt.de

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