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Ausblick 2008: Konjunktur verliert noch mehr Kraft

Schwächeres Wachstum, höhere Preise, nervöse Finanzmärkte: Wirtschaftsinstiute senken ihre Prognosen für das nächste Jahr. Steht Deutschland vor einer neuen Rezession?

Berlin - Die internationale Wirtschaftsorganisation OECD senkte ihre Vorhersage für nächstes Jahr am Donnerstag auf 1,8 Prozent. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) rechnet nur noch mit einem um 1,7 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt (BIP), erklärten die Forscher – im September hatten sie noch bei 2,3 Prozent gelegen. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) und das Ifo-Institut in München wollen ihre Prognosen nach Tagesspiegel-Informationen in der kommenden Woche ebenfalls reduzieren.

Die OECD sieht für dieses Jahr noch ein Plus von 2,6 Prozent. In den nächsten Monaten würden sich aber wichtige Antriebskräfte abschwächen. Der starke Eurokurs werde den Export ebenso bremsen wie die Investitionen und die Einfuhren in die Höhe treiben, schreiben die Fachleute. Wenn es nicht erneut überraschende Verteuerungen von Öl und Nahrungsmitteln gebe, könne die erstarkende Binnennachfrage diese Ausfälle teilweise wettmachen. Für 2009 sieht die OECD dennoch nur 1,6 Prozent Wachstum. Auch für andere Länder der westlichen Welt senkte sie den Ausblick – schon zum zweiten Mal binnen drei Monaten.

Das RWI sieht aus ähnlichen Gründen für 2008 „spürbar eingetrübte“ Aussichten. Ende kommenden Jahres werde die Wachstumsrate mit einem Prozent nur noch halb so hoch sein wie in diesem Jahr. Dank der höheren Beschäftigung, leicht steigender Löhne und Renten sowie der Senkung der Arbeitslosenbeiträge könnten die Verbraucher aber mehr konsumieren. Die Teuerung von derzeit drei Prozent werde sich wieder verlangsamen und im Jahresschnitt bei 2,4 Prozent liegen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt werde sich „nur noch wenig verbessern“. So dürfte die Zahl der Erwerbstätigen um 130 000 zunehmen, als arbeitslos seien am Jahresende saisonbereinigt nur noch 3,4 Millionen Menschen registriert.

Neben dem Ifo-Institut in München wird kommende Woche auch das Kieler IfW weniger Wachstum prognostizieren. „Der Aufschwung geht weiter, macht aber eine Pause“, sagte Konjunkturchef Joachim Scheide dieser Zeitung. Die stärkste Phase des Konjunkturzyklus habe das Land zwar längst überschritten, eine Rezession sei aber unwahrscheinlich. Für eine Beeinträchtigung der Realwirtschaft durch die US-Finanzkrise gebe es derzeit keine Anzeichen.

Bestätigt wird das Bild von den Prognosen der chemischen Industrie, einer der wichtigsten deutschen Branchen. Sie rechne nach vier Boomjahren mit Zuwachsraten von rund vier Prozent für 2008 noch mit 2,5 Prozent Wachstum, teilte der Branchenverband VCI mit. Gute Nachrichten gab es aus der gesamten Industrie. Im Oktober erhielten die deutschen Firmen preis- und saisonbereinigt vier Prozent mehr Aufträge, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. mit ro

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