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Ausblick 2010: Export soll Wirtschaft aus der Krise ziehen

Die Finanzkrise hat die Bundesrepublik in die tiefste Rezession ihrer Geschichte gestürzt. Davon erholt sich die Wirtschaft nur schleppend. Die Hoffnung ruht auf dem Export. Doch womöglich kommt alles ganz anders.

Berlin - Angela Merkel verfolgt stets ehrgeizige Ziele. Deutschland werde „stärker aus der Krise hervorgehen“, als es hineingegangen ist, versicherte die Bundeskanzlerin dieser Tage ihren Bürgern. Dieses Mal wird sie einen langen Atem haben müssen, bis ihre Vorgabe erreicht ist: Frühestens 2012, befürchten Wirtschaftsforscher, werden die Deutschen wieder auf das Wohlstandsniveau kommen, das sie vor der Krise erreicht haben. Bis dahin gilt es, anstrengende Zeiten zu überstehen – konjunkturelle Rückschläge nicht ausgeschlossen.

Dabei kann es nur besser werden. Die Finanzkrise hat die Bundesrepublik in die tiefste Rezession ihrer Geschichte gestürzt. Um viereinhalb bis fünf Prozent ist die Wirtschaft geschrumpft. Immerhin: Horrorszenarien mit einem Minus von knapp sieben Prozent und mehr als fünf Millionen Arbeitslosen haben sich nicht bewahrheitet – die staatlichen Stützungsprogramme und die von den Zentralbanken ausgelöste Geldflut bewahrten das Land vor dem Totalabsturz.

Seit dem Tief zu Jahresbeginn hat sich die Lage stabilisiert – die Stimmung in den Firmen ist beinahe so gut wie zu Boomzeiten, die Industriefirmen bekommen mehr Aufträge, und seit dem Februar ist der Export bereits wieder um zwölf Prozent gestiegen. Trotzdem fällt die Bestandsaufnahme erschreckend aus: 350 000 Stellen gingen verloren, die Zahl der Pleiten steigt rasant, die Fabriken haben derzeit 30 Prozent ihres Maschinenparks mangels Aufträgen eingemottet.

Für die kommenden Monate sind die Konjunkturforscher denn auch nur verhalten zuversichtlich. Die meisten Prognosen für 2010 bewegen sich zwischen gut einem und zwei Prozent. Einen Ausreißer nach oben markiert die Allianz – Chefökonom Michael Heise hält ein Plus von 2,8 Prozent für möglich, fast so viel wie im Aufschwungjahr 2006.

Die meisten anderen – Bundesregierung, Forschungsinstitute, Banken – malen von der Konjunktur des kommenden Jahres ein Bild in eher grauen Farben: Die Verbraucher, die 2009 mit ihren Ausgaben die Lage stabilisiert haben, werden sich eher zurückhalten. Denn die Arbeitslosenzahl wird im Jahresschnitt um bis zu 400 000 zunehmen – der Aufschwung wird also am Jobmarkt kaum Wirkung zeigen. Gleichzeitig sinken die verfügbaren Einkommen, weil Lohnsteigerungen eine Seltenheit bleiben dürften. Bund und Kommunen werden zwar mit ihren Bauprogrammen die Konjunktur stützen – aber die staatlichen Milliarden sind begrenzt, irgendwann ist alles Geld ausgegeben. Alle Hoffnung ruht daher auf dem Welthandel. „Der Export wird uns aus der Krise ziehen“, glaubt Bert Rürup, Ex-Chef im Rat der Wirtschaftsweisen.

Doch womöglich kommt alles ganz anders. Selten waren die Prognosen so falsch wie 2009, der Ruf der Zunft ist ruiniert. Selbst die treffsichersten Forscher verfehlten die Entwicklung deutlich. „Alle Ökonomen arbeiten mit den gleichen Daten, Modellen und Methoden“, begründet das der Leipziger Ökonom Ullrich Heilemann, der seit Jahren über Konjunkturvorhersagen forscht. „Deshalb liegen alle Prognostiker immer eng beieinander – und wenn Unvorhergesehenes geschieht, liegen alle entsprechend daneben.“ Heilemann glaubt nicht, dass dies nun anders wird. „Überall gibt es Fortschritt – nur die Qualität der Prognosen hat sich in den vergangenen 50 Jahren nicht verändert.“

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