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Wirtschaft: Ausländische Chemieprojekte in China gefährdet

PEKING / LUDWIGSHAFEN (shs/mg/HB).Die chinesische Chemieindustrie schaltet bei ihren Investitionsprojekten einen Gang herunter.

PEKING / LUDWIGSHAFEN (shs/mg/HB).Die chinesische Chemieindustrie schaltet bei ihren Investitionsprojekten einen Gang herunter.Sechs große Ethylen-Projekte ausländischer Joint-ventures, darunter eines der Ludwigshafener BASF AG, hat die China Petrochemical Corp (Sinopec) jetzt verschoben.Aus Sinopec-Kreisen verlautete am Dienstag, es gebe mehrere Gründe für die Entscheidung, darunter erwartete Überkapazitäten und interne Probleme.Man befürchte, daß der Markt sich möglicherweise bis zum Jahr 2003 nicht erholen werde.Die Projekte seien nicht vollständig gestoppt, würden aber zunächst auf Eis gelegt.

Von der Entscheidung sind auch Vorhaben der Unternehmen Exxon Corp, Royal Dutch/Shell, Dow Chemical Co, BP-Amoco plc und Phillips Petroleum Co betroffen.Die sechs geplanten Ethylen-Crckker sollten zusammen eine Kapazität von 3,85 Mill.Tonnen haben.An allen sechs Projekten sind Sinopec-Tochterunternehmen beteiligt.Sinopec zufolge wurde die Entscheidung direkt vom Unternehmen getroffen und nicht von der Regierung.

Sinopec wolle sich nun zunächst auf die Lösung seiner internen Probleme und die Maximierung der Gewinne konzentrieren.Nach früheren Angaben schreiben 30 Prozent der wichtigsten Sinopec-Töchter rote Zahlen.In den Sinopec-Kreisen hieß es, die ausländischen Partner seien sich der Verzögerung der Ethylen-Pläne bewußt und seien dementsprechend zurückhaltend mit ihren Investitionsentscheidungen.Der BASF ist nach eigenen Angaben über eine Verschiebung der Chemieprojekte in China offiziell nichts bekannt."Für uns ist der Stand der Dinge unverändert", sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Dienstag.Man strebe weiterhin an, die noch offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Vorhaben noch 1999 zu klären und im laufenden Jahr eine Genehmigung zu erhalten.Der Chemiekonzern plant in Nanjing zusammen mit chinesischen Partnern den Aufbau eines großen Verbundstandorts mit einem Steamcracker im Zentrum.Das geschätzte Investitionsvolumen für dieses Projekt liegt bisher bei rund fünf Mrd.DM.Ursprüngliche Pläne sahen vor, bereits 1998 mit dem Bau zu beginnen.Die BASF ist bisher bereits mit einer Reihe von Gemeinschaftsunternehmen in China vertreten und gilt mit einem Investitionsvolumen von gut einer Mrd.DM als größter ausländischer Chemieinvestor des Landes.

Das für Asien zuständige BASF- Vorstandsmitglied Jürgen Hambrecht hatte im Dezember angedeutet, daß der Konzern seine Strategie in Asien derzeit überprüfe und dabei vor allem auch den Zeitplan der Investitionen überdenke.Es sei bisher aber noch kein einziges Projekt gestrichen worden.

Überrascht zeigte sich die Royal Dutch/Shell Gruppe von der Entscheidung der Chinesen.Ein Shell-Sprecher erklärte in Peking, man sei bisher offiziell nicht über eine Verlangsamung des Projekts unterrichtet worden.Wie ein Vertreter der China National Offshore Oil Corp (CNOOC) am Dienstag mitgeteilt hatte, wird die Unterzeichnung eines Ethylen-Joint-Ventures mit Royal Dutch/Shell auf Juni verschoben.Die Streckung der Chemieprojekte kommt nicht überraschend.Weitreichende Überkapazitäten in einigen Teilen Chinas, sinkende Nachfrage in den Krisenländern und enge Margen sowie finanzielle Probleme bei einigen lokalen Partnern in China zehren aus der Sicht internationaler Investoren an der Attraktivität des chinesischen Marktes.

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