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Haben noch eine Firma in Berlin. Der Milliardärs Ajay Piramal und seine Frau Swati kauften im April dem Pharmakonzern Bayer die Sparte für molekulare Bildgebung ab.

© promo

Ausländische Investoren: "Was wollen Sie denn hier?"

Ajay Piramal ist Milliardär aus Mumbai. In Berlin lässt er Medizin entwickeln - und erntet schon am Flughafen ungläubige Blicke.

Wie sieht ein Milliardär aus? Ajay Piramal ist 57, Geschäftsmann aus Indien, trägt einen unauffälligen dunklen Anzug, helles Hemd, dunkle Krawatte, Brille mit dünnem Goldrand. Vor ihm auf dem Tisch stehen zwei gekreuzte Fähnchen in einem Ständer, das eine mit deutschen, das andere mit indischen Nationalfarben. „,Was machen Sie in Berlin‘, fragte uns der Zollbeamte bei der Ankunft am Flughafen“, erzählt seine Frau Swati Piramal, die neben ihm sitzt. „,Wir haben hier eine Firma‘, hab ich gesagt. Er konnte es gar nicht glauben.“ Ihr Mann lächelt. Im April hatte er dem Pharmakonzern Bayer die Sparte für molekulare Bildgebung abgekauft. Die 14 Forscher, die für Bayer an einem Mittel zur Früherkennung von Alzheimer gearbeitet haben, tun das seither für Piramal Imaging. Das Unternehmen, eigens zu diesem Zweck gegründet, ist eine Tochter des Piramal-Konzerns, nach eigenen Angaben das drittgrößte Unternehmen Indiens mit einem Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Dollar.

Mit dem Pharmageschäft kennt sich Ajay Piramal aus. Lange Zeit war er mit seinem Unternehmen der größte Generikahersteller des Subkontinents, bevor er das Geschäft mit den Nachahmerprodukten 2010 an den US-Konkurrenten Abbott Laboratories verkaufte. Die Amerikaner zahlten damals 3,7 Milliarden Dollar, Analysten bescheinigten Piramal einen guten Geschäftssinn. Doch Piramal, der vom US-Magazin Forbes mit mehr als einer Milliarde Privatvermögen zu den 50 reichsten Indern gezählt wird, ging es bei dem Geschäft nicht in erster Linie ums Geld. Er wollte nicht mehr nur Pharmazeutika nachmachen, sondern das erste indische Unternehmen führen, das ein weltweit gefragtes Medikament selbst entwickelt. Mit dem Geld aus dem Verkauf der Generikasparte übernahm er verschiedene Medizintechnik- und Pharmaunternehmen weltweit. Darunter sind kleinere Investitionen wie ein Vier-Millionen-Dollar-Deal für eine kanadische Firma oder größere wie die gut 600 Millionen Dollar für die Decision Resources Group aus den USA. Bis zu eine Milliarde Dollar will er für den Umbau und Zukäufe in der Pharmasparte vorgesehen.

„Medizinische Forschung und Entwicklung sind ein globales Geschäft“, legt Piramal in dem kleinen Raum an der Tegeler Straße in Wedding seine unternehmerische Philosophie dar. „Deshalb muss man es auch so aufstellen: Wir investieren in allen Teilen der Welt, auch in Berlin.“

Christoph von Knobelsdorff, Wirtschaftsstaatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung, gefällt das. „Piramal hat mit Berlin eine gute Wahl getroffen“, ergänzt er die Ausführungen des indischen Unternehmers. Die Gesundheitswirtschaft der Hauptstadtregion stehe für hohe Innovationskraft und überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Der Anteil des Forschungssektors trage zu mehr als drei Prozent zum Berliner Bruttoinlandsprodukt bei – nur ein Drittel davon resultiere aber aus privaten Investments. „Gerade vor diesem Hintergrund begrüßen wir das Engagement von Piramal“, betonte der Vertreter von Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz (parteilos für die CDU). Die derzeitige Wirtschaftlage Europas und die Turbulenzen um die Gemeinschaftswährung spielten für Piramal bei der Standortauswahl keine Rolle. „Die Euro-Krise betrifft uns in der Pharmaforschung nicht direkt, unter anderem, weil wir global tätig sind“, sagt er. „Ginge es um Investitionen in Produktionsstätten, sähe das sicher anders aus.“

Möglicherweise könnte die Vision des indischen Unternehmers vom selbst entwickelten Pharmazeutikum schon bald Wirklichkeit werden. Florbetaben, das in Berlin entwickelt wird, könnte die Tür zu einer frühzeitigen Diagnose der Alzheimer-Erkrankung öffnen. Die für die Zulassung von Pharmazeutika entscheidenden klinischen Studien, in denen das Mittel am Patienten erprobt wird, sind bereits abgeschlossen. Die Verlässlichkeit von Florbetaben sei somit nachgewiesen. Noch in diesem Jahr soll der Antrag auf Zulassung bei Arzneimittelbehörden in den USA und Europa eingereicht werden. Die Zahl der Mitarbeiter in Berlin könnte bis zum Jahresende noch auf 20 steigen. Produziert würde das Mittel aber nicht in der deutschen Hauptstadt. Ganz im Sinne der globalen Idee von Piramal.

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