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Wirtschaft: Ausländische Staatsfonds stützen Schweizer Großbank

Die UBS muss wegen der Finanzkrise erneut zehn Milliarden Euro abschreiben. Investoren aus Singapur und Nahost steigen mit frischem Geld ein

Berlin - Die weltweite Finanzkrise trifft die Schweizer Großbank UBS deutlich härter, als bisher erwartet. Das Institut kündigte am Montag weitere Abschreibungen in Höhe von zehn Milliarden Dollar (6,8 Milliarden Euro) an. Um der Bank frisches Geld zuzuschießen, steigen ein Staatsfonds aus Singapur und ein Investor aus dem Nahen Osten mit 7,8 Milliarden Euro bei der UBS ein.

Die Schweizer Bank, die als größter Vermögensverwalter der Welt gilt, wird für 2007 erstmals in ihrer Geschichte einen Jahresverlust ausweisen. 2006 hatte sie noch mehr als sieben Milliarden Euro Gewinn gemacht. Insgesamt musste sie wegen ihrer Engagements im US-Markt für zweitklassige Immobilienkredite (Subprime) in den vergangenen Monaten knapp zehn Milliarden Euro abschreiben. Laut UBS-Präsident Marcel Ospel sind die Wertberichtigungen aber verkraftbar. Die Neubewertung solle die Marktspekulationen beenden, die Kundschaft und Personal verunsichert hätten, erklärte er.

Die Börse reagierte überraschend positiv: Die Aktie der UBS verbuchte Kursgewinne von zeitweise mehr als drei Prozent. Auch die Kurse deutscher Finanzwerte drehten im Laufe des Tages deutlich ins Plus. Spitzenreiter war die Commerzbank-Aktie, die um 2,1 Prozent zulegte. Analyst Konrad Becker von Merck-Finck sieht darin eine Gegenreaktion zu den dramatischen Kursverlusten der vergangenen Wochen. Dies sei jedoch kein Indiz dafür, dass die Finanzkrise schon ausgestanden sei. „Die Angst ist latent immer noch da“, sagte Becker. „Wenn morgen eine schlechte Nachricht kommt, geht es wieder nach unten.“

Für die UBS bedeutet der Einstieg der ausländischen Investoren vor allem frisches Geld. Sie beteiligen sich zunächst mit einer sogenannten Zwangswandelanleihe an der Bank, die nach etwa zwei Jahren in Aktien umgetauscht wird. Der Staatsfonds aus Singapur, die Government of Singapore Investment Corporation (GIC), wird dann mit neun Prozent größter Einzelaktionär der Bank und erhält wahrscheinlich einen Sitz im Verwaltungsrat. Aus welchem Land der andere Investor stammt, war zunächst unklar. In Finanzkreisen hieß es, es könne der Oman sein. Beide Geldgeber erhalten eine Verzinsung von neun Prozent auf ihr Kapital. „Das ist eine sehr hohe Risikoprämie, die darauf hindeutet, dass die Situation bei der UBS dramatisch ist“, sagte Analyst Dieter Hein von Fairesearch dem Tagesspiegel. Ähnlich hohe Zinsen zahlt auch die angeschlagene US-Bank Citigroup einem Staatsfonds aus Abu Dhabi, der ihr kürzlich mit 7,5 Milliarden Dollar beigesprungen war. Am Montag deutete auch die staatliche Investmentbehörde in Katar an, sich künftig bei US-Großbanken engagieren zu wollen.

Analyst Hein hält den Einstieg von ausländischen Staatsfonds auch bei deutschen Banken für denkbar. „Wenn wir eine ähnliche Situation bekommen wie bei UBS und Citigroup, wo zusätzliche Milliardenabschreibungen bekannt wurden, dann halte ich das für sehr gut möglich“, sagte Hein dem Tagesspiegel.

Bisher sind die deutschen Großbanken im internationalen Vergleich allerdings relativ glimpflich davongekommen. Die Deutsche Bank musste mit 2,2 Milliarden Euro die höchsten Verluste abschreiben, erwartet aber keine weiteren Einbußen mehr. Schlimmer sieht es bei der Mittelstandsbank IKB und der Landesbank Sachsen aus. Die IKB musste mit bisher 4,8 Milliarden Euro gerettet werden. Die SachsenLB soll von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen werden. Doch das Geschäft droht zu platzen, weil bei der SachsenLB angeblich noch deutlich höhere Risiken aufgetaucht sind. Die LBBW verlangt nun eine Bürgschaft des Landes Sachsen. Von bis zu vier Milliarden Euro ist die Rede. „Wir werden nichts tun, was unsere Bilanz nachhaltig belastet“, sagte ein Banksprecher.

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Stefan Kaiser

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