zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Auslandsbanken fordern Korrekturen

FRANKFURT (MAIN) (ro).Auch nach Auffassung der in Deutschland vertretenen Auslandsbanken sind die Steuerpläne der neuen Bundesregierung kontraproduktiv.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Auch nach Auffassung der in Deutschland vertretenen Auslandsbanken sind die Steuerpläne der neuen Bundesregierung kontraproduktiv."Die Signalwirkung ist verheerend.Das Ausland, das ohnehin wenig Verständnis für die komplizierten deutschen Vorschriften hat, wird die Planungssicherheit in Deutschland noch stärker in Frage stellen", sagt Hans-Georg Engel, Vorsitzender des Verbandes der Auslandsbanken.Es falle immer schwerer, den Zentralen der Auslandsbanken zu versichern, daß in Bonn nicht weitere Steuerpläne aus der Schublade gezogen würden.Die Bundesregierung müsse diverse Steuervorhaben sofort wieder streichen, die Unternehmenssteuerreform auf das Jahr 2000 vorziehen und die Zinsabschlagsteuer abschaffen.In Frankfurt liege die Ertragssteuerlast für Unternehmen bei 54 Prozent."In London sind es nur 30 Prozent".

Nach Auffassung der Auslandsbanken muß die neue Bundesregierung auch am geplanten vierten Finanzmarktförderungsgesetz festhalten.Damit sollen unter anderem die Wirksamkeit derivater Geschäfte in Deutschland eindeutig geklärt, betriebliche Pensionsfonds ermöglicht und so Engel, "fossile" Bestimmungen im Bürgerlichen Gesetzbuch und im Handelsgesetz überarbeitet werden.Das gilt unter anderem für das Zinseszinsverbot und für das vorzeitige Kündigungsrecht bei Festkrediten.Erneut fordern die Auslandsbanken die Zusammenlegung des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen mit dem Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, um die Aufsicht effizienter zu gestalten.

Trotz dieser Kritik hat der Finanzplatz Deutschland und insbesondere Frankfurt 1997 und 1998 nach Ansicht von Engel, im Hauptberuf Vice President von J.P.Morgan Deutschland, "einen enormen Sprung nach vorn gemacht".Die Rückständigkeit Deutschlands in Sachen Kapitalmarkt und Bankenaufsicht sei weitgehend behoben.Die Deutsche Börse habe einen "eindrucksvollen technischen Vorsprung" und gewinne durch ihre Kooperationen weitere Attraktivität.Die Europäische Zentralbank und der Euro sorgten für einen zusätzlichen Schub.

Auf die Zahl der Mitarbeiter bei den Auslandsbanken und auf ihr Geschäftsvolumen in Frankfurt hat die gestiegene Attraktivität allerdings keinen Einfluß.Im Gegenteil: Ende 1997 waren bei den Auslandsbanken rund 23 000 Banker beschäftigt, 1300 weniger als ein Jahr zuvor.Derzeit sind in Deutschland 174 Auslandsbanken vertreten.Ende 1997 lag ihr Geschäftsvolumen bei 443 Mrd.DM, der Gewinn kletterte 1997 von 1,7 auf 1,9 Mrd.DM.Im derzeit gefragten Geschäft mit Fusionen haben die deutschen Banken im übrigen, so der Verband der Auslandsbanken, wenig zu bestellen.Hatten die ausländischen Geldhäuser 1997 einen Marktanteil von 79 Prozent, so waren es im ersten Halbjahr 1998 sogar 94 Prozent.Nur drei deutsche Banken mischen überhaupt mit: Die Deutsche und die Dresdner Bank sowie das Bankhaus Metzler.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false