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Wirtschaft: Auslaufmodell Lebensversicherung?

Durch die Marketing-Offensive der Fondsanbieter und ihre neueste Kreation "Altersvorsorge-Sondervermögen" rückt die klassische kapitalbildende Lebensversicherung vielen etwas aus dem Blickfeld, wenn es um Altersvorsorge geht.Manchen der rund sieben Millionen Kunden, die jedes Jahr einen Vertrag abschließen, schwant es, womöglich in ein Auslaufmodell zu investieren, das sein Geld nicht wert ist.

Durch die Marketing-Offensive der Fondsanbieter und ihre neueste Kreation "Altersvorsorge-Sondervermögen" rückt die klassische kapitalbildende Lebensversicherung vielen etwas aus dem Blickfeld, wenn es um Altersvorsorge geht.Manchen der rund sieben Millionen Kunden, die jedes Jahr einen Vertrag abschließen, schwant es, womöglich in ein Auslaufmodell zu investieren, das sein Geld nicht wert ist.Vor allem der Renditevergleich zu Investmentfonds läßt die Lebensversicherer schlecht aussehen.

Richtig ist: Die Rendite von Fonds kann besser sein, muß es aber wegen des Risikos der Anlage in Aktien nicht; sogar Verluste sind möglich.Wer Aktien und Fonds mit rund zehn Prozent Dauerrendite im Vorteil sieht, sollte nicht vergessen, daß die Lebensversicherung nicht nur eine stabile Rendite von sechs Prozent bringt, sondern bereits am Tag des Vertragsabschlusses mit der vollen Versicherungssumme einsteht, falls der Kunde stirbt.Joachim Giese von der Allianz Lebensversicherung rechnet vor: "Stirbt der Kunde nach fünf Jahren, kriegen die Hinterbliebenen eine Summe ausgezahlt, die einer Rendite von 92,0 Prozent entspricht.Bei jeder Geldanlage würde nur das angesparte Kapital ausgezahlt".Der Vergleich zwischen Fonds und Kapitalversicherung muß hinken, weil es zwei unterschiedliche Produkte sind.

Fonds sind eine reine Geldanlage, die sich entsprechend der Anlagekunst des Fondsmanagements und der Situation am Kapitalmarkt vermehrt.Spitzenfonds erreichen im Langfristvergleich Renditen von rund 10 Prozent.Mäßige Fonds schlagen nicht einmal das Sparbuch.

Bei einer Kapital-Lebensversicherung dagegen wird die finanzielle Absicherung von Hinterbliebenen mit einer Kapitalanlage fürs eigene Alter kombiniert.Der Beitrag fließt in drei verschiedene Töpfe

*für den Risikoanteil, aus dem der vorzeitige Tod des Versicherten bezahlt würde (eigentliche Versicherung)

*für Verwaltungs- und Abschlußkosten des Vertrages

*für den Sparanteil fürs Alter (eigentliche Altersvorsorge).

Für den Sparanteil bieten die Versicherer vier Prozent Garantiezins sowie jedes Jahr eine Überschußbeteiligung, deren Höhe nicht garantiert ist.Unterm Strich kommt der Kunde auf rund sechs Prozent Rendite mit seinem Sparanteil, bei guten Versicherern auch auf 7 Prozent.Also ist die kapitalbildende Lebensversicherung für jeden, der Angehörige absichern will, eine bequeme, aber nicht ganz billige Form der Altersvorsorge.Die Versicherer selbst verhalten sich nicht sehr geschickt, den Kunden Vorteile der Geldanlage oder Kosten zu offenbaren.Damit machen sich die guten Anbieter das Leben schwer.Einige Versicherer etwa kommen mit weniger als 15 Prozent Kosten vom Beitragsgeld aus und lassen 85 Prozent in den Spartopf fließen.Bei Gesellschaften mit vielen Außendienstverkäufern kommen dem Kunden nur 70 Prozent zugute.Der Branchendienst "map-report" untersucht die Gesellschaften auf ihre Wirtschaftlichkeit - eine Entscheidungshilfe für Kunden.Weniger als vier Prozent der Beiträge für Selbstverwaltung geben aus: Hannoversche Leben, HUK-Coburg, Neue Leben.Neue Verträge am billigsten verkaufen Hannoversche Leben, HUK-Coburg und Dialog.Indiz für die Wirtschaftlichkeit der Gesellschaften ist auch die Laufzeit der Verträge, denn die Stornierungskosten belasten die Gewinnbeteiligung aller Kunden, die ihren Vertrag bis zum Ende der Laufzeit durchstehen.Die niedrigsten Storno-Kosten bieten Hannoversche Leben, HUK-Coburg und Cosmos.

Die Rendite der Lebensversicherer ist nach geltendem Recht im Gegensatz zu Fonds komplett steuerfrei, falls 12 Jahre Vertragslaufzeit erreicht und mindestens fünf Jahre Beitrag eingezahlt wurde.Sie läßt sich individuell noch steigern, wenn auf überflüssige Zusätze verzichtet wird.So nützlich der Berufsunfähigkeitszusatz in vielen Fällen ist, so überflüssig ist der doppelte Todesfallschutz bei Unfällen."Ob nun Unfalltod oder Herzinfarkt, die Familie braucht die gleich gute Versorgung", sagt map-Chef Manfred Poweleit.Wer überflüssigen Policen-Ballst über Bord wirft und sich auch von der ratenweisen Beitragszahlung trennt, hat im Alter mehr davon.Die Umstellung von monatliche auf jähriche Zahlweise (im voraus) erhöht die Rendite um rund 0,15 Prozentpunkte, der Verzicht auf doppelte Versicherungssumme bei Unfalltod um weitere 0,25 Prozentpunkte.Beides tastet den Steuervorteil bei der Auszahlung nicht an.

Wer nun nach der besten Police sucht, wird dennoch keine einfache Antwort erhalten.Der beste Vertrag ist derjenige, der aus den eingezahlten Beiträgen die höchste Leistung erbringt.Leider weiß man das erst am Ende der Laufzeit genau.Wer durch Schicksalsschläge wie längere Arbeitslosigkeit in Bedrängnis kommt, muß die kapitalbildende Lebensversicherung nicht vorzeitig zu Geld machen, wenn der Vertrag mit 60 oder später endet.

DETLEF POHL

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