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Schluss mit der Politik des billigen Geldes. Als Bundesbank-Chef wird Jens Weidmann (li.) seine Forderungen mit EZB-Präsident Jean-Claude Trichet diskutieren müssen.

© dpa

Ausleihe beendet: Jens Weidmann an der Spitze der Bundesbank

Jens Weidmann ist aus dem Kanzleramt zur Bundesbank zurückgekehrt: als ihr neuer Präsident. Er stellte klar, dass Geldwertstabilität das vorrangige Ziel der Bundesbank bleibe.

Frankfurt am Main - Gleich am ersten Arbeitstag hat der neue Präsident Jens Weidmann klargestellt, dass unter seiner Führung keinen Deut an der Stabilitätspolitik der Bundesbank gerüttelt wird. Er werde besonderes Augenmerk darauf richten, dass „die sehr günstige Konjunktur- und Haushaltsentwicklung für eine zügige Defizitrückführung genutzt wird“, sagte der 43-Jährige bei der Feierstunde im Beisein von Finanzminister Wolfgang Schäuble. Zugleich forderte der bisher wichtigste wirtschaftspolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Regeln für die Europäische Währungsunion klarer zu formulieren. Die Richtung stimme, „aber in zentralen Punkten greifen sie zu kurz“.

Weidmanns Vorgänger Axel Weber bezeichnete den neuen Bundesbank-Präsidenten als „ohne Zweifel den richtigen Mann am richtigen Ort“. Weidmann kenne die Bundesbank als früherer Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung sehr gut und verfüge über die Fähigkeit, die künftigen Herausforderungen zu bewältigen. Nach den Worten von Finanzminister Schäuble war Weidmann „nur eine Leihgabe der Bundesbank an die Bundesregierung“. Dort habe er sich Vertrauen erworben. Damit wies Schäuble Vermutungen zurück, die Nähe Weidmanns zur Regierung könne der Unabhängigkeit der Bundesbank schaden. Weidmann sei fachlich und persönlich für das Amt hervorragend qualifiziert und betrachte die Unabhängigkeit der Notenbank als hohes Gut.

Weidmann selbst ließ daran bei seiner ersten Rede als elfter und bislang mit Abstand jüngster Bundesbank-Präsident keinen Zweifel und versprach Kontinuität, wenn auch mit einem etwas ruhigeren Stil als sein Vorgänger. Unabhängigkeit mache sich nicht allein daran fest, ob und wie oft Widerspruch geäußert werde. Es komme darauf an, dass die eigene Position gut begründet werde. „Für diese Unabhängigkeit werde ich mich mit Nachdruck einsetzen.“ Zudem stellte er klar, dass Geldwertstabilität das vorrangige Ziel der Bundesbank bleibe. „An diesem Punkt darf es für Notenbanken keine Kompromisse geben.“ Ebenso klar sei, dass die Notenbanker die krisenbedingten Sondermaßnahmen zur Stützung von Konjunktur und Finanzsystem wieder beenden müssen. „Dabei stellt sich nicht die Frage des Ob, sondern des Wann.“ Zu diesen Sondermaßnahmen zählt unter anderem der umstrittene Aufkauf von Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten durch die Europäische Zentralbank (EZB). Für den bisherigen Bundesbank-Chef war sie einer der Gründe, sein Amt vorzeitig niederzulegen. Seinem Vorgänger attestierte Weidmann, die Bundesbank gestärkt und ihre Glaubwürdigkeit erhöht zu haben. Die Bank sei sehr gut aufgestellt, um national wie innerhalb des Euro-Systems zu überzeugen.

Rund 300 Gäste, darunter die ehemaligen Bundesbank-Präsidenten Karl-Otto Pöhl, Helmut Schlesinger und Ernst Welteke, EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, Bankenverbands-Präsident Andreas Schmitz, Commerzbank-Chef Martin Blessing und Hans-Peter Stihl, Ehrenpräsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), bereiteten Weidmann einen freundlichen Empfang und lobten die Arbeit des bisherigen Bundesbank-Präsidenten.

Weber selbst räumte ein, dass er bisweilen ein „herausfordernder Partner“ für die Regierung und für die EZB gewesen sei. „Wir haben gelegentlich lange miteinander gerungen.“ Er habe aber sehr gerne sieben Jahre bei der Bundesbank verbracht und wolle diese Zeit keinesfalls missen. Der Abschied, den er erst im Februar überraschend angekündigt hatte, falle ihm schwer. Zu seiner Zukunft sagte Weber nichts, jedenfalls nichts, was über seine künftige Tätigkeit als Professor an der Universität von Chicago hinausgeht. Nach wie vor halten sich hartnäckig Gerüchte, Weber wechsele 2012 zur Deutschen Bank. Deren Noch-Vorstandschef Josef Ackermann fehlte bei der Feierstunde in der Bundesbank. Der Schweizer war eingeladen, hatte aber abgesagt.

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