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Aufschlag. Die Kunden der Deutschen Bahn mussten in diesem jahr viel ertragen. Foto: picture alliance/dpa

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Wirtschaft: Ausnahme für die Hauptstadt

Die Bahn erhöht die Preise – für einige Strecken von Berlin in Richtung Westen gibt es aber eine Nullrunde.

Berlin - Nein, dieses Mal sollte nichts geschehen. Die überhitzten Klimaanlagen im Sommer, die vielen Pannen und Verspätungen im Winter, da wäre es nicht vermittelbar, mehr Geld für ICE- und IC-Fahrscheine zu verlangen, befanden die Bahn-Chefs. Und verkündeten den von der Wirtschaftskrise gebeutelten Bahn-Kunden stolz eine Nullrunde.

Das war 2010. Es war das einzige Mal in den vergangenen elf Jahren, dass die Bahn zum Winterfahrplan ab Mitte Dezember nicht die Preise erhöhte. Zwar war auch 2013 ein übles Jahr für den Staatskonzern – noch immer fehlen Fernverkehrszüge, dazu kam die Überflutung der Schnellfahrstrecke Berlin–Hannover und der zeitweise Ausfall eines Stellwerks in Mainz. Zu einer erneuten Nullrunde konnte sich der Vorstand aber nicht durchringen, trotz hitziger Diskussionen.

Im Gegenteil – die Preise steigen erneut stärker als die allgemeine Inflation. Im Fernverkehr kosten Tickets im Normalpreis ab dem 15. Dezember 2,5 Prozent mehr. Auch Bahncards werden teurer. Ausnahmen gibt es auf der Strecke von Berlin über Hannover nach Köln und Düsseldorf – hier bleiben die Tarife konstant. Zwischen Berlin und Hannover ist die Trasse wegen des Hochwassers noch bis zum 4. November gesperrt, die Züge sind rund eine Stunde länger unterwegs. Dies bedeute „für einen nicht unerheblichen Teil unserer Kunden erhebliche Nachteile“, sagte Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg am Montag.

Auch bei den Bahncards für Studenten, Schüler, Rentner und Pendler wird es keine Veränderungen geben. Viele Besitzer einer Bahncard 100 etwa wohnen in Berlin und pendeln nach Wolfsburg zur Arbeit – oder umgekehrt. Sie sind derzeit deutlich länger unterwegs oder müssen vor Ort eine Zweitwohnung finanzieren.

Auch die Sparpreise von beispielsweise 29 Euro sollen konstant bleiben – sie sind aber je Zug nur begrenzt verfügbar. Insgesamt stiegen die Preise nur für die Hälfte der Fahrten, sagte Homburg. Die Kunden in und um Mainz, die vom Engpass in dem Stellwerk betroffen waren, werden allerdings nicht von den Tariferhöhungen ausgenommen. Sie würden ohnehin bereits entschädigt.

Dagegen müssen Passagiere für Sitzplatzreservierungen deutlich mehr bezahlen. Dieses Mal liegt der Aufschlag bei 12,5 Prozent. So wollen man „Luftbuchungen“ unattraktiv machen, sagte Homburg. Vor allem Geschäftsleute buchten Plätze ohne eine dazu gehörende Fahrkarte, um flexibel auch spätere Züge nutzen zu können. Die Bahn arbeitet daran, eine Reservierung fest an ein Ticket zu binden.

Im Nahverkehr werden Normalfahrkarten und Zeitkarten für die roten Züge im Schnitt um 3,2 Prozent teurer. Die Preise gelten überall dort, wo nicht der Tarif eines Verkehrsverbundes gültig ist, das sind nur 20 Prozent aller Nahverkehrs-Tickets.

Als Grund für die Preiserhöhung nannte das Staatsunternehmen um vier Prozent gestiegene Personalkosten sowie höhere Energiepreise. Das jüngste Bahn-Urteil vom Europäischen Gerichtshof sei nicht die Ursache für die steigenden Preise, sagte Homburg. Die Richter hatten geurteilt, dass die Bahn bei Verspätungen ihre Kunden auch dann entschädigen muss, wenn höhere Gewalt die Ursache war – also etwa ein Sturm.

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Maßnahme. Es sei „bedauerlich“, dass die Bahn trotz der vielen Probleme nicht auf die Maßnahme verzichtet habe, sagte der Vize-Vorsitzende Gerd Aschoff. Ähnlich urteilte der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD. „Im Fernverkehr der DB AG sind keine Qualitätsverbesserungen erkennbar, die eine Preisanhebung rechtfertigen“, sagte der Vorsitzende Michael Ziesak.

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