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Udo Müller steht vor der Konzernzentrale des Unternehmens in Köln. Neben ihm ein Wartehäuschen mit einer Werbewand.

© picture-alliance/dpa

Außenwerber geht online: Ströer kauft Berliner Start-up

Ströer hat eine ehrgeizige Wachstumsstrategie in der Online-Werbevermarktung. MBR Targeting soll dabei helfen. Das Berliner Start-up platziert für jeden Kunden die passende Werbung.

Der Außenwerber Stöer setzt seine Expansion in den Online-Werbemarkt fort. Dazu übernimmt das Kölner Unternehmen das Berliner Start-up MBR Targeting. MBR Targeting analysiert das Surfverhalten eines Internetnutzers und kann darauf basierend zielgerichtet Werbung platzieren. Der Nutzer selbst bleibt dabei anonym. „Wir glauben, dass es in Zukunft immer wichtiger wird, dem richtigen Kunden im richtigen Moment das passende Angebot zu machen“, sagt Ströer-Vorstandschef Udo Müller im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Die Ströer Out-of-Home Media AG ist Spezialist für Werbeformen, die außer Haus zum Einsatz kommen: von der Plakatwerbung über Werbung auf Wartehäuschen und Transportmitteln bis hin zu digitalen und interaktiven Medien. Damit ist Ströer der wichtigste Konkurrent der Berliner Wall AG. Ströer gehört nach eigenen Angaben zu den führenden Außenwerbern Europas. Weltweit Nummer eins ist die JCDecaux-Gruppe, zu der Wall seit 2009 gehört.

Ströer begann seine Online-Offensive Ende 2012

Noch vor einem Jahr hat Ströer keinen Cent online umgesetzt. Ende vergangenen Jahres kaufte das Unternehmen dann gleich vier Online-Werbevermarkter. Dieses Jahr kam noch das Werbenetzwerk Radcarpet aus Berlin hinzu, das Online- Werbung auf mobile Geräte bringt. Im zweiten Quartal diesen Jahres lag der Online-Umsatz bei 9,5 Millionen Euro. „Im zweiten Halbjahr wollen wir mehr als 50 Millionen Euro online umsetzen“, sagt Müller. „2014 sollen es dann bereits mehr als 100 Millionen Euro sein.“ Zum Vergleich: 2012 lag der Gesamtumsatz der Ströer-Gruppe bei 560,6 Millionen Euro. Und der deutsche Online-Werbemarkt hat ein Volumen von zuletzt rund 6,5 Milliarden Euro. „Unser Ziel ist es, einer der führenden Online-Vermarkter in Deutschland zu werden“, sagt Müller. „Unser Vorteil dabei ist, dass wir keine eigenen Inhalte vermarkten und damit unabhängig sind.“ So gebe es keine Interessenkonflikte. Als Kunden kommen alle in Betracht, die ihre Inhalte nicht selbst vermarkten können oder wollen.
Müller ist überzeugt, der Zeitpunkt für den Einstieg in den Online-Werbemarkt sei ideal. „Wir haben so lange gewartet, bis das Marktwachstum sich verlangsamt hat“, sagt er. „Jetzt kommt die Konsolidierung und dabei werden wir eine wichtige Rolle spielen.“ Wie viel Ströer bereits investiert hat, will er nicht verraten. Die Akquisition von MBR Targeting soll jedoch nicht die letzte gewesen sein. „Wir wollen unseren Kunden die komplette Wertschöpfungskette der Online-Werbevermarktung aus einer Hand anbieten“, kündigt Müller an. Mit der Integration von zugekauften Firmen hat Ströer bereits Erfahrung. Unter anderem übernahm Ströer 2004 die Deutsche Städte Medien, 2005 die Deutsche Eisenbahn Reklame.

Die Technik von MBR Targeting stammt aus der theoretischen Biophysik

MBR Targeting sei ein typisches Berliner Start-up, sagt Müller, „extrem innovativ“. 15 Mitarbeiter hat das Unternehmen – darunter promovierte Physiker, Mathematiker und Informatiker. Der von ihnen entwickelte Algorithmus zur Analyse großer Datenmengen in Echtzeit sei ursprünglich unter anderem erforscht worden, um Sachverhalte in der theoretischen Biophysik zu untersuchen. „Wir haben den Markt lange beobachtet und MBR Targeting hat einfach das beste Wissenschaftler-Team“, ist Müller überzeugt. Mitarbeiter und Gründer blieben an Bord, auch soll das Team weiter in Berlin arbeiten. Insgesamt beschäftige Ströer damit inzwischen 70 Programmierer die auf drei Standorte in Neuseeland, Tschechien und eben Berlin verteilt seien. Müller ist überzeugt, dass die zweite Säule des Unternehmens, das Online-Geschäft, schnell wachsen wird. Die klassische Außenwerbung werde jedoch keinesfalls überflüssig werden. „Die wird unverändert wichtig bleiben, um eine Marke bekannt zu machen.“ MBR Targeting sei in der komfortablen Situation gewesen, zwischen verschiedenen Interessenten wählen zu können, sagt MBR-Targeting-Chef Pablo Metz. „Für uns ist das strategisch sehr spannend. Ströer hat viel vor und wir sehen in dem Zusammenspiel große Möglichkeiten.“

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