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Reicht nicht. Wer nicht vorsorgt, setzt sich dem Risiko der Armut aus.

© dpa

Auto statt Altersvorsorge: Junge Erwachsene legen zu wenig Geld fürs Alter zurück

Die 17- bis 27-Jährigen schlampen bei der Altersvorsorge. Dabei wissen sie durchaus, dass ihnen sonst im Alter die Armut droht.

Von Carla Neuhaus

Voraussetzung für Vorsorge ist nun mal Geld, das übrig ist. Und dazu müsste der Vorsorgende genug davon haben, also entsprechend bezahlt sein. Da hier aber von der Generation Praktikum die Rede ist, die entweder prekär oder befristet oder einfach mies bezahlt beschäftigt ist, bleibt für Vorsorge einfach nichts übrig.

schreibt NutzerIn pope

Für die Jugend von heute gibt es Wichtigeres als für das Alter zu sparen: neue Möbel zum Beispiel, der nächste Urlaub oder ein Auto. Für all diese Dinge legen die 17- bis 27-Jährigen eher Geld zurück als für ihre Zeit als Rentner. Das zeigt eine repräsentative Studie von TNS Infratest im Auftrag des Versorgungswerks Metallrente. Nur 35 Prozent der jungen Erwachsenen sorgen demnach überhaupt fürs Alter vor.

Dabei ist den meisten die Diskussion um eine wachsende Altersarmut durchaus bekannt. Trotzdem glauben die wenigsten der 17- bis 27-Jährigen, dass sie davon später tatsächlich einmal selbst betroffen sein könnten. Klaus Hurrelmann, der als Jugendforscher die Studie begleitet hat, sagt: „Die Mehrzahl der jungen Leute ist optimistisch, wenn sie an ihre eigene Zukunft denkt.“ Das Problem ist nur: Sie sind zu optimistisch und verzichten deshalb auf die Altersvorsorge.

Das Rentenniveau sinkt kräftig ab

Langfristig könnte das fatal sein. Heribert Karch, Geschäftsführer der Metallrente, sagt, die Zahlen seien „zutiefst besorgniserregend“. Der Grund: Das Rentenniveau sinkt bis 2030 kräftig ab. Die gesetzliche Rente wird in Zukunft nicht mehr annähernd reichen, um den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Die Betriebsrente und die private Altersvorsorge werden deshalb wichtiger.

Doch gerade Riester-Produkte, die den Sparer mit einer staatlichen Förderung zur Altersvorsorge animieren sollen, verlieren bei den Jüngeren an Ansehen. Nur 42 Prozent der 17- bis 27-Jährigen, die bereits vorsorgen, haben einen Riestervertrag. Und unter denjenigen, die noch gar nicht fürs Alter sparen, können sich gerade einmal 19 Prozent vorstellen, einen abzuschließen. Die Studienautoren sprechen von einem drastischen Verlust der Popularität der Riesterrente. Bei einer ähnlichen Befragung 2010 waren noch 42 Prozent der Nicht-Sparer unter den jungen Erwachsenen bereit gewesen, eine Riesterrente abzuschließen.

Die betriebliche Altersvorsorge kann diese Lücke kaum schließen, auch wenn sie unter jungen Erwachsenen beliebter wird. Heribert Karch kommt zu dem Schluss, dass sich die private Altersvorsorge nicht ausreichend hat durchsetzen können. Das Problem seien „zu wenig Teilnehmer“ und „zu wenig Geld“. Forscher Hurrelmann ist da ganz auf seiner Seite. „So wie heute kann es nicht weitergehen“, sagt er. „Denn selbst wenn jemand vorbildlich in alle drei Säulen der Altersvorsorge einzahlt, kann er am Ende nicht mit einem zufriedenstellenden Ergebnis rechnen.“

Experten streiten über Lösungen

Zwar sind sich Experten, Politiker und Gewerkschaftler durchaus einig, dass sich etwas tun muss – allerdings noch lange nicht darüber, was genau zu tun ist. Diskutiert werden diverse Vorschläge. Zum Beispiel eine Deutschlandrente. Die haben jüngst drei hessische Minister vorgestellt. Sie verstehen darunter eine Art Staatsfonds, in den Arbeitnehmer automatisch einen Teil ihres Gehalts einzahlen. Nur wenn sie dem aktiv widersprechen, nehmen sie an dieser privaten Vorsorge nicht teil. Auch die Betriebsrente in ihrer bisherigen  Form könnte man verbindlicher gestalten. Jeder könnte verpflichtet werden, sie abzuschließen – es sei denn er widerspricht.

Wie die Studie nun zeigt, fänden junge Erwachsene eine solche automatisierte Altersvorsorge gar nicht so schlecht: 65 Prozent können sich das durchaus vorstellen. Gibt es gleichzeitig noch eine finanzielle Förderung vom Chef sowie die Möglichkeit, jederzeit auszusteigen, halten sogar 89 Prozent ein solches Verfahren für sinnvoll.

In jedem Fall wünschen sich junge Erwachsene mehr Aufklärung. Die Informationen über die Altersvorsorge müssten verständlicher sein, sagen 81 Prozent. Fast 70 Prozent wünschen sich zudem ein Schulfach „Wirtschaft und Finanzen“, das das Thema Altersvorsorge mit abdeckt.

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