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Wirtschaft: Autoaktien: Gute Ergebnisse sind in Zukunft schwer zu halten - Angebliche Gewinnwarnung bei Daimler-Chrysler

Dass an der Börse Erwartungen gehandelt werden und weniger die Erfolge der Vergangenheit, zeigt sich beispielhaft an den Automobilaktien. Von den bisherigen Verkaufszahlen und teilweise guten Erträgen der Hersteller haben die Dividendentitel kaum profitiert.

Dass an der Börse Erwartungen gehandelt werden und weniger die Erfolge der Vergangenheit, zeigt sich beispielhaft an den Automobilaktien. Von den bisherigen Verkaufszahlen und teilweise guten Erträgen der Hersteller haben die Dividendentitel kaum profitiert. Bei Daimler-Chrysler und Volkswagen haben die Aktienkurse sogar schon vor längerer Zeit den Rückwärtsgang eingelegt. Daimler-Chrysler wird am Mittwoch Halbjahreszahlen vorlegen, die nach Meinung einiger Experten sehr gut ausfallen dürften - was den Aktienkurs aber entscheidend belastet, ist eine nach einem Bericht des "Wall Street Journal" angeblich bevorstehende Gewinnwarnung für die zweite Jahreshälfte. Besonders problematisch sei das Geschäft in den USA, wo sich Daimler-Chrysler mit Ford und General Motors einen harten Preiswettbewerb liefert, der auf die Gewinnmarge drückt.

"Wegen des hohen US-Anteils am Umsatz bin ich für Daimler-Chrysler alles andere als euphorisch", sagt Erik Burgold, Analyst bei der BHF-Bank in Frankfurt. Er ist in seiner Gewinnschätzung für das erste Halbjahr etwas skeptischer als andere und geht davon aus, dass der Gewinn im zweiten Quartal auf 1,38 (Vorjahresquartal 1,46) Euro je Aktie gesunken ist und damit auch der Halbjahresgewinn mit 3,07 Euro unter dem Vorjahr (3,11 Euro) liegt. Was den Gewinn belastet, sind die Incentives, also die Kaufanreize für die Kunden in den USA, um den Absatz hoch zu halten. Aber auch das wird einen Absatzrückgang im zweiten Halbjahr wohl nicht mehr verhindern. Die Autokonjunktur hat nach Einschätzung von Experten in den USA wie auch in Europa ihren Zenit überschritten. Für Burgold sind die Aktien aller drei großen deutschen Hersteller - Daimler-Chrysler, VW und BMW - Haltepositionen. Auf "Verkauf" hat er sie nicht gestellt, "denn die Kurse haben schon stark gelitten". Daimler und VW hätten sich bereits im Jahresvergleich jeweils um rund 70 Prozent schlechter entwickelt als der Euro-Stoxx-Index der großen europäischen Standardwerte.

Bei der Bankgesellschaft Berlin steht Daimler ebenfalls auf "halten". Im zweiten Halbjahr sei auf Grund von Belastungen durch Modellanläufe - beispielsweise soll ein neuer Minivan kommen - mit einem stärkeren Gewinnrückgang zu rechnen. Dazu komme der sich abschwächende Marktzyklus bei Pkw und Lkw insbesondere in Nordamerika. Langfristig biete die Aktie aber durchaus Chancen. Während beim Münchner Bankhaus Merck Finck und Co Daimler sogar auf "Underperformer" steht, hat Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler in Frankfurt hat schon vor einigen Wochen auf "Kauf" hochgestuft, "vor allem aus strategischen Gründen, denn der Konzern ist unter den europäischen Herstellern am besten positioniert". Dies gelte sowohl geografisch mit je einem starken Bein in Europa und Nordamerika als auch bezüglich der breiten Modellpalette, die vom kleinen Smart bis zum großen Truck reiche. Die große Finanzkraft des Konzerns komme den Investitionen in die Produktentwicklung zugute, was sich langfristig auszahlen werde. Aber auch Pieper sieht unter kurzfristigen, konjunkturzyklischen Aspekten die Aktie belastet. VW stuft er auf "halten", BMW dagegen auf "verkaufen", denn auch bei den Münchnern werde die Dynamik in der Geschäftsentwicklung nachlassen, und im Vergleich zu den anderen sei die Aktie zu teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit rund 19 etwa doppelt so hoch wie bei Daimler und VW. Allerdings sind die Einstufungen nicht in Stein gemeißelt: "Vor allem die Hauptabsatzmärkte Deutschland und USA können großen Schwankungen unterliegen", sagt Pieper. "Wichtig ist, was die Konzerne selbst zu ihrem Ausblick sagen." Nach Daimler-Chrysler am Mittwoch wolle VW am Freitag seine Halbjahreszahlen vorlegen.

VW hängt zwar weniger deutlich an der US-Konjunktur als Daimler-Chrysler und ist in Europa sehr stark. "Aber es bestehen wenig Chancen für eine Beschleunigung - weder beim Absatz noch beim Aktienkurs", meint Burgold. Dabei hätten die Wolfsburger auch ein hausgemachtes Problem - in diesem Jahr würden voraussichtlich keine neuen marktbreiten Modelle mehr lanciert, in der Modellpalette gebe es Lücken bei den im Trend liegenden Minivans und Roadstern. "Zudem gibt es Kannibalisierungseffekte, der Absatz verlagert sich hin zu den gewinnschwächeren Modellen Seat und Skoda."

Paradepferd unter den Autoaktien ist für manche Analysten nach wie vor Porsche. Der Kurs hatte sich im vergangenen Jahr deutlich besser entwickelt als die übrige Branche, seit Februar tendiert die Aktie seitwärts. Burgold führt die "exzellente Modellakzeptanz" an - beim 911er wie beim Boxster. Porsche profitiert vom starken Dollar und leidet weniger unter dem Malus der erwarteten Wachstumsabschwächung in den USA. Der Verkauf von Luxuswagen hängt nicht so stark vom allgemeinen Konjunkturverlauf ab. Belastend für die Aktie dürfte sich auswirken, wenn sich der Dollar zum Euro abschwächt. Der Effekt auf die Gewinnmarge dürfte aber begrenzt sein, denn, so Burgold, der Zuffenhausener Hersteller hat sich mit Währungsabsicherungsgeschäften darauf eingestellt.

Bernd Frank

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