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Wirtschaft: Autoaktien in Fahrt: Kurserholung bei VW und Daimler

Autoaktien sind in den vergangenen Wochen in Fahrt gekommen. Selbst die Kurse vorher gemiedener Titel wie Daimler-Chrysler oder VW konnten sich erholen.

Autoaktien sind in den vergangenen Wochen in Fahrt gekommen. Selbst die Kurse vorher gemiedener Titel wie Daimler-Chrysler oder VW konnten sich erholen. Doch Experten sind vorsichtig: "Die Ampeln stehen noch nicht auf Grün", sagt Hans-Joachim König, Fondsmanager und Autoexperte bei Union Investment. König und andere Experten raten, zurzeit noch nicht in großem Umfang in Autoaktien zu investieren. Der Grund: In den USA kühlt sich die Konjunktur ab, was die Absatzzahlen sinken und den Preiskampf härter werden lässt. In Europa rechnet Klaus Weiherman, Analyst der WGZ-Bank, auf Jahressicht nur mit Absatzzahlen auf Vorjahresniveau. Sein Rat: "Bei Schwächephasen von einzelnen Titeln können Langfrist-Investoren erste Positionen aufbauen." Er gewichtet die Branche zurzeit "neutral", das bedeutet, er rechnet mit einer Kursentwicklung im Einklang mit dem Gesamtmarkt.

Den richtigen Einstiegszeitpunkt können Anleger nach Aussage von König mit Hilfe des weiteren Konjunkturverlaufs bestimmen: "Autowerte sind so genannte Spätzykliker, die erst mit Zeitverzögerung auf eine Konjunkturerholung reagieren." Harald Sporleder, Portfoliomanager bei der Fondsgesellschaft DIT, rechnet damit, dass Ende nächsten Jahres ein neuer Aufwärtszyklus für die Branche beginnt.

Bei Daimler-Chrysler sind Analysten - trotz gestiegener Umsätze im zweiten Quartal und einer Kurserholung über die 60-Euro-Marke - zurückhaltend: "Die Aktie drängt sich nicht unbedingt auf", sagt Claudia Erdmann von der Hamburgischen Landesbank. Auf Grund der erwarteten Konjunkturabkühlung in den USA und des harten Wettbewerbs sieht sie nur wenig Gewinndynamik: "Chrysler bleibt die Achillesferse des Konzerns." Optimistischer ist dagegen Martin Haug von der BfG-Bank, der die Aktie zum Kauf empfiehlt. Er setzt auf die Erneuerung der Modellpalette bei Chrysler. Weitere Pluspunkte seien die Besinnung auf Kernaktivitäten durch den Verkauf von Adtranz und die Fortschritte im asiatischen Markt mit dem Einstieg bei Mitsubishi und Hyundai.

Volkswagen-Aktionäre atmen auf: Die Stammaktie bewegt sich wieder um die 50-Euro-Marke, nachdem sie ein Tief von unter 40 Euro durchschritten hat. Erlösung brachte der Halbjahresbericht, der die Hoffnungen auf einen Rekordgewinn bestärkte. Außerdem galt bei Analysten lange die Devise, dass die Aktie kaum tiefer sinken könne, ein Einstieg also nicht sehr riskant sei. Dennoch werten die meisten Experten den Wert nur als marktneutral. Als Risiko gilt die Schwäche des deutschen Marktes. Hier werden 20 Prozent der Autos verkauft und die höchsten Margen erzielt. Als Unsicherheitsfaktor gilt auch der Dollarkurs, der im ersten Halbjahr noch sehr geholfen hat. Andererseits fallen Sonderlasten des vergangenen Jahres bei der Steuer und in Brasilien weg. Das Ziel eines Gewinnanstiegs um 20 Prozent ist erreichbar.

BMW hat nach dem Ende des Abenteuers mit Rover Analysten und Anleger mit sich versöhnt. Die Bayern konzentrieren sich wieder auf die profitable Produktion edler Karossen, wobei sie dennoch mit einem neuen 2er-Modell in die unteren Preisregionen vorstoßen wollen. "Dieses Projekt birgt das Risiko, den Markennamen zu verwässern", warnt WGZ-Experte Weihermann. Fondsmanager König rät Besitzern von BMW-Aktien, nach dem starken Anstieg der Aktie durchaus mal Gewinne mitzunehmen.

Fiat hat in vielen Geschäften die Finger im Spiel. Kernbereich ist der Automobilbau, doch der Konzern produziert auch Flugzeugteile und beteiligt sich an Verlagen. Die Erholung des Automarktes hat ihm in diesem Jahr einen kräftigen Aufschwung beschert. Dennoch steht Fiat nicht allzu hoch in der Gunst der Analysten, das Unternehmen wird überwiegend mit "neutral" oder sogar "verkaufen" bewertet. "Die Anleger sind über Fiats Strategie im Lkw-Sektor besorgt", begründet Gavin Launder, Analyst bei UBS Warburg, sein Urteil "halten" mit Kursziel 30 Euro. Zudem verkaufe sich der neue Fiat Punto nicht gut und werde gerade zwölf Monate nach seiner Einführung mit Preisnachlässen bedacht.

Mit der faktischen Übernahme von Nissan hat sich Renault in der Gruppe der global agierenden Automobilkonzerne etabliert. Nissan und die koreanische Schwester Samsung Motors bürgen nicht nur für ein Entrée in die asiatischen Märkte. Sie bieten Renault auch Zugang zum US-Markt. Für CCF Securities ist die Aktie ein Kauf.

Mit der Aktie von Porsche ist es wie mit den Sportwagen aus Zuffenhausen: Sie hängt locker die Konkurrenz ab. 17 von 28 von dem Wirtschaftsdienst Bloomberg befragte Analysten raten bei Porsche zum Kauf. "Als Nischenanbieter ist Porsche kaum von der Automobil-Konjunkturentwicklung abhängig", erklärt Klaus Weihermann von der WGZ-Bank. Auch nach dem jüngsten Kursanstieg hat das Papier seiner Ansicht nach noch Potenzial. "Das neue Sports Utility Car Cayenne sorgt für Kursphantasie, da die Analysten zurzeit nur unklare Vorstellungen davon haben, wie hoch die Marge für Porsche bei dem Wagen sein wird", meint auch Hans-Joachim König, Fondsmanager bei Union Investment. Dass sich die Kombination aus Sport- und Geländewagen gut verkaufen wird, gilt unter den Experten als sicher.

ali, swi, stw

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