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Wirtschaft: Autoaktien: Riskante Rallye

Unter Europas Autotiteln steht im Moment eine Aktie unumstritten an der Spitze: das Papier des Münchener Automobilherstellers BMW. In Finanz- und Börsenkreisen fällt derzeit kaum ein schlechtes Wort über das bayerische Unternehmen.

Unter Europas Autotiteln steht im Moment eine Aktie unumstritten an der Spitze: das Papier des Münchener Automobilherstellers BMW. In Finanz- und Börsenkreisen fällt derzeit kaum ein schlechtes Wort über das bayerische Unternehmen. "Da gibt es wenig zu meckern", sagt etwa Jürgen Pieper, Automobilanalyst vom Bankhaus Metzler. Während der Dax zuletzt noch Federn lassen musste, hat die BMW-Aktie die Hürde von 40 Euro genommen. "Das Kursniveau ist gut abgesichert", glaubt Autoexperte Georg Stürzer von der Hypo-Vereinsbank in München. Dieser Wert werde sicher nicht mehr unterschritten.

Doch die Warnung kommt gleich hinterher: Im zweiten Halbjahr, so die weit verbreitete Meinung unter den Automobilanalysten, könne niemand mehr mit größeren Kurssprüngen rechnen. "BMW bewegt sich auf sehr hohem Niveau", unterstreicht Robert Pottmann von M.M.Warburg in Hamburg. Anleger müssen sich darauf einstellen, dass der Ertragsstrom bei BMW im Verlauf des Jahres etwas ins Stocken geraten wird.

Der Grund: Der Münchener Automobilhersteller kommt in diesem Jahr gleich mit drei neuen Modellen auf den Markt - eine außergewöhnliche Zahl für dieses vergleichsweise eher kleine Unternehmen. Die Einführung des Mini, des 3er-Compact und des neuen 7er wird auf der Kostenseite gehörig zu Buche schlagen. Autoexperte Stürzer sieht gleichwohl keinen Grund zur Beunruhigung, wenn es bei BMW in der zweiten Jahreshälfte tatsächlich etwas abwärts gehen sollte. Das Unternehmen investiere in neue Produkte, das koste Geld.

Vorsicht bei Daimler-Chrysler

Vorsichtig sollten Anleger auch bei anderen Automobiltiteln agieren. Für Robert Pottmann von M.M.Warburg gilt das an erster Stelle für Daimler-Chrysler. Der Titel des Konzerns ist aus seiner Sicht "nichts für sicherheitsbewusste Anleger". Dafür seien die Chrysler-Risiken in den USA zu groß. Niemand könne derzeit mit Sicherheit sagen, in welche Richtung sich die US-Volkswirtschaft nun tatsächlich entwickeln werde.

Wer auf Nummer sicher gehen wolle, der solle sein Geld lieber bei einem Unternehmen wie Porsche investieren. Dort stimme die Rendite, die Gewinne wüchsen weiter. Pottmanns Kollege Stürzer von der HypoVereinsbank glaubt sogar, dass der Stuttgarter Sportwagenhersteller in den kommenden Wochen wieder etwas stärker zulegen könnte. Er weist darauf hin, dass sich der Aktiensplit von Porsche in diesem Frühjahr überhaupt noch nicht richtig auf den Börsenkurs niedergeschlagen hat. Das Stuttgarter Unternehmen hatte seine Vorzugsaktien erst vor wenigen Wochen im anlegerfreundlichen Verhältnis 1:10 aufgeteilt. Porsche-Titel kosten jetzt nicht mehr fast 4000 Euro, sondern nur noch ein Zehntel dessen.

VW löst Stirnrunzeln aus

Bei vielen Analysten löst weiterhin Volkswagen größeres Stirnrunzeln aus. "Vom Marktvolumen sind keine deutlichen Impulse für VW zu erwarten", sagt Erik Burgold von der Frankfurter BHF-Bank. In Westeuropa sei das Automobilgeschäft derzeit lustlos. Albrecht Denninghoff von den Hypo-Vereinsbank kritisiert die Berichterstattung des Wolfsburger Konzerns. Erst der Abschluss für das Jahr 2001 werde zeigen, ob sich das Unternehmen wirklich anlegerfreundlicher zeige und in seinen Quartalsberichten Zahlen mit mehr Kontinuität vorlege. Beim Bericht für das erste Quartal dieses Jahres hatte VW in der vergangenen Woche für Verwirrung gesorgt, weil das Unternehmen sowohl Zahlen nach dem deutschen HGB als auch nach den internationalen Bilanzierungsstandards IAS vorgelegt hatte.

Auch bei den anderen europäischen Automobiltiteln dominiert auf längere Sicht die Skepsis. "Peugeot könnte die Enttäuschung des zweiten Halbjahres werden", warnt Jürgen Pieper. Das Unternehmen habe sich selbst hohe Absatzziele gesteckt - die schnell verfehlt werden könnten. Außerdem bringe das französische Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte weniger neue Modelle auf den Markt. Renault, die Nummer zwei in Frankreich, leidet schon jetzt an der geringen Zahl neuer Modelle.

zel

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