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Wirtschaft: Autobauer fürchten die Dienstwagensteuer

Branchenspezialisten sehen Absatzrückgang vor allem bei Mercedes und BMW, wenn die Steuererhöhung kommt

Frankfurt (Main) (brb/hof/hz/mwb/HB). Die geplante höhere Besteuerung von Dienstwagen wird nach Einschätzung von Autoherstellern und Branchenspezialisten die Autokonjunktur im kommenden Jahr belasten. Vor allem Autos der gehobenen Preisklassen seien betroffen. Deshalb fordern einzelne Hersteller die Bundesregierung auf, die geplante Steuer noch einmal zu überdenken.

Bisher müssen DienstwagenBesitzer, die das Auto auch privat nutzen dürfen, den geldwerten Vorteil aus diesem Privileg versteuern. Entweder, indem sie ein Fahrtenbuch füren, oder indem sie ein Prozent des Anschaffungspreises pauschal versteuern. Künftig soll diese Pauschalsteuer auf 1,5 Prozent des Neuwagenpreises angehoben werden.

Dienstwagennutzer können die Steuer senken, indem sie beispielsweise ein Fahrtenbuch führen. Das dürfte sich vom kommenden Jahr an für mehr Betroffene lohnen als bisher. Bei geleasten Fahrzeugen gibt es eine weitere Chance der Steuerreduzierung: Statt die Pauschale von 1,5 Prozent des Anschaffungspreises als geldwerten Vorteil versteuern zu müssen, kann es im Einzelfall günstiger sein, die tatsächlichen Kosten, die dem Arbeitgeber aus einem Leasingvertrag entstehen, anzusetzen.

Solche Ausweichmöglichkeiten hat die Automobilindustrie nicht. Der Verband der Automobilindustrie sieht die Autokonjunktur in Deutschland durch die drastische Erhöhung der Dienstwagensteuer geschwächt. „Damit wird gerade das Fahrzeugsegment geschwächt, das sich bislang besonders konjunkturrobust gezeigt hat", wettert VDA-Präsident Bernd Gottschalk. Der Verband erwartet nunmehr für 2003 nur noch einen bescheidenen Zuwachs von zwei Prozent für den deutschen Pkw-Markt. Betroffen sind besonders die deutschen Hersteller. Denn neun von zehn Dienstwagen hier zu Lande werden von inländischen Herstellern verkauft. Die Branche, die nach drei schwachen Jahren auf eine Erholung im kommenden Jahr gehofft hatte, sieht nun die Impulse aus dem Inlandsmarkt schwinden.

Für viele Manager stellt sich nun die Frage, ob sich ein Dienstwagen überhaupt noch lohnt. Ein Manager, der einen Wagen für 50000 Euro fährt, müsste 2500 Euro mehr pro Jahr als Gehalt versteuern. Das kann eine Netto-Mehrbelastung von fast 1250 Euro bedeuten. Als Reaktion könnten viele Führungskräfte künftig beim Dienstwagen auf die Bremse treten. „Viele Dienstwagennutzer werden auf kleinere Modelle und weniger Ausstattung zurückgreifen", sagt Ulrich Winzen vom Essener Marktforschungsinstitut Marketing Systems, das die Prognosen für die meisten Autohersteller liefert.

Ein Umsteigen der Firmenkunden auf kleinere Fahrzeuge befürchtet auch Erich Klemm, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Daimler-Chrysler AG. Dies würde sich negativ auf die Beschäftigung bei Daimler auswirken. Klemm fordert die Bundesregierung auf, die Erhöhung der Dienstwagensteuer zu überdenken. Klaus Mangold, Vorstandsvorsitzender der Daimler-Chrysler Services AG, sagt, dass heute 20 Prozent der Fahrzeugverkäufe von Daimler-Chrysler auf Dienstwagen entfallen.

Als die damalige Regierung Kohl 1996 die neue Dienstwagenregelung eingeführt hat, hatte dies nach Angaben des VDA massive Auswirkungen auf die Nachfrage. Am sensibelsten reagierte das Segment der Oberklasse-Limousinen. „Von 1996 bis 1997 brach das Topsegment um ein Viertel auf rund 31000 Fahrzeuge ein", sagt BMW-Finanzchef Stefan Krause. Die Münchner sehen die Entwicklung auf dem deutschen Markt mit Sorgen. Vier von fünf 7er-BMW werden als Dienstwagen genutzt, beim 5er sind es immerhin noch drei von fünf.

Porsche dagegen will vor einer Bewertung die endgültige Regelung abwarten. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller hat in den vergangenen Jahren mit der Dienstwagensteuer keine schlechten Erfahrungen gemacht. Nach der Einführung 1996 habe man etwa ein halbes Jahr lang bei den Kunden eine Zurückhaltung gespürt. Danach habe sich das gegeben, heißt es bei Porsche.

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