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Wirtschaft: Autobauer gesucht

Daimler, BMW und VW stellen 10 000 Mitarbeiter ein / Protest gegen Leiharbeit

Berlin - Die deutschen Autokonzerne bauen ihre Belegschaft aus, setzen aber auch weiterhin auf Leiharbeit. Daimler, BMW und VW stellen in diesem Jahr rund 10 000 zusätzliche Arbeitskräfte hierzulande ein. Grund dafür ist der Erfolg auf den Weltmärkten. Bereits im vergangenen Jahr waren mit 4,2 Millionen Autos fast ein Viertel mehr Fahrzeuge ins Ausland verkauft worden als im Jahr zuvor. Und in diesem Jahr wird ein weiterer Anstieg der Exporte auf mindestens 4,4 Millionen erwartet. Damit geht der weitaus größte Teil der hier gefertigten Pkw (knapp sechs Millionen) ins Ausland.

Da indes das größte Wachstum in China und Indien, Südamerika und Osteuropa stattfindet, bauen die deutschen Konzerne Kapazitäten vor allem in diesen Ländern und Regionen auf. So wird Daimler von den angekündigten 10 000 Neueinstellungen in diesem Jahr rund 6000 an ausländischen Standorten vornehmen. Ähnlich läuft es im VW-Konzern, der mit seinen Töchtern Audi, Seat und Skoda, Bentley und Lamborghini bis 2018 mehr Autos verkaufen will als der bisherige Weltmarktführer Toyota. Bis dann soll die Zahl der VW-Konzernmitarbeiter von heute 390 000 auf 440 000 steigen – vor allem in China, Indien, Russland und den USA.

Immerhin hat allein die Marke VW angekündigt, in diesem Jahr 2200 Arbeitnehmer aus einem Leiharbeitsverhältnis übernehmen zu wollen. Nicht ganz so groß sind die Dimensionen bei der VW- Tochter Audi. Für die Werke Neckarsulm und Ingolstadt kündigte das Unternehmen die Übernahme von 200 Leiharbeitnehmer an. „Weitere folgen im Laufe des Jahres“, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung. Bei einer Gesamtbelegschaft von 46 700 Mitarbeitern beschäftigt Audi derzeit 1400 Leiharbeitnehmer.

Bei Daimler bekommen die Leiharbeitnehmer denselben Grundlohn wie die Stammbelegschaft – mehr aber auch nicht. „Es fehlen rund zehn Prozent Schichtzuschläge und von Weihnachts- und Urlaubsgeld können die Leiharbeiter nur träumen“, ärgerte sich Daimler-Betriebsratschef Erich Klemm am Donnerstag. Er reagierte auf die Ankündigung der Konzernleitung, einige tausend Arbeitnehmer einstellen zu wollen. Dabei unterschlage der Vorstand die aktuell laufenden Verhandlungen über den Einsatz von Leiharbeit. „Dringend erforderliche Neueinstellungen in der Produktion macht das Unternehmen davon abhängig, dass die Quote von acht Prozent überschritten wird, also noch mehr Leiharbeiter in den Fabriken arbeiten“, schrieb Klemm in einer Mitteilung. Er sprach ferner von einem „unwürdigen Machtspiel auf dem Rücken der Menschen“.

Die IG Metall führte am Donnerstag den bundesweiten Aktionstag der Gewerkschaften gegen Leiharbeit und überhaupt prekäre Beschäftigung an. Nach Angaben der Gewerkschaft beteiligten sich mehr als 200 000 Metaller aus 1360 Betrieben an den Protesten. IG-Metall- Chef Berthold Huber warnte davor, „die Arbeitswelt durch eine Flut von Leiharbeit und prekärer Beschäftigung für alle schlechter zu machen“. Mit Dumpinglöhnen könne man vielleicht kurzfristig einen Kostenwettlauf gewinnen, werde aber „dauerhaft im Innovationswettlauf verlieren“, meinte Huber. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt verteidigte dagegen die Leiharbeit als „erfolgreiches Instrument, um Langzeitarbeitslosen den Einstieg in Arbeit zu erleichtern“.

Die deutschen Daimler-Standorte profitieren in diesem Jahr vor allem von der Übernahme der 1900 Azubis. Wie viele zusätzliche Stellen in welcher Fabrik entstehen, darunter das Mercedes-Werk in Berlin-Marienfelde mit rund 2800 Beschäftigten, ließ der Konzern am Donnerstag offen. Daimler beschäftigt gut 260 000 Mitarbeiter, davon 164 000 in Deutschland. Beim Mercedes-Konkurrenten BMW waren Ende 2010, aktuellere Zahlen liegen nicht vor, rund 96 000 Personen beschäftigt. Der Münchener Konzern mit den Marken BMW, Rolls- Royce und Mini hat bislang für dieses Jahr die Einstellung von 2600 Mitarbeitern weltweit angekündigt.

Die Autoindustrie insgesamt ist neben dem Maschinenbau die Kernbranche der Metall- und Elektroindustrie mit derzeit rund 3,4 Millionen Beschäftigten. Nach Einschätzung von Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, kommen in den nächsten zwölf Monaten bis zu 80 000 Beschäftigte dazu. Der aktuelle Anteil der Leiharbeitnehmer in der Metallindustrie liegt bei 4,5 Prozent.

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