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Autobranche: BMW weist Daimler zurück

Der BMW-Konzern hat der lange geplanten Kooperation mit dem Konkurrenten Daimler eine weitgehende Absage erteilt.

Stuttgart - Der BMW-Konzern hat der lange geplanten Kooperation mit dem Konkurrenten Daimler eine weitgehende Absage erteilt. Unternehmenskreisen zufolge sind die Gespräche über eine Motorenkooperation mit Mercedes endgültig gescheitert. Auch die Zusammenarbeit der Finanztöchter beider Konzerne kommt nicht zustande. Ebenfalls vom Tisch ist eine gegenseitige Kapitalverflechtung, heißt es bei BMW. „Alles, was die BMW-Eigenständigkeit gefährdet, ist tabu“, verlautet es aus dem Aufsichtsrat der Münchener, der von der Familie Quandt als größter Eigentümer dominiert wird. Allein die Gespräche über eine Einkaufskooperation laufen weiter.

Der Rückzieher aus Bayern kommt zu einem heiklen Moment, befindet sich die gesamte Branche doch auf dem Höhepunkt einer beispiellosen Absatzkrise. Sowohl Daimler als auch BMW haben seit Jahresbeginn Rückgänge von 25 Prozent zu verkraften. BMW rutschte bereits im vergangenen Herbst in die roten Zahlen, Daimler schockierte mit der Veröffentlichung eines Verlusts über 1,4 Milliarden Euro für das erste Quartal. Die Folge: In Stuttgart und München wird seit Wochen kurzgearbeitet, bei Mercedes stehen 200 000 unverkaufte Autos auf den Höfen der Händler. Angesichts dieses dramatischen Hintergrunds haben Experten eine weitreichende Kooperation lange als beste Alternative für einen Weg aus der Kostenfalle gesehen, vor allem bei der Entwicklung neuer Modelle und Motoren.

Seit anderthalb Jahren liefen die Gespräche zwischen den Erzrivalen. Regelmäßig schalteten sich die Vorstandschefs Norbert Reithofer und Dieter Zetsche in die Verhandlungen ein. Doch die anfängliche Euphorie ist längst verflogen. „Wir werden dann etwas verkünden, wenn es etwas zu verkünden gibt“, sagte Reithofer. Bei Zetsche klingt das so: Er halte eine Kooperation grundsätzlich für erstrebenswert, wichtiger sei aber die „Markenintegrität. Und das ist kein Aspekt, der die Zusammenarbeit verhindern würde, aber diese muss man immer im Blick haben bei allem, was man in Betracht zieht.“ Vor allem auf BMW-Seite haben sich die Bedenkenträger durchgesetzt. Entscheidender Punkt ist die Motorentechnologie, bei der sich die Münchener in Führung wähnen. „Daimler würde von einer Motorenkooperation mehr profitieren als wir“, sagt ein Beteiligter. Bei den Motoren erzielen die Autohersteller mit Abstand die höchste Wertschöpfung, andere Komponenten sind an Zulieferer vergeben.

Neben der schon vereinbarten Kooperation bei der Hybridtechnik arbeiten beide Konzerne weiter an einer Einkaufskooperation bei „nicht markenprägenden Teilen“. Demnach werden künftig allenfalls Teile wie Gurtroller oder Batterien zusammen eingekauft. Experten sind enttäuscht. „Die strukturellen Probleme bleiben. Die Stückzahlen sind nicht groß genug“, sagt Arndt Ellinghorst von der Credit Suisse. Branchenkenner sind sich aber sicher, dass sich BMW und Daimler ihren Stolz auf Dauer nicht mehr leisten können – spätestens wenn sich der neue Porsche-VW-Konzern formiert hat und seine PS auf die Straße bringt. fas/mwb (HB)

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